You will never be alone again!

Das war doch mal ’nen beinah perfekter Fußballnachmittag. Beinah nur, weil ich viel zu früh aufsteh’n mußte, dit Bad inklusive Klo saubergemacht hab und die Drecks Bahn ausgerechnet am Wochenende auf die Idee kam beide Linien mit Pendel- und Schienenersatzverkehr zu verlangsamen. Ich bin mmer noch tierisch sauer auf diese Scheiß-Bahn. Aber egal! Verdiente drei Punkte, ein spannendes Kombinationsspiel und ’ne geniale Stimmung in der Kurve ha’m dafür gesorgt, daß ich diesen Nachmittag so schnell nich‘ vergessen werde. Auch weil ich, diesmal mitten im Support Mob stand. Hat Spaß gemacht! Also vielleicht doch perfekt! Aber eins nach dem anderen.

Ich dachte mir schon, daß heute ein ganz besonderer Tag werden könnte. Gestern hat St. Pauli bei den Förster*innen genial gewonnen. Der Support der Braunweißen war gewohnt laut und drückend überlegen. Die Unioner*innen blieben aus unerfindlichen Gründen recht harmlos und still. Mit stupidem F-C-U Buchstabieren lassen sich eben auch eiserne Fan*innen nich‘ zum melodiösen Gegröhle hinreißen. Aber eigentlich wollt ich was janz anderes erzählen… Gestern war’n nämlich die Ultrà Kolleg*innen aus’m Hamburger Kiez in Berlin ordentlich am Alarm veranstalten und viele blieben, um heute im KarLi die Babelsberger*innen zu unterstützen.

Anders war’s heute übrigens schon am Bahnhof. Nach unserer Odyssee durch den Scheißpendelverkehr, war’n wir freudig überrascht in Babelsberg so viele Menschen auf’m Weg zum Stadion zu treffen. Der*ie andere Osnabrücker*in schummelte sich auch unter die blauweißen Pilger*innen. Und Konsumbegeisterte bei ihrem Wochenendeinkäufen sollen gerüchteweise auch unterwegs gewesen sein. Ick denke ab’a, daß et‘ alle’t Tifos* des Sportverein Babelsberg war’n. Warum sollte mensch sich sonst im Weberviertel Nowawes rumtreiben. Außer vielleicht um die Knirps*innen zu Concordia zum emanzipatorischen Aufwachsen zu begleiten… Auf jeden Fall war jut wat los und deshalb sind wir gleich zum Stadion und ab in Kurve!

Im Supportblock standen schon einige engagierte und euphorisierte Ultras und warteten auf den Anpfiff. Fähnchen und Gesänge gab’s schon recht früh. Beim Einmarsch wurde es dann noch lauter. Dit mußte aba auch sein, denn die Gäste aus Osnabrück starteten ebenfalls recht laut. Völlig unnötig fand ich allerdings den Anti-Pauli Gesang. Aber jut, hat nich‘ weiter gestört… Ich war dann auch sehr viel mehr damit beschäftigt den Zeitpunkt für die Schnipsel nich‘ zu verpassen. Wär‘ aber eigentlich auch egal jewesen, denn Schnipsel und Bierpapier jab’s dit janze Spiel über. Fototechnisch wurde der erste Moment leider aber doch verpaßt. Sah aber wohl richtig jut aus!

Die erste Hälfte hab ich mich noch mehr auf’s Spiel konzentriert. Und wat ich jeseh’n hab, sah ordentlich aus. Die Abwehr stand konzentriert und sicher. Die Gäste lief’n eins ums andere mal ins Abseits. Und wenn’se dann ma‘ doch durch kamen, schoßen ’se entweder glücklicherweise völlig dämlich daneben oder Zacher parierte. Der Babelsberger Schlußmann setzte aber auch Akzente nach vorne. Auch wenn seine Vorderleute zunächst wenig daraus machen konnten.

Supporttechnisch sah’s in der ersten Halbzeit durchwachsen aus. Zugegebenermaßen stand ich aber auch recht weit vom Stimmungsblock entfernt. Und der ganz randständige Teil der Gegengrade im Norden war zwar janz jut jefüllt, aber nich‘ grade singfreudig. Sehr schade! Und weil ich ja nich‘ zum Fußballkucken in der Kurve stand, hab ich mich irgendwann in Richtung Fahnen, Gesänge und Schnipsel bewegt. Und da bin ich auch jeblieben! Bis zum Schluß! Und es war der Hammer!

Die zweite Hälfte war einfach nur ein schöner Spiel- und Supportrausch. Die Blauweißen auf’m Rasen erspielten sich schöne Chancen aus einer sicheren Abwehr heraus. Osnabrück mühte sich vergeblich. Das Tor machte Babelsberg. Makarenko setzte sich nach genialen Paß in die Tiefe super durch, stand plötzlich ganz allein vor dem Gästekeeper, köpfte an die Latte, behielt die Nerven und ließ das Netz zappeln… Auf den Rängen alle’t am Ausrasten! Das Tor kam völlig aus dem nix, paßte aber zur Stimmung in der Nordkurve. Die sang jetzt nämlich durchgehend, laut und euphorisch! Alle! Und wir mittendrin, das erste mal mittendrin. Und es war richtig jut, falls ich’s noch nich‘ erwähnt hab…

Danach ging’s spannend weiter. Der SVB kombinierte zu Kontern, wobei die Päße oft zu ungenau und hastig gespielt wurden. Trotzdem fand ich die Vorstöße der Babelberger*innen sehr viel erfolgversprechender, als das kreativlose Gekicke der Osnabrücker*innen. Von Überlegenheit war da nix zu spür’n. Die Blauweißen taten einfach mehr für die zu vergebenen drei Punkte. Der Ausgleichstreffer paßte deshalb jar nich‘. Diese’t Gestochere, liegende Spieler*innen und überhaupt ham die Gäste im KarLi jar keine Tore zu schießen. Naja, der VfL hatt‘ die Pille dann doch einmal über die Linie jedrückt. Aba Nulldrei antwortete prompt und Markus Müller vollendete nach schöner Kombination eiskalt zum 2:1 Endstand.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt gab’s in der Kurve kein Halten mehr. Ich weiß nich‘ mehr, wann die Zeck*innen so geil am Hüpfen war’n oder „You’ll never be alone again“ durch’s KarLi schallte. Uff jeden Fall hat weder die Kurve noch die Blauweißen auf dem Rasen aufgegeben, als ‚et 1:1 stand. Ich hatte das Gefühl, daß wirklich alle, die janze Kurve fest davon überzeugt war, das dit der Tag werden würde, wo ‚et endlich mal wieder drei Punkte zu feiern geb’n würde. Und gefeiert wurde dann spätestens nach dem erneuten Führungstreffer kurz vor Abpfiff. Und wie! Die ganze Kurve war am Ausflippen. Alle lagen sich in den Armen. Egal ob St. Paulianer*in, Livornes*, Roter Stern Tifos* oder weiß ick wer noch so in der Kurve rumstand. Wirklich alle am feiern. Und wir das erste mal mittendrin. Und es war der Hammer…

Erwähnenswert is‘ noch der erneute Auftritt der Cap*ine. Ick fand’s auch ohne Premiere zu sein jut! Die Handhabung der Flüstertüte sollte vielleicht nochmal jeübt werd’n. Aber sonst, weiter so und mehr davon! Und mehr von solchen Spielen bitte. Müller öfter auf’m Zaun. Die Mann*schaft am poggen. Und überhaupt, einfach mehr von dieser Stimmung, der Euphorie, dem Wahnsinn in’ner Kurve… Und ganz selbstverständlich will ick die Soziale Revolution! Anfangen mit’er Revolte könn‘ wa‘ beim Antifa Siempre Festival!

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2 Kommentare zu „You will never be alone again!“

  1. ich sagt:

    wieviel waren denn aus italien vorort?

  2. Jurij sagt:

    naja, ich hab keine italiener*innen gesehen. gemeint war’n wir. livornes* sein is‘ nämlich ’ne mentalität, eine einstellung, eine philosophie, so ähnlih wie ultra 😉