„Asoziales und gestörtes Verhalten“

Während der wdr in seiner investigativen
Sportsendung
lieber gegen Fußballfans und ihre vermeintliche
Radikalisierung wettert,
die sport inside am vermehrten
Einsatz von Pyrotechnik festmacht, gibt es auch andere Stimmen im einheitlichen
Ultrà-Bashing. In der aktuellen jungle world
berichtet Philipp Spichtinger
über die österreichische Kampagne
Pyrotechnik ist kein
Verbrechen
etwas differenzierter und verweist auf die einseitige Repression,
die lediglich Fußballfans betrifft. Die Kriminalisierung und aggressive
Stigmatisierung von engagierten Fans paßt hierbei vorzüglich in den
globalisiert europäische Vermarktung der Fußballligen durch sky und andere Sportsender.

Jahrzehntelang war das Zündeln in österreichischen Stadien
zwar gesetzlich verboten, es wurde allerdings weitgehend toleriert und nur
selten bestraft. Mit der Gesetzesnovelle, die Anfang des Jahres in Kraft trat,
soll Pyrotechnik nun komplett aus den Stadien verbannt werden. Höchststrafen
über 4 000 Euro bzw. eine Ersatzfreiheitsstrafe von bis zu vier Wochen
sollen abschreckend wirken, sogar der Besitz von Pyrotechnik im örtlichen und zeitlichen
Zusammenhang mit einer Sportgroßveranstaltung ist strafbar […]

Kritikpunkte am neuen Gesetz gibt es viele: Es richtet sich
hauptsächlich gegen Pyrotechnik in Fußballstadien, während man bei anderen
Sportveranstaltungen sehr kulant mit dem Thema umgeht. Reichlich absurd
erscheint es zum Beispiel, wenn bei Skirennen in Kitzbühel oder Schladming die
halbe österreichische Bundesregierung dabei zusieht, wie gezählte 116
Bengalische Feuer gezündet werden. Österreichische Medien, allen voran die
allgegegenwärtige Kronen Zeitung, bejubeln diese nationalen Inszenierungen und
freuen sich über die ausgelassene Stimmung, während organisierte Fußballfans in
der öffentlichen Wahrnehmung als Chaoten und Gewalttäter gelten. Der Vorstand
der österreichischen Bundesliga, Georg Pangl, darf das Zünden von Bengalischen
Feuern in Fußballstadien ohne nennenswerten Widerspruch als »asoziales und
gestörtes Verhalten« bezeichnen […]

Ebenso problematisch ist der im neuen Gesetz verankerte
»Willkür-Rahmen« der Polizei. Dieser besagt, dass Personen auf reinen Verdacht
der Exekutive hin kontrolliert werden dürfen. Sogar Autos oder Wohnungen können
ohne richterliche Verfügung durchsucht werden. Überdies wurde im Vorfeld des
Gesetzesbeschlusses kein einziger Fanvertreter oder Fanbeauftragter in die
Gespräche eingebunden, einzig die österreichische Bundesliga verfügte über ein
Mitspracherecht. Deren Chef, der bereits erwähnte Georg Pangl, forderte
unlängst in einer Pressekonferenz alle österreichischen Medien dazu auf, über
die mittlerweile ziemlich massiven Fanproteste nicht zu berichten. Der
österreichische Rundfunk sowie der Bezahlsender Sky halten sich nur allzu gerne
an diese Vorlagen und zeigen in ihren Berichten keine Bilder von raucherfüllten
Fansektoren […]

Den ganzen Text gibt es hier.

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