Scheiß auf Karneval! Antifa sempre!

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Am Montag vor einer Woche feierten die Livornes* noch ausgelassen und feurig den 99 Jahrestag der Gründung ihres Vereins. Gestern kam Scheißhellas mit ihren Faschist*innen und nahm auch noch drei Punkte mit. Verdammt ärgerlich sowas. 

Das Vorspiel zur Begegnung zwischen Amaranto und Veronamerda begann schon vor Wochen. Ernster wurde es am Mittwoch, als ein Comunicato der Curva Nord auftauchte. Darin heißt es, daß der Sonntag mehr als ein normaler Spieltag ist. Denn die Fans von Scheißhellas fallen nicht nur durch die Beleidigung von Livorno und ihrer Geschichte auf, sondern sie verhöhnten wiederholt die Toten an der Küste von Lampedusa. Sie verteidigen den Faschismus sowie huldigen in Chören und durch das Zeigen des römischen Grußes dem Duce. Die Curva Nord rief dazu auf, nicht zu erlauben, daß die Faschist*innen sich in der Stadt wohlfühlen und ihren Karneval – den sie hatten angekündigt maskiert und verkleidet zu kommen – in Livorno feiern. Das Spiel sollte halbeins beginnen – die Curva Nord traf sich um Neun.

Die Veronist* kamen, wie sie es angekündigt hatten, verkleidet. Sie hatten Tiermasken und Perücken auf. Sie kamen als Clowns, Nonnen und Mönche verkleidet. Mindestens eine Person hatte, wie auf Fotos zu erkennen ist, Sträflingskleidung an. Sie hatten Banner mit Keltenkreuzen dabei und reckten permanent nervös den rechten Arm. Echt widerlich, was da von der Polizei eskortiert in die Stadt kam.

Am Picchi warteten seit Neun einige hundert Livornes* auf die Ankunft der Faschist*innen. Um zehn kamen die ersten an und es kam zu ersten Auseinandersetzungen mit der Polizei. Es wird von Papierbomben berichtet. Außerdem sollen verschiedenste Wurfgeschosse geflogen und Pyrotechnik gezündet worden sein. Ein Bus wurde erwischt. Zumindest auf Fotos sind mehrere kaputte Fensterscheiben eines Scheißverona-Busses zu erkennen. Um zwölf versuchten Antifaschist*innen zum Gästeblock zu gelangen. Sie wurden am Cimiteri della Misericordia (Friedhof der Barmherzigkeit) in der via dell’Ardenza festgesetzt. Es kam wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei, diesmal aber heftiger. Es sollen ungefähr hundert Leute dort festgenommen worden sein.

Heute veröffentlichte die Polizei, was sie beschlagnahmt haben will. Und wie Livorno Indipendente bereits am Sonntag unkte, wird bereits von einigen Lokalzeitungen der gewalttätige livorneser Mob herbei halluziniert, der die friedlichen und vorbildlichen Veronerser Gäste angegriffen hat. Die faschistische Scheiße wird zwar von den meisten Zeitungen (bis auf La Nazione) erwähnt, aber ein DASPO erwartet selbstverständlich lediglich die Livornes*. Bestraft wird bestimmt ebenfalls lediglich Amaranto. Mal sehen…

Zum Spiel. Livorno mußte auf ihren Capitano Andrea Luci verzichten, der sich beim grandiosen Auswärtssieg gegen Calgiari am Knie verletzt hatte und wahrscheinlich bis zum Ende der Saison ausfällt. Dieser Verlust ist nicht nur sportlich gravierend. Der Trainer Domenico di Carlo sprach davon, daß mit ihm die „Seele des Teams“ verloren ist. Leider bestätigte sich dies im Verlaufe des Spiels. Ich hoffe aber, daß sich die Aktiven wieder einkriegen und auch ohne Luci zeigen, was sie können. Denn so schlecht ist das nicht.

Gestern war aber Apathie angesagt. Vor allem in der ersten Hälfte lief nix zusammen. Die Abwehr war unkonzentriert. Nach vorne ging gar nix. Im Mittelfeld reihte sich ein Fehlpaß an den anderen. Außerdem ließ die Laufbereitschaft mehr als zu wünschen übrig. Resultat war der Gegentreffer in der 33. Minute aus einer zum Torschuß gewordenen Flanke in den Strafraum. Bardi, der Goalie von Amaranto, hatte sich verschätzt und der Ball ging rein. Zehn Minuten später erhöhte Scheißhellas in der Tiefschlafphase der Abwehr in nur drei Minuten auf 0:3. Grauenhaft.

Livorno kam etwas, aber wirklich nur etwas wacher aus der Pause. Jetzt versuchten sie tatsächlich Bußball zu spielen und erarbeiteten sich einige Chancen. Das Bemühen war aber lange viel zu harmlos und wenn nicht die Veronist* so dämlich gewesen wären, dann hätte es auch noch schlimmer kommen können. Doch die Chancen vergaben die Gäste glücklicherweise. Erst nach circa 20 Minuten wurde Amaranto wacher und spielte ernsthaft auf’s Tor. Endlich klappten auch mal die Zuspiele und die Livornes* rannten einen Schritt mehr, was auch prompt in der 27. und 28. Minute mit jeweils einem Treffer belohnt wurde. Nun stand es 2:3 und Livorno war nah am Ausgleich. Aber statt weiter zu drücken, zog wieder der Schlendrian ein, die Pässe kamen nicht an, es wurde dem Ball nicht entgegengegangen… Mist sowas. Und dem Spielverlauf entsprechend verlor Livorno.

Es reicht eben nicht aus, nur zehn Minuten auf die Tube zu drücken. Da muß eindeutig mehr kommen. Auch wenn der Capitano nicht da is‘ und die Crew zusammenscheißt, kann mensch sich solche Konzentrationsschwäche, wie jene die zum 0:2 und 0:3 geführt haben, nicht leisten. Vielleicht hätte das Team lieber keine Shirts mit „Forza Capitano“ machen lassen sollen, sondern mit „Forza Ragazzi“, um sich selbst zu motivieren. Naja… Livorno steht jetzt mit nur 20 Punkten auf Platz 18, einem Abstiegsplatz. Sicherheit bietet eigentlich erst Platz 15, wo Calgiari mit 25 Punkten steht. Also: Los jetzt hier!

Fotos gibt es bei Il Tirreno und hier

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