Ultràtum, Patriachat und Sexismus

Das Wuhlesyndikat, die gesammelten Ultràs von Union Berlin, gratulierten in der letzten Ausgabe (pdf) ihres Fanzine „Waldseite“ ihrem „treuen und engagiertem“ Ultrà Nachwuchs Teen Spirit Köpenick (TSK) zum vierjährigen Bestehen und wünscht sich von ihnen „weiterhin mit Herz bei der Sache“ zu sein. Dazu gehört bei der Eisernen Jugendgang neben Antisemitismus, Homophobie und Übergriffen offenbar auch Sexismus. Bei F_in wird auf ein widerliches Interview mit „drei führenden Köpfen“ von TSK und die dazugehörige recht einseitige Diskussion im Union-Forum aufmerksam gemacht.

Im Interview beschäftigen sich die jugendlichen Ultrás unter anderem mit dem Thema weibliche Fußballfan*innen und Ultràs Femminile in der Kurve. Außerdem geht es noch um (heterosexuelle) Beziehungen und Freund*innen. Das Bild, was die drei führenden Mitglieder*innen der Jugendgang Teen Spirit da auspacken, strotzt nicht nur vom konservativ patriachalen Männlichkeitskonstruktionen, sondern reproduziert widerlichsten Sexismus und die Marginalisierung der eigenen Eisenen Fan*innen. Die reagierten deshalb im Forum mächtig empört. Die geforderten Distanzierungen durch das Wuhlesyndikat und andere Fans wird es wahrscheinlich nicht geben. Der sexistische Konsens bei Union scheint mehrheitsfähig zu sein.

In ihrem Statement geht es um totale Loyalität zum Kollektiv, Territorium und Ausgrenzung. Eyk ist noch relativ zurückhaltend.

Denn in diesen 90 Minuten will ich einfach alles für mich, meiner Gruppe und natürlich meinem geliebten Verein geben. Und ja, ich bin während der gesamten 90 Minuten gegen Frauen in unserem Bereich!!!

Colucci wird da schon deutlicher.

Frauen beim Fußball, ein Streitpunkt in jeder Szene. Ich persönlich bin gegen Frauen in unserer Szene und im Stadion. Im Stadion will ich im Umkreis von 10 Metern kein Schwanzlosesgesindel, um mich herum haben. Das sieht jeder anders, jedoch finde ich es einfach nur abartig und vor allem nicht weiblich. So was ekelt mich an, denn ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, was zu 100 Prozent richtig mitsingt und so etwas braucht nicht bei uns in der Nähe zu stehen. Meine Meinung ist entweder man gibt alles oder man stellt sich weit weg vom Ultra- Pöbel und hält den Verkehr nicht auf, indem man nur rummeckert wie ne Bergziege, weil man mal nen Bier übern Kopf geschüttet bekommt. Sollen sie sich doch woanders hinstellen, aber wie gesagt: Nicht bei uns!!! Daher sollte man Fußball und Freundin strickt trennen. Was aber klar sein sollte, ist, dass der Verein und die Jungs über allem stehen, da wird nie eine Frau rankommen!

Julius äußert sich zunächst etwas differenzierter zum Thema Fußball, (heterosexuelle) Freundin und Fan*innen, legt aber scheinbar in einem Machoüberbietungswettbewerb gegenüber seinen Ultrà Kumpels noch einen drauf.

Ich finde den Mythos, wie Du ihn beschreibst „Freundin und Fußball geht nicht“, ist Quatsch. Klar ist es schwierig, beides unter einen Hut zu bekommen, aber wenn man beides wirklich möchte, dann kann man dies auch bewältigen. Aber zu viele Fotzen, die nur im Block rum stehen und quatschen, gehen mir tierisch aufn Sack!

Echt widerlich! Kein Wunder, daß die Unioner*innen sich echaufieren. Aber die Kritik trifft auf wenig Verständnis bei den anderen Unoner*innen. Selbst die widerliche Zuschreibung der Frauen als „Schanzlosgesindel“ und noch eindeutig zum Sexobjekt degradierend als „Fotze“ werden kaum problematisiert. Es wird tendenziell Verständnis mit den TSK Sexist*innen geäußert. Frauen hätten eben nix neben dem männlichen Fan zu suchen. Die wollen sich mal ganz archaisch ausleben – ohne Frauen! Echt zum Kotzen so ein sexistischer Müll!

Dabei gibt es durchaus einiges an positiven Aktivitäten zur Gleichberechtigung in der Kurve. F_in sammelt diese Aktivitäten, die leider aber immer noch viel zu selten sind. Die Aktion der Ultrà St. Pauli Femminile, die entschlossen auf Mackertum und Sexismus auch bei St. Pauli aufmerksam wollten, sticht hierbei hervor. Anders geht’s offenbar nicht!

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