Amaranto emotionslos in Vicenza
Am letzten Samstag war der AS Livorno zu Besuch in Vicenza – der imaginäre Hauptstadt der Padanier*innen und Lega Nord Hauptsitz. Alè Livorno schreibt, daß sich Amaranto in Vicenza gelangweilt und unkreativ präsentiert hat. Senza Soste ist da anderer Meinunng und konstatiert wenigstens ein solides Bemühen Seitens der Livornesi. Trotzdem hatten sie mächtig Glück, daß es in den letzten Minuten nicht doch noch eine peinliche Auswärtsfahrt geworden ist.
Die Gatsgeber hatten insbesondere in der ersten Hälfte einige gute Chancen. Einmal rettet ein Abwehrspieler für den geschlagenen de Lucia per Kopf das Remis. Die anderen Chancen von Vicenza waren allerdings nur mäßig gefährlich.
Die Livornesi spielten allerding ebenfalls harmlos. Ihre Schüßchen auf das Tor der Gastgeber*innen machten wenig Eindruck. Der nicht gegebene Treffer von Dionisi 15 Minute vor dem Ende konnte nur fallen, weil er im Abseits stand.
Wie auch schon bei den anderen Spielen wurde auch diese Auswärtsfahrt von Amaranto durch die Fans boykottiert. Die Tessera sollte dafür sorgen, daß Gästefans nicht mehr reisen und zumindest die Livornesi halten sich (selbstbestimmt) dran.
Zu Hause sind mehr im Stadion. Beim letzten Spiel gegen Siena war die gegengrade voll und auch die Curva Nord war gut gefüllt. Die Fans durften einiges erwarten. Was die elf Livornesi auf dem Rasen aber ablieferten, war nur peinlich. Sie verschenkten wieder in den letzten Minuten vor dem Abpfiff drei Punkte gegen einen Aufsteiger.
Allerdings geht dieses Ergebnis durchaus in Ordnung. Amaranto bestimmte zwar das Spiel, konnte aber weder im Mittelfeld noch nach vorne ernsthaft Akzente setzen. Es war müder Standfußball ohne Herz und Verstand. Kombinationen gab es gar nicht. Zweikämpfen wurde aus dem Weg gegangen. Fehlpässe dominierten das Spiel auf beiden Seiten. Echt guselig! Das Spiel in Vicenza muß nicht viel anders verlaufen sein.
Interessanter war es wohl beim Spiel von Tennis Borussia gegen die zweite Mannschaft der Förster*innen aus Berlin Köpenick. Schon beim Spiel sollen die Veilchen und ihr Anhang homophob und antisemitisch beschimpft worden sein. Nach dem Spiel zeigten die Unioner*innen dann aber erschreckend, was sie mit Fankultur verbinden. Offenbar verabredet jagten sie als 20 Mann Mob eine Gruppe älterer TeBe Fans und Kinder. Ekelhaft!
In Italien ist aber auch einiges neben dem Stadion los. Nicht nur, daß sich organiserte Fans gegen die Tessera wehren, auch die Spieler drohen als Sport-Lohnarbeiter*innen mit Arbeitskampfmaßnahmen.
Die Spieler*innen Gewerkschaft der Serie A hat am Samstag angekündigt den 5. Spieltag zu bestreiken, wenn die Sklavenhalteraänderungen in den Spieler*innen Verträgen nicht aufgegeben werden. Geplant sind neben Transfers gegen den Willen der (sportlichen) Lohnarbeiter*innen, fristlose Kündigungen bei Verweigerungen der Transfers, Zuweisungen von Ärzt*innen durch die Vereinen und eine Ausweitung der Bezahlung nach Leistung. Dadurch wollen die Vereine und die Liga Millionen sparen (oder verdienen).
Besonders perfide ist dabei, daß der Milan Präsident und Chef der Liga sich explizit auf die Fans beruft und behauptet, das Verhalten der Spieler*innen wäre eine Affront gegen sie. Erstaunlicherweise interessierten ihn die Fans allerdings wenig bei der Erhöhung der Eintrittspreise, der Einführung personalisierter Tickets und Repressionen bei Auswärtsfahrten sowie erst recht nicht bei der Einführung der Tessera in der laufenden Saison.
Heute sollen Gespräche zwischen der Liga, dem italienischen Fußballverband und den Spieler*innen Gewerkschafter*innen stattfinden. Mal sehen, was ausbaldovert wird. Ich wäre für einen Streik!
13. September 2010 um 4:10 pm Uhr
Schreib mal was zum Spielerstreik. Ich meine, ich weiß zwar auch, was die Jungs wollen, habe aber ernsthafte Verständnisschwierigkeiten, was die „Sklavenhalterverträge“ angeht. So im Sinne von: „In C2 kann ich das alles nachvollziehen, aber dass Massimo Oddo sich hier zum Sprecher aufstellt…“
14. September 2010 um 11:29 am Uhr
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es darum, daß eine sofortige Auflösung des Vertrages mit den Spieler*innen möglich ist, wenn sie sich zumBeispiel weigern sich zu einem anderen Verein ‚transferieren‘ zu lassen. Außerdem sollen die Spieler*innen gezwungen werden von bestimmten Vereinsärzt*innen behandelt zu werden. Eigene Ärzte sollen wohl abgelehnt werden können. Aber ob das wirklich die Themen der Spielergewerkschafter*innen ist, weiß ich nicht. Womöglich geht es auch um Verdiensteinbußen.
Ich kenne Oddo nicht, aber ob es den gutbezahlten Spieler*innen wirklich darum geht, daß sie „wieder wie Menschen“ behandelt werden, glaube ich ehrlich gesagt auch nicht.
14. September 2010 um 1:44 pm Uhr
Wie gesagt, ich habe in der Gazzetta eine Kurzform des 10-punktigen „Forderungskatalogs“ gelesen (find ich grad nicht mehr) und ja, da geht es um solche Fragen. Nur ist der Sprecher ein gewisser Massimo Oddo und der sitzt völlig untauglich für die Serie A seit 2 Jahren praktisch auf der Bank. Gleichzeitig weigert er sich rigoros, zu irgendeinem der interessierten Vereine zu wechseln, sondern sitzt seinen Vertrag bei uns aus. Was in der interessierten Öffentlichkeit natürlich nicht eben auf Gegenliebe stösst. Kaladze, Jankulovski wären zwei weitere beispiele, auch wenn der Georgier sich am letzten Transfertag dann doch für Genoa entschieden hat (vermutlich gegen „Abschlagszahlung“).
Drum: Wie gesagt, ich kann mir vorstellen, dass Spieler aus der 3. und 4. Liga Probleme bekämen, bei Spielern der Serie A und B halte ich gewisse Klauseln bei 1-10 Mio Gehalt jährlich für durchaus akzeptabel und von Sklaven würde ich auch nicht sprechen. Dass der Verein z.B. von seinen Spielern fordern kan, sich nicht jeden Abend in der Diskozu besaufen, finde ich nachvollziehbar (war auch ein Punkt). Dass der Verein gewisse Ansprüche an das Auftreten der Spieler in ihrer Freizeit stellt, finde ich auch nicht völlig abwegig (ein weiterer Punkt).
Fakt ist doch (Ibrahimovic dixit), dass die Spieler derzeit absolut am längeren Hebel sitzen, was die Transfers angeht. Ich habe von keinem Fall gehört, wo ein wechselwilliger Spieler bei noch 5 Jahren Vertragslaufzeit gezwungen werden konte, diesen Vertrag auch zu erfüllen. Dass jetzt die Vereine im Gegenzug hoffen, Spieler etwas leichter „abschieben“ zu können, ist für mich nur eine nachvollziehbare Reaktion auf die Marktmacht der Spieler und ihrer Berater. Und was das „wie Menschen behandeln“ angeht…also ich würde für 5 Mio pro Jahr glaube ich noch viel mehr in Kauf nehmen.
Kurzum: Vielleicht denke ich hier fälschlicherweise populistisch, aber hier versteht niemand den Spielerstreik.
15. September 2010 um 2:51 pm Uhr
In Deutschland kam wenig, nämlich nur eine Agenturmeldung, von dem Streik rüber. Aber nicht nur ich sehe das als „Sklavenhalterverträge“. Was du aber beschreibst, klingt etwas anders. Da werd‘ ich nochmal meine Meingun zum STreik überdenekn. Aber streiken fin ich immer gut 😉
Was mich eigentlich richtig angekotzt hat ist, daß ausgerechnet der Milan Boss von den Fans schwaffelt und sich vermeintlich auf ihre Seite stellt. Naja, Arbeitskämpfe lassen die merkwürdigsten Bündnisse entstehen…
16. September 2010 um 11:18 am Uhr
Hauptpunkt ist eben die Forderung der Vereine, dass ein Spieler ein Vertragsangebot akzeptieren muss, wenn der am Kauf interessierte Verein vergleichbar ist, was Spielklasse und Ambitionen angeht. Sowas ist natürlich diskutabel, ich würde auch ungern eine Entlassung riskieren, nur weil ich nicht ab Juni in Buxtehude arbeiten möchte. Dagegen steht aber, wie oben erwähnt, die in der Praxis absolute Machtlosigkeit der Vereine, wenn ein Spieler gegen den Willen des Clubs wechseln will und die Bezahlung von Profi-Fußballern.
Und klar ist Streik immer gut 😉 , ich habe nur Schwierigkeiten, in Profi-Fußballern die verelendeten und geknechteten Massen im Manchester des 19. Jh. wiederzuerkennen. Und dass im aktuellen Italien der Abbau von Bürgerrechten, die faschisierung der Gesellschaft, die Abschaffung des Proletariats und demokratischer Errungenschaften unter Führung des psiconano etc. klaglos durchgewinkt werden und nun ausgerechnet Fußballer auf die Barrikaden gehen…nunja…
16. September 2010 um 1:52 pm Uhr
Is‘ so wie in Deutschland mit den Schwaben, die jahrelang nix gegen den S21 Bahnhof hatten und sich neuerdings sogar mit Bereischaftspolizist*innen anlegen 😉