Fußballfans sind Terroristen – Wenn nicht werden sie dazu gemacht

 

Schanzenfest 2009

Am vergangenen Samstag fand wieder das selbstverwaltete,
unkommerzielle und offene Schanzenfest statt. Am Abend eskalierte die massiv
anwesende Polizei die Situation und setzte um, was die Politik schon Wochen
vorher angekündigt hatte.

Der Hamburger Regierungsoffiziellen der
Schwarz-Grünen-Koalition versuchten schon im Vorfeld das Fest zu verhindern
oder wenigstens in geordnet hierarchische Bahnen zu lenken. Am Runden Tisch
sollten Verantwortliche für den reibungslosen Ablauf gefunden werden. Die Stadt
und insbesondere ihr Innensenator Christoph Ahlhaus von der CDU versuchten eine
Verwaltung des Festes zu installieren um alternative Projekte, Organisationen
und Anwohner_innen besser überwachen zu können. Das Ziel war es den
„rechtfreien Raum“ Schanzenfest zu überwachen, verwalten und wenn möglich ganz
zu verhindern. Allerdings wehrte sich offenbar
selbst der Bezirk Altona und weigerte sich eine_n Anmelder_in zu diktieren,
sondern ließ das Fest, so wie es die Anwohner_innen wollten, stattfinden.

Der Hamburger Innensenator setzte offenbar trotzdem alles
daran, damit das Fest zu dem wurde, was er sich so vorgestellt hatte. Er ließ
schon am Nachmittag hunderte Bereitschaftspolizist_innen antanzen, postierte
die Festnahme- und Beweissicherungseinheiten gut sichtbar in der Innenstadt und
gab scheinbar den Befehl, wenn Extremisten auftauchen sollten, ihnen mit
starker Polizei entgegen zu treten.

Ein
indy-Bericht
und sogar die Springerpresse
beschreiben, daß die Präsenz der Sicherheitskräfte schon sehr früh, als das
Fest noch voll im Gange war, in Mannschaftsstärke durch das Fest liefen. Dieses
Verhalten wurde durchgehend von Besucher_innen und Anwohner_innen  als provozierend und unnötig empfunden. Ich
kann mir schon vorstellen, wie diese Horden mit einer Gewaltsuchenden Fresse
durch die Gegend marschiert sind und wahrscheinlich nicht zimperlich mit denen
umgegangen sind, die ihnen vermeintlich im Weg standen.

http://www.youtube.com/watch?v=ReWnF_iLTpg

Weitere Bilder und drei Videos (1, 2, 3

Kurz vor zehn ging es los. Wie die taz
berichtet, wurde auf die Bühne der Flora, also nicht auf das wartende
Prügelpersonal, eine Flasche geworfen. Team Green reagierte gewohnt und
blitzschnell. Endlich durften sie den rechtsfreien Raum etablieren und den
alternativen Freiraum aufmischen.

Im Verlauf der Auseinandersetzungen wurden mehrere
Barrikaden gebaut, Polizisten beworfen, eine Polizeistation attackiert – 😆
– und für Stunden die gentrifizierte Schanze in Ausnahmezustand versetzt.

Als die riots langsam abflauten, die zahlreichen
Wasserwerfer und die 1.500 Knüppelgardisten nach Hause geschickt wurden, ging
es für die Fankneipe Jolly
Roger
erst
richtig los
. Eine Eutiner BFE Einheit, mit der St. Pauli Fans in der
letzten Saison öfter aneinander geraten war, hatte scheinbar einen eigenen
Plan. Sie überfielen um drei Uhr die Fankneipe und schlug alles kurz und klein.
Erst wurden die Räume mit Pfefferspray eingegast, um dann entspannter alles und
jeden zusammen schlagen zu können. Der Gesamteinsatzleiter Peter Born weigerte
sich die Überfallenen zu unterstützen und den Vorgang zu untersuchen. Er muß
sich nun mit einer Strafvereitelung im Amt rumschlagen.

Die Vorkommnisse am letzten Samstag in Hamburg zeigen tragischerweise
äußerst nachdrücklich, daß es die Sicherheitsbehörden und die Politik selbst
ist, die rechtsfreie Räume forciert. Im Nachhinein werden die Vorfälle
tendenziös, reißerisch und legitimierend umgewertet und offensichtliche
Gewaltorgien der Polizei verharmlost oder ganz unterschlagen. Dabei stellt sich
erneut heraus, daß Fußballfans als Freiwild und Punchingball betrachtet werden,
die gezielt verprügelt werden dürfen. Ekelhaft!

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