Klose, Lazio und faschistische Folklore

Im Lilaweißen Fanforum wird seit einiger Zeit diskutiert, ob mensch heutzutage Laziomerda supporten darf und zum Teil durchaus Symphatien für den Naziverein und seine faschistische Kurve geäußert. Dies ist besonders erstaunlich, da sich die aktiven TeBe-Fans doch gegen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie engagieren. Hintergrund soll eine vermeintlich veränderte Fankultur in der römischen Curva Nord sein, wo faschistische Symphatiebekundungen und der Hang zur rassistischen Ausgrenzung nicht mehr gelebt wird.

War diese Behauptung schon im Dezember vergangenen Jahres, als der Forumthread gestartet wurde, nicht haltbar, haben Teile der Kurve ihre faschistische Symphatie am vergangenen Wochenende erneuert und Miroslav Klose mit Runen und Wehrmachtsmotto geehrt. Die Potsdamer Neuesten Nachrichten weisen außerdem darauf hin, daß während des Spiels in der Nordkurve antisemitische Gesänge zu hören waren.

Offenbar wurde der Laziomerda-Evergreen „Su cantiamo tutti insieme giallorosso ebbraio“ (Wir singen alle zusammen die Gelb-Roten sind Juden) gesungen. Und dies ausgerechnet, wie PNN betont, am Tag als die römischen Jüd*innen in den Tod deportiert wurden. Der erwähnte antisemitische Chor ist, entgegengesetzt zur vermeintlichen Läuterung der Curva Nord der Lazial*, immer noch das übliche Repertoure von Gesängen. Zuletzt gab es heftige Diskussionen, weil die gesamte Curva Nord beim Derby am 18. März diesen Jahres in den antisemitischen Chor einstieg.

Aber für Livorno Fans ist die tiefverwurzelte faschistische Verfaßtheit der Laziomerdakurve nix neues. Da hat sich auch nix verändert. 2010 mußten wir den Faschoscheiß im Picchi selbst erleben. Aber der Koppelspruch der Wehrmacht ist nicht nur bei Lazio-Anhänger*innen besonders beliebt. 2006, wie hier beschrieben, nutzten AS Roma Tifos* das Motto der deutschen Massenmörder während der Besetzung Italiens um die angereisten Livornes* zu provozieren.

Ebenfalls erwähnenswert ist, daß das „Gott mit uns“ Teil der (neo-) faschistischen Folklore in Italien ist. Auch Hellas Verona, gegen die Livorno am 3. Dezember diesen Jahres spielen wird, und seine Fans mögen das Wehrmachtsmotto. Allerdings aus anderen Gründen. Sie beziehen sich, wie im Ballesterer zu lesen ist, auf moderne Faschistenmörder aus den eigenen Reihen und boombende Nazi-Terrorist*innen.

Der territoriale Herrschaftsansprüche der Faschist*innen bei Laziomerda, der den Livornes* 2005 mit „Roma e‘ fascista“ unmißverständlich klar gemacht werden sollte, gilt auch heute. Auch wenn die Irriduccibili an Macht verloren haben, bleiben andere faschistische Fangruppen. Eine davon war „In basso a destra“ (Rechts von unten) über deren Ideologie Mr. Altravita genaueres geschrieben hat. Diese Autonomen Nationalist*innen beziehen sich auf einen beinah schon ursprünglichen Faschismus der Straße, der selbst bei den Ultras Lazio positiv rezipiert wird.

Derartiges fällt selbst in der von einem (Neo-) Faschisten regierten Stadt auf und führte zur Reaktion der Sicherheitskräfte. Die haben 2008 – im Zuge der Ermordung von Gabriele Sandri – militante Nazis von „In basso a destra“ festgenommen und die Fangruppe als kriminelle Vereinigung verboten. Ihre Ideologie lebt aber innerhalb der Ultras Lazio und der Curva Nord, wie am vergangenen Sonntag zu sehen war, nahtlos fort.

Das faschistisches Gedankengut und Folklore bis heute in der Laziomerda Kurve selbstverständlich sind, beweisen im Übrigen auch Laziohopper*innen. Die nämlich schnell, was in der Curva Nord des Olimpico üblich ist – nämlich der ausgestreckte rechte Arm. Und auch Spieler*innen, die spielfrei haben, wissen, wie mensch sich in der Curva zu benehmen hat. So zeigte Mauro Zarate freundlich lächelnd den römischen Gruß…

Also, die Lazial* sind ganz harmlos und sollten auch von emanzipatorischen Fußballfans supportet werden. Wat ein Bullshit! So’ne verdrehte Scheiße, die den eigenen Anspruch gegen Diskriminierung und Faschismus zu kämpfen unterläuft, passiert womöglich, wenn einzelne antideutsche Hardcore-Sektierer*innen sich neue Vereine suchen (müssen). Echt gruselig!

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