Erinnern heißt solidarisch sein!

Wir haben uns am 15. Januar 2014 an der Kundgebung zur Erinnerung an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht beteiligt und dort ein paar Worte zum Jahrestag der Tötung von Anastasija Baburova und Stanislav Markelov am 19. Januar gesagt. Hiermit dokumentieren wir die Rede.

Am heutigen 15. Januar vor 95 Jahren wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin ermordet. Sie haben ihr emanzipatorisches Engagement mit dem Leben bezahlt. Ungefähr Neunzig Jahre später erschießt in Moskau ein Nazi-Terrorist die Antifaschistin und Journalistin Anastasija Baburova sowie den libertären Aktivisten und Anwalt Stanislav Markelov. Auch sie waren – wie Rosa und Karl – wichtige Persönlichkeiten im Kampf gegen die militaristische Arroganz der Macht und für eine bessere Welt.

Nastja und Stas waren nicht die einzigen Opfer, die von militanten Nazis vor fünf Jahren in Russland ermordet wurden. Bereits im 10. Oktober 2008 starb Fedor Filatov, ein Antifaschist und Fan von MTZ-Ripo. Er wurde in Moskau vor seinem Haus erstochen. Er und Ivan Khutorskoj, der am 16. November 2009, ein Jahr nach dem Tod seines Freundes Fedja, erschossen wurde, waren Gäste in der Nordkurve Babelsberg. Die ein oder anderen dürften sich an die beiden erinnern. Im Sommer, nur wenige Monate vor dem Mord an Vanja, wurde wieder ein Antifaschist von Nazis getötet. Il’ja Dzhaparidze, ein Fußballfan von Dinamo Moskau, wurde am Morgen des 28. Juni 2009 unmittelbar vor dem Spiel ermordet, bei dem er und seine Freund*innen das Banner „Futbol protiv Racizma“ (Fußball gegen Rassismus) aufhängen wollten.

Es ist kein Zufall, daß drei der fünf im blutigen Jahr 2009 getöteten Antifaschist*innen Fußballfans waren. Genau sowenig zufällig ist, daß sie in Moskau ermordet wurden. Denn in der russischen Hauptstadt hatte sich bereits seit den 90ern eine besonders aktive und gut organisierte militante Naziszene entwickelt, die durch paramilitärische Wehrsportübungen im alten Jahrhundert und durch Überfälle auf Märkte zu Beginn der Nullerjahre auffiel. Im Verlauf der Jahre entwickelten sich aus den Nazi-Hool-Strukturen klandestine terroristische Zellen. Eine davon ermordete Nastja und Stas mitten in Moskau unweit des Kreml sowie Vanja vor seinem Haus.

Fedja, Nastja, Stas, Il’ja und Vanja – sie alle waren auf ihre Art wichtige Persönlichkeiten. Sie führten verschiedene Subkulturen zusammen. Mit dem Tod dieser fünf Menschen vor fünf Jahren, geriet die antifaschistische Bewegung in Russland in die Krise, die bis heute anhält. Antifaschist*innen landen im Knast und verrotten dort, während vom Westen hofierte Oligarchen oder freche Feminist*innen in den Genuß einer präolympischen Amnestie kommen. Antifaschistische Fanszenen gibt es entweder gar nicht oder sie geraten sowohl von den Behörden als auch von Nazi-Hools existentiell unter Druck.

Die Erinnerung an Rosa und Karl, die vor 95 Jahren ermordet wurden, schließt deshalb auch das Gedenken an Fedja, Nastja, Stas, Il’ja und Vanja sowie all jene ein, die von Faschist*innen und Nazis bis heute ermordet wurden und werden. Unsere Aufgabe als Menschen und Fußballfans ist deshalb niemals zu vergessen! Danke!

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