Partizan Minsk – La lotta continua
Was aktuell tatsächlich in Weißrussland passiert, ist im Westen weitestgehend unbekannt. Immer wieder wird über den vermeintlich letzten Diktator Europas geschrieben. Lukaschenko und sein Regime scheint lediglich als dunkle Folie für eine dystopische Entwicklung vorgesehen zu sein. Es ist angesichts der staatlichen Gewalt und Repressionen sowie der Proteste kaum denkbar, dass dort auch Fußball gespielt wird und sich eine aktive Fanszene entwickelt hat. Das sportliche Niveau mag niedrig sein und die Betätigungsmöglichkeiten der Fans begrenzt, dennoch lohnt sich der Blick nach Weißrussland. Schon allein wegen dem Verein und den Fans von Partizan Minsk.
Der Klub existiert seit 10 Jahren und entstand nach der Fusion der beiden Betriebssportvereine des Minsker Traktorenwerks (MTZ) und des Republikanischen Instituts für Berufsausbildung (RIPO). Innerhalb von zwei Spielzeiten konnte der neugegründete Verein MTZ RIPO von der dritten in die erste Liga aufsteigen und spielte dort erfolgreich bis zur Saison 2010. Dann änderte sich der Name. Als Partizan Minsk stieg der Klub ab, konnte aber direkt wieder aufsteigen. Im Dezember des vergangenen Jahres wurde aber bekannt, dass der Oligarch und Großsponsor des Vereins, Vladimir Romanov, sein Engagement beendete. Neue Sponsoren konnten nicht gefunden werden. Deshalb musste der Klub im Januar diesen Jahres den Spielbetrieb einstellen. Am 3. Februar verlor Partizan Minsk seine Lizenz für die höchste Spielklasse.
Die Fans entschieden sich den Klub zu retten und starteten eine internationale Solidaritätskampagne. Unterstützung erhielten sie vom Alerta Netzwerk. Die Ultras von St. Pauli und des SV Babelsberg sowie Fans von Roter Stern Leipzig, Victoria Hamburg und Tennis Borussia machten auf die Situation von Partizan Minsk aufmerksam und sammelten Geld für die Rettung des Vereins. Auch in Spanien und Italien engagieren sich Fußballfans für den weißrussischen Verein. Die beispiellose internationale Unterstützung galt in erster Linie der Rettung einer der wenigen engagierten osteuropäischen Fanszenen, die seit Jahren offensiv antirassistische und antifaschistische Arbeit im Stadion und außerhalb leistet.
Die Kampagne läuft weiter erfolgreich. Ende März konnte der Klub neugegründet und als Verein registriert werden. Nun sind es die Fans selbst, die jenseits kapitalistischer Verwertungslogik den Spielbetrieb organisieren. Gab es nach der Umbenennung in Partizan Minsk heftige Diskussionen um den Namen, fiel die Entscheidung diesmal einfach. Der antifaschistische und emanzipatorische Anspruch der Fans passte offenbar doch sehr gut. Die Rebel Ultras, die organisierten Fans von Partizan Minsk, kämpfen weiter für ihren Verein.
Die Genoss*innen in Minsk brauchen aber weiterhin jede Unterstützung. Ihr antirassistisches und antifaschistisches Engagement ist einzigartig und angesichts der schwierigen Situation in Weißrussland umso wichtiger. Der Kampf geht weiter – für eine freie Kurve!