Karl & Rosa sind immer bei uns!

karl-und-rosa-25-10-2015_01_480px

Wir sind Fußballfans. Wir sind politische Fußballfans. Uns ist bewusst, dass wir nicht in einer unpolitischen Blase leben. Wir sind Teil einer Gesellschaft, in der kapitalistische Verwertung, rassistische Herabwürdigung, sexistische Übergriffe, Homophobie und andere Diskriminierungen alltäglich sind.

Wir in der Nordkurve sind Arbeiterinnen, Angestellte, Schülerinnen, Studentinnen und andere Menschen, die in dieser Welt irgendwie ihre Brötchen verdienen müssen. Die wenigsten von uns wälzen fette Bücher. Wir knoten Bänder, statt Bände zu lesen. Das Kapital ist für uns das, was wir in den Hosentaschen haben. Wir sind keine Menschen der Theorie. Wir sind aktiv. Aber wir haben selbstverständlich trotzdem unsere Heldinnen. Unsere Legenden. Unsere Mythen. Sie sind uns aber weniger theoretische Begleiterinnen. Sondern sie sind für uns Menschen, die einen wichtigen Kampf geführt haben.

Wir als Brigata Amaranto haben eine besondere Beziehung zu Livorno. Zu der Stadt, in der am 21. Januar 1921 die Kommunistische Partei Italiens gegründet wurde. Wo Fans aus der Curva Nord in wenigen Tagen an die Gründung erinnern werden. Wir haben uns nicht zufällig am 25. April gegründet, an dem Tag, als die Partisaninnen Italien vom Faschismus befreit haben. Einer dieser militanten Antifaschistinnen war Ilio Barontini. Er wurde Dario genannt. Und er soll in seiner Aktentasche immer ein Päckchen Sprengstoff gehabt haben.

Die Sowjetunion und der russischsprachige Osten ist für uns ebenfalls ein wichtiger Bezugspunkt. Und zwar nicht nur aus einer nostalgisch sentimentalen Perspektive. Für uns gibt es dort Freundinnen und Genossinnen, die unsere Unterstützung brauchen.

Unser Zuhause als Fans und als Aktivistinnen ist aber selbstverständlich Babelsberg und die Nordkurve. Hier fühlen wir uns wohl. Hier finden wir den nötigen Freiraum. Hier können wir uns entfalten. Und hier finden wir unsere wichtigsten historischen Heldinnen. Karl Liebknecht ist für uns nicht nur der Kommunist oder militante Sozialist. Er ist nicht nur das Symbol der Ultras vom Filmstadt Inferno. Er ist für uns das Symbol der Nordkurve. Und zwar in seinem antimilitaristischen Engagement und in seinem Eintreten für eine freie Gesellschaft.

Beides hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Seit Jahren wütet ein Krieg im Osten der Ukraine. Ehemalige Antifaschistinnen kämpfen zusammen mit Faschistinnen für einen ausgedachtes Stück Scheißstaat. Auf der anderen Seite kämpfen selbsternannte Kommunistinnen für ein großrussisches Imperium und lassen sich von Stalinistinnen abfeiern. Das Töten in Syrien begann schon früher. In Libyen, in Mali, im Jemen, in der Türkei, kurz in vielen Regionen sterben jeden Tag Menschen im Krieg. Und deutsche Rüstungsfirmen profitieren vom Morden.

Von einer freien Gesellschaft sind wir ebenfalls weit entfernt. In jedem Dorf versammeln sich Rassistinnen als Besorgte Bürger, um gegen Geflüchtete und Migrantinnen zu hetzen. Unterkünfte und Menschen werden angegriffen. Die Braune Brut wagt es, nicht nur ihre Fresse auf zu machen, sondern attackiert Menschen auch körperlich. Besonders erschreckend ist, dass selbst vermeintlich Linke Menschen ihre großbürgerliche Fratze zeigen und gegen Geflüchtete, Sinti und Rroma schimpfen. Dabei sollten sie es doch besser wissen. Denn schon Rosa Luxemburg wusste, dass Sozialismus und Nationalismus unvereinbar sind. Nationalismus ist eine Ausflucht des Bürgertums, um die soziale Revolution zu verhindern. Deshalb kann die nationale Unabhängigkeit kein Ziel einer sozialistischen Partei sein.

Für uns heißt das, jede nationale Hysterie, jeden patriotischen Chauvinismus und jede rassistische Ausgrenzung konsequent zu bekämpfen. Dem stellen wir eine lokale und internationale Vernetzung entgegen. Als Aktivistinnen und Fußballfans bedeutet dies in erster Linie Freundschaft und Unterstützung. Und dazu gehört auch die Erinnerung. Und deshalb erinnern wir am 15. Januar an zwei große Menschen.

Karl Liebknecht – Wir halten uns weiter an den Schwur die Ordnung des Friedens, des Glücks und der Freiheit in der ganzen Welt durchzusetzen. In der Kurve haben wir schon angefangen.

Rosa Luxemburg – Dir reichen wir wie jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag und jede Stunde die Hand. Denn die Revolution ist immer noch das Größte. Und alles andere Quark.

Wir erinnern aber auch an Nastja Baburova und Stas Markelov, die am 19. Januar 2009 am helllichten Tage in Moskau ermordet wurden. Wir erinnern an Fedja und Vanja, die kurz vor ihrem Tod zu Gast in der Nordkurve waren. Und wir erinnern an all die anderen ermordeten Sozialistinnen, Kommunistinnen, Anarchistinnen und Antifaschistinnen!

KEINE*R IST VERGESSEN!

Schlagworte: , ,

Kommentieren ist momentan nicht möglich.