Schwarz-Rot-Gold – Lappenfetisch und Integrationswille

Nietzsche entdeckte den "Willen zur Macht". In Leni Riefenstahls Film zur Inszenierung der Nürnberger Reichsparteitage der Nazis wurde daraus der "Triumpf des Willens", den wohl auch Müller-Hohenstein bei Klose gesehen hat, als er endlich wieder getroffen hat. Aber all das hat selbstverständlich nix mit Nationalismus zu tun. Auch nicht mit nationaler Superiorität. Viel mehr geht es um Patriotismus. Und der ist gesund. Die Fahne ist hierbei lediglich ein Modeaccessoires, wie Deniz Yücel von der taz bei der Jungle World Diskussion über Nationalismus und Fußball behauptet.

Die Diskussion war selten dämmlich. Statt über Nationalismus, Kapital und Bürger_innen im Nationalstaat zu reden, wurde der Fokus auf Ghana und Gaza gelegt. Alex Feuerherdt, Autor der Jungle World, betonte immer wieder arrogant und stupide, daß "die Deutschen" grundsätzlich und immer – auch in ihrer Figuration als migrantische Deutsche – fremdenfeindlich, antisemitisch und sowieso ganz böse sind. Klaus Bittermann bediente den eigenen intellektuellen sozialen Chauvinismus und machte den "neuen Nationalismus" zum Unterschichtenphänomen. Yücel pflichtete dem bei, hat aber selbst keine Problem mit dem Pop-Phänomen des Nationalfahnenfetischs. Er lehnt ihn lediglich aus ästhetischen Gründen ab.

Was gar nicht vor kam, was aber durchaus regelmäßigen Jungle World Leser_innen hätte auffallen müssen, daß sich der "völkische Nationalismus" lediglich in einen staatsbürgerlichen verwandelt hat, der insbesondere in Stadtbezirken blüht, wo die Bürger*innen nur noch durch Nationalismus eine positive Identität aufbauen können. Dieses "Ja" zur kapitalistischen Verwertung, das "Ja" zur Integration in die westliche Verwertungsgesellschaft ruft nach Teilhabe am nationalen (Volks-) Körper, der nun aber nicht mehr nur ein "weißer" ist, sondern großzügig jede*n Verwertungswilligen aufnimmt. 

Am nächsten war noch noch David Schweiger von der Phase 2 an diesem Diskurs. Die Autonome Neuköllner Antifa (a.n.a.) hat dies aber sehr gut verstanden. Besser als die eitlen, selbstverliebten (antideutsche) Intellektuellen. Deshalb hier ihre Schlußfolgerungen zum "Fahnenkrieg" in Neukölln.

Die Nation ist ein Zwangskollektiv, in dem gesellschaftlichen
Widersprüche, wie das permanente Konkurrenzverhältnis der Individuen
zueinander, verschleiert und individuelles Glück hinter dem vermeintlich
übergeordneten Interesse des nationalen Kollektivs zurückstehen muss.
Die Ideologie der Nation steht mit ihrem Bestehen somit notwendigerweise
zwischen der Erkenntnis der Verhältnisse als Voraussetzung ihrer Kritik
und späteren Überwindung und den Insass_innen des Kollektivs. Sie
stellt also ein zwingend zu überwindendes Hindernis im Kampf für eine
freie Gesellschaft dar. Jeglicher positiver Bezug auf die (deutsche)
Nation auch durch das öffentliche Zuschaustellen von nationalen
Symbolen, ist eine Manifestation einer ständig reaktionären,
antiuniversellen und anti-aufklärerischen Ideologie, sie muss daher
stets Ziel einer linksradikalen Intervention werden. 

 

Der Forderung schließen wir uns gerne an!

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