Versucht, nich‘ gekonnt und verloren

Es hätte so ein schöner Tag werden können. Die Sonne schien. Die Kurve war früh sehr gut gefüllt. Schon vor dem Anpfiff sangen sich die Supportwilligen ein. Die Motivation und der Einsatz stimmte von Anfang an. Die angenehmen Gäste aus Saarbrücken – bis auf einen immer wieder nervös den rechten Arm streckenden Idioten – legten ebenfalls energisch los und sollten bis zum Abpfiff auch nicht mehr aufhör’n ihre Mensch*schaft auf dem Rasen zu unterstützen. Außerdem wurde das Filmstadtinferno 13 Jahre alt. 

Aber so schön es auch lange war, so engagiert die Kurven sangen und die Spieler*innen sich zu bemühen schienen, nach dem Gegentreffer Mitte der zweiten Hälfte war’s vorbei. Die Nordkurve brach zusammen. Die Blauweißen auf dem Rasen versuchten sich zwar zum Ausgleich zu stolpern, scheiterten aber immer wieder an sich selbst oder dem Keeper der Gäste. Die Euphorie bis dahin endete in frustrierender Resignation. Eigentlich erstaunlich, daß es dennoch Applaus aus der Nordkurve für die Mensch*schaft gab.

Beifall hatten die Akteur*innen auf dem Rasen nun wahrlich nich‘ verdient. Viel zu harmlos spielten die Nulldreier*innen. Sie mühten sich zwar redlich im Mittelfeld, aber vorne fehlte die Konzentration und vor allem die zündende Idee. Außerdem schien keine*r das Tor erzielen zu wollen. Immer wieder wurde noch ma‘ nach hinten, in die Mitte oder auf die Flügel geflankt, statt einfach ma‘ auf’s Tor zu dreschen. Anderserseits sollte nich‘ vergessen werden, daß die Saarbrückener*innen einen überragende*n Torhüter*in mitgebracht hatten und sie auch sonst sehr motiviert im Strafraum agierten. Für die Blauweißen galt dies leider nich‘.

Es hätte ein verdientes Remis werden können. Zwar kann mensch damit wenig anfangen, doch der Punkt wäre im Abstiegskampf sehr wichtig gewesen. Nur kam es anders… Ein schöner Konter der Gäste, die wie schon beschrieben aus einer sicheren Abwehr heraus agierten, und der schulbuchreife Paß in die Mitte samt gekonnten Schuß versetzt die mitgereisten Saarbrückener*innen vollends in Ekstase. Die Babelsberger*innen brachen zusammen. Auf dem Rasen machte sich zwar wilder Aktionismus breit, der aber nich‘ mit dem Ausgleich belohnt wurde. Ganz im Gegenteil. Tor- und Einschußchancen wurden stümpelhaft vergeben.

Das Problem sind die absolut schwachen Standards. Am Einsatz und der Motivtion scheint es nicht zu liegen. Die Blauweißen kämpfen. Aber die Standards sind zum kotzen. Die Ecken kommen gar nich‘. Freistöße werden billig vergeigt und landen nich‘ selten beim Gegner. Spielzüge sind, zugegebenermaßen mehr als bei Didi Demuth, in Ansätzen erkennbar. Der letzte Paß kommt aber einfach nich‘ an. Meistens läuft`s bis zum gegnerischen Strafraum ganz ordentlich, aber dann geh’n die Ideen aus oder keine*r hat den Mumm einfach ma‘ drauf zu halten. So kann dann auch schon ma‘ ein Schuß aus aussichtsreicher Position fünf Meter am Tor vorbei geh’n.

Angesichts dieses sichtbaren Unvermögens, dem kreativlosen Gestochere vor dem Kasten der Gäste und dem Gegentreffer verstummte der Support in der Nordkurve völlig. Nich‘ ma‘ Pöbelei gegen das Gesamtkonzept oder die angekündigte Barcelona Spielweise zündete. Nix. Vorbei… Bis dahin hatte die Kurve meiner Ansicht nach ’ne ordentliche Leistung abgeliefert. Wie schon beschrieben legte der Supportkern schon circa 10 Minuten vor dem Anpfiff los und sang sich ein. Schabulkes 14482 hab‘ ich zwar schon lauter gehört, aber auch hier war die Mitmachquote ordentlich. Zum Spielbeginn selbst wurde es nochma‘ lauter und vor allem kamen ein paar mehr visuelle Tifo-Elemente hinzu. Unter anderem ein neuer Doppelhalter mit ’nem grimmigen Hündchen drauf…

Ein besonderes Lob will ich ma‘ an die Vorsänger*innen aus der Kurve und vor allem vorne loswerden. Die Auswahl der Lieder fand ich abwechslungsreich, sehr passend und vor allem mit ’nem guten Gespür für die Menschen in der Kurve. Schön auch die Ansagen zwischen den Chören… Die Lieder selbst wurden übrigens richtig lange durchgehalten. Mehrere Minuten und zum Teil sehr dynamisch sang sich die Nordkurve heiser. Wenn’s ma‘ etwas leiser wurde und nur noch 2-3 Leute den Chor trugen, stiegen dann doch wieder ein paar mehr ein. Sehr schön dieser Einsatz von Einzelnen und der Kurve im Gesamten. Erstaunlicherweise funktionierten gestern vor allem die eher melodischen sogenannten „Lala“-Chöre. Die Lieder wie „Because we love“, die sonst richtig brachial rüber kommen, brachen schnell in sich zusammen. Selbst die Module klangen gestern besser. Ob’s das wohl der blümchenesken Halbzeitunterhaltung zu verdanken war. Wer weiß…

Auf jeden Fall legte die Nordkurve bis zum Gegentreffer ’nen ordentlichen und anhaltenden Tifo hin. Der Armeinsatz sah ein paar mal richtig gut aus. Die Kurve wirkte endlich ma‘ wieder motiviert, lebendig und auch schön dynamisch. Besonders in der zweiten Halbzeit war zu spüren, daß die Mensch*schaft gepusht werden konnte. Vor allem nach dem „Aux Armes“, was übrigens verdammt laut trotz der Unterbrechung und dem Gruß an die*en Diffidat* draußen rüber kam, setzte die Kurve zum akustischen Anpeitschen noch eins drauf. Kurz sah’s auch so aus, als ob das bei den Spieler*innen angekommen wäre. Umso heftiger resignierte die Kurve dann aber auch nach dem Gegentreffer. Aber ich will ma‘ nich‘ zu viel rumheulen…

Wirklich erwähnens- und vor allem lobenswert präsentierten sich übrigens die Saarbrückener Ultras. Ihr in etwas 30-40 Menschen große Block stand kompakt und gab nie auf. Die komplette Spieldauer wurde mit Gesängen, Fahnen- und auch ma‘ Schaleinsatz begleitet. Nach dem Tor gab’s für die mitgereisten Saarländer*innen dann gar kein Halten mehr. Leider auch für einen komischen Ewiggestrigen, der doch tatsächlich meinte in richtig Heimblock seinen rechten Arm mehrmals strecken zu müssen. Dieser Scheißnazi soll aber eine Ansage bekommen haben. Deshalb will ich das ma‘ nich‘ überbewerten und erst recht nich‘ den engagierten und angenehmen Saarbrückener Ultras zum Vorwurf machen. Von dort kam nämlich nix dergleichen. Selbst blöde Pöbelei war nich‘ zu hören. Die weitgereisten kümmerten sich ums sich und die Unterstützung ihrer Mensch*schaft. Belohnt wurden sie leider mit einem sehenswerten Tor und drei Punkten.

Für der SVB heißt es nun sich endlich mit den Gegebenheiten zu beschäftigen. Die Spieler*innen scheinen einfach nich‘ zu kapieren, daß es um den Klassenerhalt geht. Bei jedem Spiel müssen sie sich auspowern und alles geben. Konzentrationsschwächen können sie sich nich‘ leisten. Und die Vereinsoffiziellen müssen nun Farbe bekennen – wollen sie weiterhin so ’nen Stümper wie Brüggemann decken, seine Unfähigkeit weiter ohne Konsequenzen dulden und die Fans verärgern oder einfach mal klare Kante zeigen. Dies gilt im Übrigen nich‘ nur für die Geschäftsführung, die in 1 ½ Jahren immer noch nich‘ geschafft hat, wozu sie geholt wurde – nämlich um Sponsoren zu akquirieren. So geht’s echt nich‘ weiter!

Scheiß‘ Gesamtkonzept! Ich will ’ne Kurve, die ausrastet und mehr Fußball!

Bilder gibt’s diesmal nich‘, weil wir in der Kurve am singen war’n.

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