Wer ist Bae? Und was macht er in Mestre?

Am nächsten Wochenende findet der Alerta! Cup in Venedig als El Torneo del BAE in Erinnerung an den engagierten Antirasisst*en, Fußballfan und Ultrà Francesco Romor statt. Über vierzig Teams wurden eingeladen. Mehr als Tausend Teilnehmer*innen werden erwartet. Babelsberger*innen sind mit einer eigenen Mann*schaft allerdings nicht mit dabei. Die haben jetzt aber auch genug mit sich selbst zu tun. Schließlich müssen sie ihren Verein retten. Ob andere Berliner oder Brandenburger Ultrà Gruppen dabei sein werden ist unklar. TeBe Fans fahren nicht – womöglich auch aufgrund ihrer ambivalenten Beziehung zur Ultrà-Kultur. Sankt Pauli Ultras sind wohl aber dabei. Übrigens lohnt sich auch das Kultur-Programm. Am freitag spielt Malasuerte Fi Sud und am Samstag Los Fastidios. Also, wer will kann auch ohne Mann*schaft hinfahren. Es lohnt sich… Und damit mensch auch über den Hintergrund der engagierten, antifaschistischen und zapatistischen Venezia / Mestre Fanszene informiert ist, hier ein Ausschnitt aus dem Buch Futbolistas, das im Verlag Assoziation A erschienen ist.

Seit fünf Jahren unterstützen italienische Ultras mit verschiedenen Projekten zapatistische Gemeinden. Die Initiative nennt sich „El estadio del Bae“, denn am Anfang stand tatsächlich die Idee eines Fußballstadions in Chiapas im Mittelpunkt. Aber es kam ganz anders als es gedacht war und doch wieder genauso, denn das Stadion ist das Leben.

Die Idee eines Stadions in Chiapas kam in einer linken Ultra-Gruppe vom SSC Venezia (zu dem Venezia und Mestre 1987 fusionierten) auf, in der auch Francesco Romor, genannt „Bae“ aktiv war. Doch kurz darauf, am 13. Februar 2001, stirbt Bae. Er sprach in der »Kurve« immer am meisten von den Zapatistas, er hatte alle Initiativen im Stadion gegen den Krieg und gegen Rassismus mitgemacht und war an den sozialen Kämpfen in der Stadt beteiligt gewesen. Bae, aus kommunistischer Familie stammend, war Sprecher der italienweiten Ultras-Koordination und Aktivist des Sozialen Zentrums Rivolta in Mestre. Der Fußballfan mit einer langen politischen Geschichte ist eine Legende unter den Ultras des Drittligisten, die mit „Noi Ultras“ (Wir Ultras) Anfang der 1990er einen linken Verein gründeten, der sich antirassistischen und internationalistischen Aktivitäten rund um den Fußball widmet (und Teil des F.A.R.E.-Netzwerkes, Football Against Racism in Europe ist).

Zu Baes Begräbnis kamen auch der Trainer und vier Spieler des Venezia, es waren Fußballschals, Fahnen von Rifondazione Comunista und der EZLN zu sehen. Einen Monat später hätte er mit weiteren Ultras nach Mexiko fliegen und auch die zapatistischen Gebiete besuchen sollten. Doch weil Freundschaft und Solidarität unter Ultras wirklich groß geschrieben werden, beschlossen seine Freunde Bae trotzdem nach Chiapas »zu bringen« und es entstand das Projekt „El estadio del Bae“.

weiter

Schlagworte: , , , ,

Kommentieren ist momentan nicht möglich.