Der Fisch stinkt vom Kopf

Der Berliner Fußballklub Dynamo hat mit Amaranto zwar dieselben Farben, aber sonst wenig mit den Antagonist* aus Livorno zu tun. Es gibt zwar einige wenige antirassistische und alternative BFC Fans, die sondern aber eins ums andere mal penetrant Verharmlosungen über ihren ach so unschuldigen Verein ab, der sich doch sooo sehr um eine nette Fankultur bemüht. Wie das Erstrundenspiel im DFB Pokal am vergangenen Samstag bewiesen hat, zerplatzen derartige Blindheiten von Berliner Dynamos, wenn sie auf die Realität stoßen. Die kollektive Identität und die personelle Verfaßtheit des BFC speist sich maßgeblich aus einem territorialen Herrschaftsanspruch, der offen mit Gewalt und einer Affinität zu Übergriffen verknüpft ist, und zumindest rechtsoffenen Tendenzen im Verein und innerhalb der Fanszene. Die paar „linken“ Dynamos sind absolut in der Minderheit. Das Gros mag das „Auf die Fresse“ viel zu sehr, als das es sich von liebgewordenen Traditionen, wie dem Platzsturm und dem Verprügeln von sportlichen Rivalen verabschieden würden. Diese Gewalt ist und bleibt die Konstante beim BFC Dynamo.

Die zwei maßgeblichen Protagonist*innen an der Schnittstelle zwischen Gewaltaffinität und einer ostdeutschen Märtyrerkonstruktion sind der Vereinspräsident Peter Meyer und der Fanbeauftragte Rainer Lüdtke. Meyer, soweit ich weiß seit 2006 Präsident des BFC Dynamo, wurde wegen Tragens verfassungsfeindlicher Symbole veruurteilt, war an einem Platzsturm in Babelsberg beteiligt und versuchte mit Hilfe von Thor Steinar laut Mario Weinkauf gegenüber der FAZ das alte DDR-Logo des BFC Dynamo zurück zu kaufen. Außerdem hat Meyer kein Problem mit Firmen, die mit Hooligan-Ausrüstung Geld verdienen und nimmt gerne ihre Sponsorengelder.

Rainer Lüdtke, seit der sogenannten „Rückbesingung“ auf alte Werte (Opa bei den Nazis, Vater bei der Stasi, ich beim BFC) und der Rückumbenennung des FC Berlin in BFC Dynamo im Jahr 1999 offizieller Fanbeauftragter des Vereins und Betreiber des (offiziellen) Fanforums, hat ebenfalls ein besondes inniges Verhältnis zur Gewalt und zu Thor Steinar. Der ehemalige BFC-Hool versuchte zuletzt beim Derby gegen Tennis Borussia im Dezember 2008 aufgrund des Verbots von Naziklamotten im Mommsenstadion eine Soli-Choreo für Thor Steinar zu initiieren, die kurzfristig allerdings abgesagt wurde. Dafür gab es ordentlich Klopperei im Gästeblock, die selbstverständlich von der Polizei provoziert und eskaliert wurde.

Der Platzsturm 2004 in Babelsberg, bei dem Meyer tatkräftig mitprügelte, war eben auch provoziert. 2006, als Dynamos bei Union den Platz stürmten, hatte ebenfalls wenig mit den BFC Fans zu tun. Nach dem verlorenen Finale im Berlinpokal 2010 gegen den BAK waren es wohl auch die paar türkischen Anhänger*innen, die den Dynamo-Hoolsmob zum Betreten des Rasen geradezu nötigten. Das danach der Verein vom Pokal mit Beschluß des Berliner Fußballverbands (BFV) ausgeschlossen wurde, war nach der Sommerpause nicht mehr relevant. Und so konnte der Pöbel für die Saison 2010 / 11 wieder hoffen. Das Ende vom Lied war, daß der BFC ins Endspiel kam, diesmal den BAK im Jahnsportpark besiegte und, wie war es anders zu erwarten, wieder – diesmal etwas friedlicher – den Platz „stürmte“. Den nächsten Sturm gab’s gleich im nächsten Pokal-Spiel, eben gegen Kaiserslautern.

Der Sturm und die prügelnden Dynamos im Gästeblock nach Abpfiff des DFB Pokal Spiels sind deshalb keineswegs eine Singularität im Verhalten des BFC Anhangs, sondern die eigentliche Kontinuität im Fanverhalten. Da nützen auch keine wortreichen Entschuldigungen durch die Vereinsführung. Nachdem Rainer Lüdtke spontan davon gesprochen hat, daß die Polizei und wie schon immer die „Provokationen“ der Gästefans Schuld an der Eskalation gewesen sein sollen – sie haben kurz vor Spielende ihre Taschentücher rausgeholt und, genau wie die Dynamos beim BAK, die Gastgeber aus dem DFB Pokal verabschiedet – und eben nicht die eigenen harmlosen Fans, die mit tatkräftiger und offenbar abgesprochener Hilfe des Ordnungsdienstes in den Gästeblock gestürmt waren, müssen die Beteuerungen der Vereinsführung als reine Schadensbegrenzung betrachtet werden. Das einzig Gute an dieser Geschichte ist, daß der BFC eventuell aus dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) rausfliegt und damit ein Nazi-Verein in die Bedeutungslosigkeit verschwindet.

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10 Kommentare zu „Der Fisch stinkt vom Kopf“

  1. eric sagt:

    was soll jetzt so schlimm am verprügeln sein? das gehört – insbesondere auch bei livorno(zumindest als es diese szene noch gab) – seit jeher zum fußballfantum dazu. da könnt IHR das verklären wie ihr wollt.
    also beruhigt euch mal. gerade wenn die lauterer derart provozieren(taschentücher und danach noch entsprechend aufm zaun rumhampeln), müssen sie sich beim bfc doch nicht wundern. ganz im gegenteil ist denen doch der vorwurf zu machen, dass sie zu so einem spiel frauen und kinder mitnehmen. DAS nenn ich mal verantwortungslos.

    mal ganz davon abgesehen, dass – wo ihr ja hier gern so auf die vielen bösen nazis in ganz fußballdeutschland hinweist – lautern in sachen politik dem bfc in wenig nachsteht. ganz im gegenteil. fahrt mal auf den betzenberg, da schaut ihr euch um wie hoch die thor steinar-quote ist. also kann es euch doch nur recht sein, wenn die sich gegenseitig die schädel einschlagen.

  2. Jurij sagt:

    klar! nur männer dürfen in die kurve! frauen und kidner gehören auf die tribüne… upps, die war’n ja auf der tribüne. hat die nazi-hools aber wenig gestört!

    und wenn taschentücher (wie gesagt die Biffzen ham das auch gegenüber BAK gemacht, gab aber keinen Platzsturm) und rumgemackere provokation sein soll, was sind dann homophobe, sexistische und anti-antifa-sprüche… und weil die luterer genaus scheiße sind, wie der BFC, macht es die dynamos wohl besser. in dem artikel geht es um die reaktionen des vereins, der nun endgültig bundesweit am ende is‘. der BFV wird nich‘ nochmal das risiko eingeh’n für dieses pack, das von oben bis oben nach brauner scheiße stinkt, eine ausnahme zu machen.

    und die „opfer-täter“-umkehrung von dir is‘ sowat von widerwärtig. ich hatte dich für emanzipatorisch eingeschätzt. du scheinst aber einfach nur ein sexistisches mackerarschloch zu sein! widerlich! mit dir will ich nix zu tun haben!

  3. fussballvonlinks sagt:

    ja, gewalt und hauereien gehören zur fußballfankultur. genau deswegen ist sie ja auch so scheisse. dass lautern nicht eben ein hort der aufklärung ist, ist auch weithin bekannt. und wenn rechtsoffene hools sich irgendwo im wald mit rechtsoffenen hools prügeln, dann soll mir das auch egal sein. im jahn-sportpark ging es aber nicht nur gegen „ebenbürtige gegner“, sondern gegen alle, die halt im gästeblock standen. offenbar ist die bfc-fanszene ja aber auch ziemlich zart beseitet. immerhin sind „taschentücher“ für sie eine derartige provokation, dass sie sich nur noch durch flucht in dir gewalt zu helfen wissen. vielleicht fehlt ihnen aber auch nur die kreativität, die es bräuchte, um darauf anders zu reagieren. aber natürlich sind immer die anderen schuld. so ist das halt in rechten weltbildern. alles verschwörungen und die da oben… leckt mich doch am arsch mit eurer fankultur…

  4. … sich nicht dumm machen lassen! « URS – Ultras Roter Stern sagt:

    […] ein Fußballspiel zur Nebensache wird. Der Betze brennt Der Fisch stinkt vom Kopf. Amaranto BFC-FCK. […]

  5. Kai sagt:

    die Thor-Steinar-Quote am betzenberg…das ist natürlich eine rechtfertigung…ich hab eben in der ecke gelegen vor lachen. frauen und kinder nimmt man natürlich auch nicht mit zum fussball, klar, was haben die da verloren?! in was für einer welt lebst du? auf den betze nimmst du frau und kinder immer mit, völlig normal, und absolut risikolos. ginge es nach deiner weltauffassung, wären frauen auch selber schuld, wenn sie vergewaltigt werden, warum müssen die auch in röcken auf die strasse?!

  6. massi sagt:

    monsieur eric,

    du kannst nicht allen ernstes die frage aufstellen, was am verprügeln so schlimm sein soll. ich denke es steht auszer frage, dasz so etwas nie schön ist. weder für den gewalt austeilenden, noch für den gewalt subierenden. das aber in gewissen bad cases, sowas unvermeindlich ist, liegt genauso auf der hand… womit ich auch auf deinen satz zurückkommen möcht, in dem du livornos ultras, und die meintest wohl die aktivsten antagonisten/innen unter ihnen, mit den hoschis vom bfc auf eine stufe stellst. mal ganz davon ab, wie sehr mich solch vergleiche zwischen völlig anders denkenden menschen ärgern. hier verklärt doch keiner etwas, nur ist das reflektieren über die eigenen taten wichtig, sonst nimmt das mit der fankultur hier noch das selbe ende wie in italen. und für sowas interessieren sich menschen von rechts aussen halt nicht sonderlich. und welches unschuldslamm haben die livornesi denn so angegangen in ihrer kurzen aber prägnanten schaffensphase, wenn du die umstände nicht nur der fankultur in italien berücksichtigst. lässt sich das auch nur im geringsten, mit einem blocksturm aufgrund einer niederlage und daruaf folgender provokation vergleichen. so dumm und unreflektiert diese dann natürlich auch war. aber mach dir bitte deinen eigenen reim drauf.
    auf jedenfall kann ich dir empfehlen, dieses jahr am 03. dezember nach livorno zu fahren, zum heimspiel gegen hellasmerda verona. vielleicht wird sich deine meinung dann ein wenig ändern. vielleicht bleibts aber auch ruhig und gemütlich, dank der anhaltenden repression, und du hast einfach nur ein schönen tag in einer stadt und mit menschen, von der/denen wir alle noch was lernen können.

    apropos, oder wie sich das schreibt ;), Jurij habt ihr schon die nächste reise nach livorno geplant? vielleicht sogar zum oben besagten spiel.

    …und jetzt machts weiter mit der hitzigen diskussion, bitte. solange über etwas geredet wird, wird es wenigstens nicht untern tisch gekehrt…

  7. Jurij sagt:

    mich interessiert absolut nich‘, woher wer wann wie gekommen is‘. wenn proletarier*innen oder student*innen oder sonstwer scheiße is‘, dann nenn‘ ich es auch so. DDR spinner*innen behandele ich nich‘ anders, als andere menschen.

    und wo behaupte ich denn, daß sämtliche vereine, die es schon in der DDR gab in der bedeutungslosigkeit verschwinden sollen. es geht explizit um den BFC dynamo. um keinen anderen verein. es geht weder um dynamo dresden, die ich zwar auch nich‘ mag, aber da gibt es eine antirassistische fanszene, die sichtbar im stadion und in dresden selbst in erscheinung tritt (siehe „rassismus is kein fangesang“) du bist derjenige der verallgemeinert, bezüglich der fanzene von babelsberg, die du offensichtlich nich‘ kennst und selbst die BFC fans sollen fast aunahmslos ex-DDR’ler sein. so ein bullshit!

    laß mich echt mit dem DDR scheiß in ruhe. diese vergangenheit interessiert keinen menschen. wer scheiße is‘, bleibt scheiße!

  8. So ein Fisch sagt:

    Chillt mal. Eric hat doch lediglich Fakten genannt. Das einzige Urteil war vielleicht die Frage, ob ‚Gewalt‘ ernsthaft ’schlimm‘ sein soll.

    Nochmal zu den Fakten von ihm:
    – Gewalt gehörte schon immer zum Fandasein, auch bei Livorno
    (Wer das nicht glauben will, der kann sich ja mal die Gewaltdebatte im BfU zu gemüte führen oder einfach ab und an einschlägige Foren verfolgen)
    – Die Lautern-Fans provozierten die BFC’er mit Taschentüchern und durch entsprechende Gesten auf dem Zaun
    – beim BFC ist eine derartige Gewaltneigung alles andere als unnormal und das ist mehr als bekannt
    – darum ist es verantwortungslos mit potentiell Schwächeren in den Block zu gehen, der am ehesten Ziel eines Angriffs ist
    (- auf der Haupttribüne wären diese im Übrigen sicher gewesen, denn die wurde nicht gestürmt)

    des weiteren:
    -die Fanszene von Lautern ist ebenso rechtsoffen, wie die des BFC
    -ihr seid ganz offensichtlich Nazi-Gegner
    -also kann es euch doch wirklich egal sein, wenn sich Rechte gegenseitig auf die Fresse hauen

    Jetzt sagt entweder, wo diese Fakten nicht richtig sein sollten oder haltet die Fresse!

    Gez.: jemand der auch mal selbst zum Fußball geht und nicht selten über den Tellerrand hinnaus schaut.

  9. Brigata Amaranto Venticinque Aprile sagt:

    @massi: der termin von ASL vs. Hellas könnte interessant sein. könnte sogar eventuell ein internationales treffen werden. ma‘ kucken!

  10. Jurij sagt:

    @ultralinks: wenn du texte unbedingt texte mißverstehen willst oder aus vorhandenen deine eigenen im kopf baust, bist du hier falsch. komentier was geschrieben steht. der von dir kritisierte text lautet:

    „Das einzig Gute an dieser Geschichte [gemeint ist der Platzsturm der Dynamos, Anmerkung des Autors] ist, daß der BFC eventuell aus dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) rausfliegt und damit ein Nazi-Verein in die Bedeutungslosigkeit verschwindet.“

    Also, da steht nix von DDR, Hool-Fanbeauftragten, Proletarier*innen oder sonstwem. Und die Hintergründe der BFC Hools reichen bis weit in die 70 / 80iger. Frag mal die 79er. Oder frag mal die DDR Nazi-Skins, die die Zionskriche überfallen haben. Das is‘ aber ’ne ganz andere Geschichte!

    Ultralinks, du hast also keine Probleme mit prügenden Hools, mit Thor Steinar sympahtisiernden Präsidenten und Fanbeauftragten? Dich interessiert nur die DDR? Da bist du hier falsch!