Halle – Zu Gast bei Feinden
Am Sonntag vor einer Woche stand die zweite längere
Auswärtsfahrt an. Es sollte nach Halle, in die ehemalige Chemiehochburg der DDR
gehen. Heute gibt es dort solar
valleys. Vor zwanzig Jahren eher Abraumhalden. Nach drei Stunden Fahrt
durften circa 100 Tennis Borussia Fans, freundlich begleitet von der Polizei,
dieses Freiluftmuseum und Paradies für Abbruchfirmen.
Den Hallensern ist ihre frustrierende Situation durchaus
bewusst. Deshalb nennen sie ihre Restaurants liebevoll Bruchbude und ihre Hotels Abrißhaus. Der Chor Bruchbude
Hallè, gesungen auf das allseits beliebte Alè, gedacht als Liebeserklärung
an die Bevölkerung der Saalestadt kam leider schlecht an. Selbst die
angereisten Gäste konnte mit dieser symphatischen Reminiszenz an die Hallenser
wenig anfangen. Schade eigentlich.
Die Arene des Halleschen FC sah, im Gegensatz zum Rest der
Stadt, recht manierlich und relativ gut gefüllt aus. Im Kurt Wabbel Stadion
gibt es zwei Tribünen – eine mit und eine ohne Dach. Die dritte Klasse muß
stehen. Die Gäste Fans sind allerdings noch schlechter dran. Für sie gibt es
Dixieklos und Fischbröttchen. Keine saftigen Bouletten! Keine geplatzten
Würschte. Nix! Aber hübsch ist das Stadion trotzdem.
Folgende Bilder von den Bottleboys Halle
Das Spiel selbst war ziemlich zerfahren. Halle hat von Beginn
an gestürmt, kam allerdings nur mäßig gefährlich vors Tor. Bei TeBe ging wenig.
Die negativen Höhepunkte waren die völlig unnötige gelben Karten in der ersten
Hälfte und die Gelbrote für Landu Tubi im der zweiten Halbzeit. Letzteres kann
durchaus profan analytisch als Symbol für das grotten schlechte Spiel der
Veilchen interpretiert werden.
Auf der anderen Seite fielen auch die Hallenser durch eine
ganz besondere kulturelle Kreativität auf. Ich habe größten Respekt vor der
performativen Leistung der Rotweißen, die sie bei der kleinsten Berührung mit
dem Gegner bewiesen. Ihr organisches, sanft zartes Dahinsinken auf den feuchten
Rasen, ihr gequältes Wälzen, ihr Warten auf den Pfiff und dann erst ihr
fröhliches Aufspingen nach sekundenlangem schmerzverzehrtem Geheule – Wahnsinn!
Die Heimfans benahmen sich lange Zeit erstaunlich
zurückhaltend. Von den circa 500 Ultràs in der Heimkurve kam wenig Stichelei.
Das beinah schon folkloristische Lilaweiße – Westberliner ScheißeLilaweiße
ist schwul kam
trotzdem. Wobei diese Kreativlosigkeit der Hallenser mit einem kuschligen beantwortet wurde.
Provokation, derart verwirrt, daß er sich aus irgend welchen unerfindlichen
Gründen mit Bullen anlegen
wollte. Um ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen (und sich bloß nicht mit
dem Spiel beschäftigen zu müssen), hatte die Saalefront Tapeten in schwarz, rot sowie goldener Schrift bemalt und dazu aufgerufen Bullen zu jagen. Aber eigentlich habe ich
bis heute nicht recht verstanden, was es mit dem Rätsel um Bullen, jagen und
weiß ich was beim Spiel gegen TeBe auf sich hatte.
Ein Hinweis könnte das Benehmen der Gastgeber nach
Spielabpfiff sein. Es zeigten sich dann nämlich doch einige braune
Bruchbudenbewohner, die betont giftig den rechten Arm reckten. Ein Exemplar der
Hallenser Primaten war besonders hübsch. Er fuchtelte Hassverzerrt mit den
Armen, riß seinen Hut von der Glatze. Es hätte nur noch gefehlt, daß er auf
seiner Mütze rumtrampelt und schreit: Das hat dir der Teufel
gesagt!
Bloß gut, daß der Bus samt lilaweißen Insassen diese hübsch
graue Bruchbudenstadt nach zwei Stunden schlechten Bußball unbeschadet
verlassen hat. War auch höchste Zeit. Angesichts des Scheißwetters und den
haarlosen Ureinwohnern.
Forza TeBe!
Bruchbude
Hallè!
Antifa sempre!
