Livorno zu verschenken

Was ist nur los auf diesem Livorno-Blog, werden sich bestimmt schon einige gefragt haben, die in den letzten Wochen vergeblich auf einen neuen, längeren Beitrag über Amaranto gewartet haben. Was los ist, fragen wir uns allerdings auch – vor allem in Bezug auf die Mann*schaft und den Verein. Das ewige Theater um Präsident Aldo Spinelli ging mit dem neuen Jahr nämlich genauso weiter, wie es 2011 aufgehört hat. Und sportlich konnte Amaranto auch noch nicht überzeugen. 

Seit Wochen ziert das Banner mit der Aufschrift „Spinelli Vattene“ (Hau ab Spinelli) schon die Curva Nord. Und trotzdem traut sich Aldo Spinelli, seit 1999 Präsident und damit Besitzer des AS Livorno, noch ins Picchi, wie zuletzt bei der siebten Heimniederlage der Saison am vergangenen Samstag gegen Bari. Und zwar kam er mal wieder ohne gelbe Jacke, der eine Zeit lang magische Kräfte nachgesagt wurden. Doch dass Amaranto in Anwesenheit des knalligen Anoraks gewann, ist schon eine gefühlte Ewigkeit her. Spinelli verbreitet nur noch schlechte Laune, wenn er sich blicken lässt. Den wenigen noch übrig gebliebenen Fans – den „tifosi veri“ – reicht es jetzt aber endgültig, wie sie in einem Offenen Brief an Spinelli klar machen, der bei Alé Livorno zu lesen ist.

Denn Spinelli erzählt schon ein paar Jahre, dass er sich aus dem Verein zurückziehen will. Zuerst hieß es, er würde die Geschäfte seinem Sohn übertragen. Seit bald zwei Jahren ist aber klar, dass Spinelli verkaufen will. Nur leider hat er immer noch keinen ernst zu nehmenden Interessenten gefunden, wie er behauptet. Seit Jahren herrscht damit Unruhe im Verein, die sich bestimmt auch auf die Mann*schaft auswirkt. Ende Dezember legte Spinelli aber noch eine Schippe drauf und schwafelte daher, er würde den Verein verschenken wollen. Das berichtet das hetzerische Boulevardblatt „Il Tirreno“ von der Pressekonferenz Spinellis, als er Trainer Walter Novellinos Abgang verkündete. Jetzt soll Livornos Bürgermeister Alessandro Cosimi vermitteln. Diese Woche wurde bekannt, dass Spinelli wohl bei dem Drittligisten Savona als Sponsor einsteigt. Damit würde er in seine Heimat nach Ligurien zurückkehren. In Livorno will ihn sowieso keine*r mehr sehen!

Das Drei-Jahres-Programm, das Spinelli noch zu Beginn der letzten Saison nach dem erneuten Abstieg aus der Serie A angekündigt hatte, ist gnadenlos gescheitert. Danach wollte der noch immer amtierende Präsident nach drei Jahren den Wiederaufstieg schaffen. Nachdem Livorno in der letzten Saison verdient, aber nur knapp die Playoffs verpasste, gab es Hoffnung in die junge Mannschaft. Mit neuen, jungen Spielern schien auch ein neuer Mann*schaftsgeist und damit die Wiederbelebung des Verhältnisses zur Kurve möglich. Doch Amaranto hat scheinbar einfach nicht die Klasse, die es in der zweiten italienischen Liga braucht. Und Spinelli will einfach nicht gehen. Die Fans bleiben zwar auch wegen der Tessera die tifosi weg, aber eben auch weil die Stimmung einfach mies ist.

Spinellis Niedergang bei Livorno begann aber schon ein paar Jahre früher. Als Igor Protti 2005 seine Karriere beendete und kurze Zeit später Cristiano Lucarelli wegging, fehlten nicht einfach nur gute Spieler, sondern Persönlichkeiten in der Mann*schaft. Typen, die mehr waren als Spieler, insbesondere für die Livornes*. Die beiden spielten mit einer Leidenschaft für den Verein und die Stadt. Das hat Zehntausende Livornes* ins Stadion gezogen. Wieder solche Spieler zu holen, schaffte Spinelli nicht. Und er wollte es auch nicht mehr. Die „drei Prozent“ werfen ihm in dem Offenen Brief sogar vor, Spinelli habe alle, denen Livorno etwas bedeutet hat, vertrieben. Und damit haben sie wohl recht.

Bleibt zu hoffen, dass vor allem die jungen Spieler wie Bardi und d’Agnello sich mit Spinellis Spielchen nicht beschäftigen und sehen, dass die Fans nicht für derzeitige Lage verantwortlich sind. Bei Torhüter Bardi scheint dies auch tatsächlich nicht so zu sein. Nach der Niederlage letzten Samstag hat er sein Bedauern geäußert. Die Mann*schaft sei gut unterstützt worden. Daher täte es ihm besonders leid, dass die Heimspielschwäche wieder nicht überwunden werden konnte. Immerhin 5.000 Leute waren dabei im Stadion. Darunter wie immer auch die Leute von Alé Livorno.

Nach diesem spielfreien Wochenende – andere Clubs mussten Nachholspiele absolvieren – bleibt die Hoffnung, dass sich Amaranto nun langsam wieder aufrappelt und die Saison möglichst ohne Abstiegskampf ordentlich zu Ende bringt. Wenn Spinelli dann tatsächlich am 30. Juni seine Sachen packt, können die Jungs in der neuen Spielzeit wieder voll angreifen.

Forza magico Livorno!

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