Allez, allez oh! Nous sommes Babelsberg!

Gestern nachmittag war ein historisches Datum. Wir haben unsere neuen Schuhe spazieren getragen, sie zum hüpfen gebracht und schnurstracks ins Nowawes gelenkt. In ’ner Kurve gab’s ebenfalls eine Premiere. Didi Demuth machte eine*n auf Vorsänger*in und bedankte sich so bei der Norkurve. Der „echte“, allseits beliebte Vorsänger und Jung-Ehemann, lächelte zu diesem Zeitpunkt auch nur noch und wollte offenbar gar nich‘ mehr runter vom Zaun. Und all das nur, weil Nulldrei mal wieder zu Hause gepunktet hat. Ein historischer Tag eben. Aber auch ein trauriger…

Es war aber auch alles perfekt. Die Auswärtsfahrt nach Osnabrück war zwar nich‘ sportlich erfolgreich und bot mächtig Reibungspotenzial mit privaten Paramilitärs sowie staatlichen Sicherheitspersonal , dennoch gab’s ordentlich Feuer und Leidenschaft in ’ner Gästekurve. Am Mittwoch, einen Tag nach dem Punktverlust in Niedersachsen, konnte die Entlassung von Didi Demuth durch eine kurzfristige Fan-Mobilisierung vor die Geschäftsstelle verhindert werden. Aus heutiger Sicht muß mensch sagen, bloß gut, daß Didi vor unnötigen und respektlosen Schnellschüßen geschützt wurde. Und dann noch die Sonne, die sorgte für ein bißchen mediterane Stimmung im KarLi! Super!

Eine Choreo zum Auftritt der Mensch*schaften gab’s gestern nich‘. Die Zeit zwischen Auswärtsfahrt und Heimspiel war offenbar zur Vorbereitung zu kurz. Erstaunlicherweise war auch trotz perfekter äußerer Bedingungen die Stimmung zunächst ziemlich lau. Überzeugend kam lediglich der Dialog zwischen den Vorsänger*innen und der Kurve rüber. Leider muß ich sag’n, daß die gesponsorten Ultras aus Aalen für mächtig Alarm sorgten. Zumindest solange ihre Mensch*schaft nich‘ in Rückstand geriet. Die Nazis war’n viel zu oft zu hören. Selbst nach dem Tor explodierte die Stimmung in ’ner Nordkurve nich‘. Babelsberg lag gegen den Aufstiegsaspiranten aus Baden Württemberg verdient vorn, aber die Kurve schien noch skeptisch zu sein. Is‘ aber auch kein Wunder, bei dem, was die Blauweißen auf’m Rasen in letzter Zeit so abgeliefert haben.

Aber diesmal lief’s ganz anders. Die Nulldreier*innen bemühten sich. Immer wieder drangen sie nach vorne. Spielzüge gab’s zu seh’n, wie schon lange nich‘ mehr. Die Flanken in den Strafraum kamen an. Bei Ballverlust setzten die Babelsberger*innen nach und eroberten nich‘ selten den Ball zurück. Toll! Die Gäste konnten mit diesem Enthusiasmus offenbar gar nich‘ umgeh’n. Nach den ersten zehn Minuten, wo die Aalener*innen sich zumindest bemühten das Tor zu machen und ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden, übernahmen die Babelsberger*innen das Spiel und gaben es nich‘ mehr aus der Hand. Besonders in der zweiten Hälfte kam nix mehr von den Gästen. Nulldrei drehte auf und legte ’ne richtige Powerplay Runde hin. Der zweite Treffer kam mehr als verdient und kröhnte das Engagement der Blauweißen.

Nach diesem Tor gab’s in ’ner Nordkurve kein Halten mehr. Der Druck der letzten Enttäuschungen fiel spürbar von den Babelsberger*innen ab. Lauthals und in Teilen unangesagt wurde nu‘ supportet. Die Aalener*innen hatten nix mehr zu melden. Die selbsternannten „Deutschländer Jungz“ setzten sich erstma‘ hin und ruhten sich aus. Die Nordkurve sang, hüpfte und präsentierte ein breites Lächeln, daß die nächsten Stunden nich‘ mehr verschwand. Besonders der Zaunhüpfer kriegte sich gar nich‘ mehr ein. Sonne, Gerstensaft und der Heimsieg taten ihr übriges… Endlich ma‘ wieder drei Punkte!

Aber eigentlich sollte dieser Beitrag Markus Müller gewidmet werden. Ihm war es leider nicht vergönnt zu treffen. Er mühte sich und ackerte vorbildlich, wie schon in den Spielen zuvor, wurde er aber für seinen Einsatz nicht belohnt. Die zwei Babelsberger Tore machte Stroh-Engel, wobei beim Elfer ordentlich Glück dabei war – auch wenn ferris was anderes behauptet. Souverän war der keinesfalls geschossen… Naja, er war ja drin. Und das zählt. Aber Müller hätte aber auf jeden Fall mal wieder einen Treffer zu Hause verdient.

Der Abend erdete uns dann wieder ganz schnell und tragisch. In Pescara brach der Livornes* Piermario Morosini tot auf dem Platz zusammen. Die Meldung darüber erreichte uns im Nowawes… Und mit Party war’s dann erstmal vorbei. Da halfen die drei Punkte für Nuldrei auch nich‘ mehr. Party – oder sag’n wa‘ besser lieber Solidarität mit verurteilen antifaschistischen Süßwarenschmeißer*innen – gab’s dann aber doch noch. Im neuentdeckten Neuköllner Changing Room spielte die Reisegruppe Morgenthau und Refpolk. Letzterer brachte ’nen paar Special Guests mit – nämlich ’nen Kollegen von den Schlagzeiln, ’nen Sänger vom Berlin Boom Orchestra und die sprachgewaltige Sookee. Und Schokoladen gab’s auch noch…

Apropos Repression. Fußballfans sind keine Verbrecher! Keine*r! Und Pyrotechnik ist auch kein Verbrechen – sondern gelebte Leidenschaft! Paramilitärische Sicherheitsdienste, uniformierte Hooligans und devote Vereinsoffizielle raus aus’m Stadion! Sofort!

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