Dauerregen, Frust und der Nationale Widerstand

Am Samstag Nachmittag war die Holzhackertruppe des MSV Duisburg zu Gast im Karl Liebknecht Stadion in Babelsberg. Die grobmotorischen Ruhrpottspieler*innen hatten die Fußballmafia DFB, einen desinteressierten Ultrà Stimmungsblock und mehrere Dutzend Nazi-Hools mitgebracht. Der SVB und seine Fans waren vor dem Spiel hochmotiviert und enthusiastisch. Mit Spielanpfiff war davon allerdings weder auf dem Platz noch auf den Rängen etwas zu sehen. Das Spiel endete unspektakulär mit 0:2 gegen die Blauweißen. Der Nationale Widerstand Duisburg zeigte sich nach Abpfiff noch mal in seiner vollständigen Widerwärtigkeit und suchte sichtlich nach Stress. Dem wurde nachgegeben. Die Nazi-Hools bekamen gutes Staatspfeffer für die Atemwege für umme… Aber ich will eins nach dem anderen erzählen.

Nach langer Zeit machten wir uns mal wieder auf den Weg in der Nordkurve in Babelsberg. Die ganze Zeit hatte ich (im Gegensatz zu den anderen) Hoffnung, daß es doch noch aufhören würde zu regnen. Zwischenzeitlich sah es sogar ganz gut aus. Statt fetten Tropfen, nieselte es höchstens. Kurz vor der Abfahrt klarte es sogar etwas auf. Aber die Hoffnungen zerflossen gnadenlos. Aber egal! Wir hatten Tickets, wollten unbedingt zum Spiel und vor allem hatten wir Lust wieder mal bei einer ganz besonders symphatischen Fanszene zu Gast zu sein. Obwohl zu Gast irgendwie komisch klingt. Diesmal fühlte es sich eher, wie nach Hause kommen an. Selbstverständlich aber immer in Gedanken an unsere toskanische Nordkurve im Picchi…

Nachdem wir drin waren, das neue Stadion in Gänze bewundert haben und uns einen Platz in der Nordkurve gesucht hatten, gab’s den ersten Schock. Ich hatte es noch für einen Witz gehalten, daß Banner und Zaunfahnen vom DFB nicht erlaubt wurden. Da aber in der gesamten Gegengrade kein Support-Stuff zu sehen war, schien wohl doch was dran gewesen zu sein. Irritierend war außerdem, daß sowohl im Ostblock als auch in der Gästekurve Transpis hingen. Nur die Nordkurve blieb bis kurz vor Spielbeginn unbeflaggt. Aber pünktlich zum Einlauf der Mann*schaften samt Schiedsrichtergespann hingen die Transpis des Filmstadtinfeno ’99 doch. Leider nur für kurze Zeit, was der Stimmung sichtlich schadete und für mächtig Frust im Block sorgte.

Auf dem Spielfeld sah es ähnlich trostlos aus. Die Babelsberger*innen – in wirklich schickem Sondertrikot – hatten vom Anpfiff an sichtlich Probleme ins Spiel zu kommen. Die Abwehr war schlecht geordnet und unkonzentriert. Nach vorne ging erstmal wenig. Die Duisburger*innen spielten aber nicht viel besser. Sie blieben harmlos und zurückhaltend. Deshalb machten die Gastgeber selbst das Tor. Allerdings für die falsche Seite. In der 6. Minute köpfte Domenik Stroh-Engel unglücklich zum Führungstreffer der Gäste ein. Dieses Tor war deshalb auch besonders tragisch, weil die Situation längst nicht so gefährlich war, wie es zunächst erschien.

Nach dem Tor ging es weiter, wie gehabt. Duisburg spielte ideenlos nach vorne und haute eins ums andere Mal Blauweiße ohne Rücksicht auf Verluste um. Die ruppige Gangart der Zebras sorgte deshalb schon in der 10. Minute für die erste verletzungsbedingte Auswechslung beim SVB. Die zweite folgte nach etwa 20 Minuten. Die Babelsberger*innen hatten so gar keine Chance ins Spiel zu finden. Der Regen, die Gegner, die Verletzungen und auch die größtenteils in der ersten Halbzeit stumme Kurve materialisierte beinah schon symbolhaft das desolate Spiel der 03’er, die im ganzen Spiel nie wirklich gefährlich waren, in der zweiten Hälfte hinten zwar besser standen und auch zu eigenen Chancen kamen, aber die Duisburger*innen nie in echte Bedrängnis brachten.

Der Support in der Norkurve kam zwar, nachdem er nach dem Abnehmen der Zaunfahnen verstummt war, noch in der ersten Hälfte wieder, blieb aber weitestgehend zurückhaltend und leidenschaftslos. Solange die Transpis hingen, hätte es ein „schöner“ verregneter (Fußball-) Nachmittag werden können. Die im Ultrà Unfug # 148 versprochene Choreo gab’s zwar nich‘, die hätte aber nachgeholt werden können. Die Vorsänger waren motiviert und recht entspannt. Nur das Sonder-Trikot auf einer Ultràbrust irritierte mich. Sowat is‘ sowas von Un-Ultrà 😉 Aber gut, es war ja wirklich hübsch!

Nachdem die Zaunfahnen weg waren, herrschte aber erstmal Schockstimmung und ’ne Menge Frust. Wenn die Banner hängengeblieben wären, dann hätte es den Verein mächtig gekostet. Das, was mit dem erreichen der ersten Runde des DFB-Pokals verdient worden ist, wäre locker wieder als Strafzahlung in den Apparat zurückgeflossen. Ohne die Fahnen und die Transpis, die weder die Werbung verdeckt noch irgend ein*e (Fernseh-) Zuschauer*in ernsthaft irritiert hätten, war die Stimmung auf Null. In der zweiten Hälfte sah die Unterstützung der Blauweißen auf dem Rasen ungeachtet der Drecksauflagen des Scheiß DFB besser aus. Die Mann*schaft hatte es einfach nicht verdient, allein gelassen zu werden. Nach den aufreibenden Wochen der Rettung des Vereins wäre ein Stimmungsboykott völlig unverständlich. Für wen sollten die Spieler*innen auch spielen, für wen Tore schießen und für wen jubeln, wenn das Herz nicht schlägt… Zum Dauersupport hat es nicht gereicht. Aber nach einiger Erholung vom Schock ging es laut und ausbaufähig weiter.

Der Support bei den Gästen war allerdings ebenfalls nicht gerade euphorisch. Trotz Führung ihrer Mann*schaft und keiner großartigen Gefahr das Spiel zu verlieren, blieb der circa 80 Menschen große Stimmungsblock relativ ruhig. Zwar schaffte es der harte Kern nahezu einen Dauersupport hinzukriegen, der blieb aber wenig kreativ und harmlos. Da half auch Oberkörper-Frei und Schalgewedele wenig. Rudis hübsches Schlammoutfit sah eindeutig besser aus. Spaß beiseite, richtig widerlich an dem Duisburger Anhang war, daß die Ultras der Rest der (Gäste-) Kurve offensichtlich wenig interessiert hat und sie sichtbar wenig Berührungsängste zu offen auftretenden Nazis haben. So versammelte sich der Supportkern hinter dem Banner dem einschlägig bekannten Boxclub Division Duisburg. Die dazugehörigen circa zwei Dutzend Nazi-Hools standen allerdings nicht mit bei den Ultras, sondern postierten sich am Zaun zum Pufferblock.

Die Duisburger Divisionskameraden kümmerten sich im Verlauf des Spiels wenig um das Geschehen auf dem Platz. Sie widmeten sich ausschließlich dem antiziganistischen („Zick. Zack, Zigeunerpack) und anti-antifaschistischen („Hasta la vista Antifascista“) Repertoire des Nationalen Widerstands. Nach Abpfiff suchte dieser Pöbel die Auseinandersetzung. Waren die Nazis zuvor noch an de Zusammenarbeit mit der Polizei und ihren Zivis interessiert, offenbar um einen Einsatz der Uniformierten im Gästeblock zu verhindern, suchten die Nazi-Hools nach Spielende die Auseinandersetzung mit den Babelberger*innen. Auf dem Weg über den Zaun in den Pufferblock ging Team Black mit Schlägen und Pfefferspray gegen die Duisburger Nazis vor. Die Babelsberger*innen beließen es bei der verbalen Auseinandersetzung und schickten die Nazi-Gäste, die sich mit Beschimpfungen für die Gastfreundschaft bedankten, lautstark nach Hause in ihr Ruhrpottnest. Zum kotzen dieses widerliche Ruhrpottnazipack!

Neben der schon erwähnten Gruppe Division Duisburg fielen außerdem die Banner von Inferno Duisburg (seit 200 bei den Ultras Duisburg, die seit 2007 in die Kohorte Duisburg aufgegangen ist), der Sektion Dinslaken und der Northside Crew auf. Inwieweit die Proud Generation Symphatien zu Nazis hegt, ist unklar. Was allerdings unstrittig ist, daß die Fanszene Duisburg konsequent nationalistisch und deutschtümelnd zu verorten ist. Der Lokalpatriotismus ist hierbei offensichtlich mit diskriminierenden Diskursen verknüpft, wonach es offenbar als völlig unproblematisch empfunden wird, Sinti und Roma sowie („linke“) Zecken als minderwertig zu beschimpfen oder deshalb derartige Gesänge geduldet werden.

Der Spielbericht der Sektion Dinslaken erwähnt, wie der Sportinformationsdienst, die Vereine oder die anderen sogenannten (Qualitäts-) Medien nix von den lauten antiziganistischen Chören. Vielmehr imaginiert die*er Sektionsautor*in beinah schon amüsant eine vermeintliche Opferrolle der Gäste, weil sich die Uniformierten, obwohl „sich 2 Gruppen aus 2 Vereinen 90min anpöbel[te]n“, lediglich am Gästeblock standen. Deshalb soll auch, laut dem Bericht, die Polizei an der Eskalation Schuld gewesen sein. Die anti-antifaschistischen und antiziganistischen Chöre dagegen sind (in Duisburg) offenbar ganz normal. Der Bericht bezeichnet diese widerliche Scheiße ernsthaft als „normale Ost-West-Pöbeleien“. Ich weiß nich‘ was mich mehr zum kotzen bringt, diese rechtsoffene Verharmlosung einiger Bürger*innen oder die Nazi-Scheiße. Beides kann sich aber in der Dusiburger Fanszene in jedem Fall super entwickeln. Das Schweigen gegenüber Rassismus und Antiziganismus in der eigenen Kurve durch die Fans, das Fanprojekt und den Verein ist Ausdruck einer menschenfeindlichen Politik, die auf Diskriminierung von Menschen setzt! Bravo MSV Duisburg! Aber gut, was interessiert mich ein Dorf in dem anti-imperialistische Antifaschist*innen kaum von Nazis zu unterscheiden sind…

Trotz eines versauten Nachmittags hat es in der Nordkurve mal wieder Spaß gemacht! Auch weil die 03’er*innen jedesmal neu beweisen, daß mensch auch ohne diskriminierenden Dreck Fußball kucken kann. Und deshalb wollten wir morgen auch zum Spiel kommen. Leider stört aber die schnöde Lohnarbeit und versemmelt den schönen Plan. Aber wer Zeit hat, sollte morgen Abend unbedingt erst ins Karli und dann ins Freiland zum Konzert von Los Fastidios geh’n!

Bilder gibts bei eventshocker

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9 Kommentare zu „Dauerregen, Frust und der Nationale Widerstand“

  1. Kritiker sagt:

    Ihr macht euch das eventuell etwas zu einfach, eine gesamte Szene zu verurteilen. Dass es da Probleme bezüglich der Bagatellisierung einer solchen Aktion gibt, dem kann sicherlich zugestimmt werden. Nur was nicht geht, ist die Erwartungshaltung, dass jede Szene mit solch einem problem so umgeht, wie es zum Beispiel bei uns in Babelsberg der Fall wäre.
    Da pack ich mir vor allem an den Kopf, wenn ein offizielles Fanprojekt solche Vorwürfe bekommt. Wenn ein Großteil der Szene solch ein Verhalten nicht als schlimm befindet, können die Gegner solcher Aktionen nicht offensiv im Stadion dagegen vorgehen, ohne wohl selber aufs Maul zu bekommen. Zwar könnte man sagen, dass sie das Risiko eingehen sollten, aber trotzdem sollte man so etwas reflektierter sehen. Das Fanprojekt und auch die Duisburger Ultras (welche sich auch schon in öffentlichen Texten antirassistisch geäußert haben) müssen wie viele Szenen mit einem ähnlichen Problem sicher andere Wege finden, um solch eine Szenerie anzugehen. Das Ziel könnte sein, erstmal eine Mehrheit zu diesem Thema zu sensibilisieren, um die ablehende Grundhaltung erst einmal zu schaffen, um dann auch effektiv solch ein Verhalten aus dem Stadion zu schaffen. Gerade auf der von euch verlinkten Homepage des Fanprojekts findet man vieler solcher Aktionen ( http://www.fanprojekt-duisburg.de/index.php?option=com_content&task=view&id=106&Itemid=1 oder http://www.fanprojekt-duisburg.de/index.php?option=com_content&task=view&id=107&Itemid=1 oder „Nie wieder“ – Erinnerungstag im deutschen Fußball ). Von daher muss man die Duisburger Szene sicherlich nicht gutheißen, auch ich finde einige Vereine sympathischer, diese Schelte gegen alles und jeden aus Duisburg halte ich aber für absolut unnötig, da nunmal gerade beim Fußball (noch?) nicht davon ausgegangen werden kann, dass alles so abläuft wie bei uns, wenn Rassismus oder andere Diskriminierungen im Stadion auftauchen.

  2. Jurij sagt:

    nur nochmal zu meiner wahrnehmung:

    es waren im gästeblock ein großer supportblock von ca. 60-70 menschen. die haben ordentlich stiimmung gemacht. waren aber auch mal ruhig, um zu merken, was neben ihnen passiert.

    es gab einen weiteren großen block von ca. 20-30 sichtbaren nazis, die mehrfach sehr gut hörbar „zick zack zigeneuerpack“ riefen. ausßerdme gab es mehrmals der schlachtruf der freien kräfte und autonomen nationalist*innen „hasta la vista antifascista“ zu hören. diese „zecken“ gegrunze (übrigens auch aus dem supportblock und richtig laut) will ich mal beidseite lassen.

    außerdem soll es auch antisemtische sprüche von altern duisburger*innen gegeben haben. die kann ich aber absolut nich bestätigen. hab ich nich gehört. der rest der widerliche nazi-scheiße hat mir gereicht.

    zweitens. warum ich die ganze (anwesende) fanzene in die kritik nehme:

    zu keinem zeitpunkt, wirklich nie, war zu sehen, daß es gegenüber den divisionskamerad*innen irgendeine ansage gab. von keinen sektionist*innen (wo immer die auch waren). nicht von den ultras. erst recht nich von antifaschist*innen. selbst die babelsberger*innen haben sich zurückgehalten.

    und zu behaupten, daß antiziganistische chöre und nazi-schlachtrufe, die auf keiner nazi-demo fehlen dürfen, als ost-west-folklore zu verharmlosen, ist nicht nur dämlich, sondern blind. zumal „zecken“ und „zigeuner“ nix mit ostdeutschland zu tun haben und auch im westen gern dem jeweils verhaßten verein von rechtsoffenen szenen entgegengegrunzt werden.

    zusammenfaßend, ich hab noch nie derartige widerwärtige scheiße gehört. ich hab von dem üblen antiziganismus (zB bei der Tatort Stadion Austellung) und den nazi-schlachtrufen gelesen, sie aber noch nie live gehört. genausowenig hab ich noch nie gesehen, daß eine fanszene derartig wenig probleme damit hat. wenn in dem sektion disnlaken bericht etwas davon gestanden hätte, daß diese gesänge widerlich, abstoßend udn unerträglich gewesen wären und sie der duiburger fanszene nich würdig sind, dann hätte ich anders geschrieben. aber es wurde weiter über antiziganismus und anti-antifaschismus geschwiegen. und das nach dem aktuellen brandanschlag auf rroma in leverkusen…

    ich habe nicht behauptet, daß die gesamte fanszene nazis wären. die divisionskamerad*innen sind aber nicht nur einfach nazis, sondern sehr aktiv in den lokalen nazi-strukturen. den rest in der gästekurve hat das gepöbel der nazis wenig interessiert. und da hab ich nix erwartet, außer eine versuchte intervention – von wem auch immer – auf jeden fall keine verharmlosung und verschweigen.

    also, schmattes schaut euch eure konsorten an und macht ansagen oder hängt was gegen diskriminierung auf. auf jeden fall sollte dieser nachmittig intern thematisiert werden. viel glück bei der emanzipatorischen arbeit! auch wenn ich nich‘ dran glaube, daß es ernst gemeint sein könnten. wir werden es bei euch zu hause seh’n…

  3. Jurij sagt:

    @schattes: ich hab nix mit basisdemokratie zu tun, da haste recht! ich steh‘ mehr auf herschaftsfreiheit und konsens! ansonsten kannste mich aba auch stalinist*in oder auch trotzki nennen 😆

  4. ey jo sagt:

    Hallo aus dem regnerischen Duisburg,

    muss mich nun auch mal dazu äußern. Der Bericht der Sek. Dinslaken ist ein Witz, braucht man nicht drüber reden genauso wie die ganze Verharmlosung und Bagatellisierung in unserem „schönen“ MSV Portal. Nur muss auch eingesehen werden, dass antifaschistische Arbeit nicht immer so abläuft, dass man den Nazis gewaltätig gegenübertritt. Die Situation ist insgesamt etwas schwieriger und ich würde dir gerne etwas dazu persönlich schreiben, wenn du mir deine E-mail Adresse geben würdest.
    Ansonsten geb ich dir aber durchaus recht, es ist natürlich peinlich und beschämend für unsere Fanszene zu gleich, wenn 30 Leute mit den angesprochenen Rufen auffallen und niemand dagegen etwas unternimmt. Viel schlimmer find ich allerdings die restliche rechte bis rechtsoffene Szene, die jetzt wahrlich darüber diskutiert ob Zick Zick Zigeunerpack rassistisch ist oder nicht… Wie du siehst, bei der Vielzahl an Knallbirnen muss grundlegende Arbeit in dieser Hinsicht geleistet werden und eine offene Konfrontation mit den Nazis hätte niemanden weiter gebracht.

  5. Brigata Amaranto Venticinque Aprile sagt:

    brigata amaranto kann hier kontaktiert werden.

  6. giggs1999 sagt:

    Ich bin Duisburger, MSV Fan und liberal denkend. An den Verfasser des offensichtlich aus eurem Blog stammenden und in unserem Forum veröffentlichten Bericht folgende Botschaft, „Deine verbale Masturbation hat mich köstlich amüsiert. In Duisburg denkt man, dass sich 20 Jahre nach Mauerfall der geistige Horizont im Osten erweitert haben sollte, aber ausnahmen bestätigen die Regel.“

  7. Jurij sagt:

    😆 giggs, du bist ja echt ein*e ganz süße*r duisberg*in! zum knuddeln. aber sag mir mal, was nazi-schlachtrufe, antiziganismus, der hitlergruß und andere nazi-scheiße mit dem osten deutschlands zu tun! all das gab es am vergangenen samstag in eurer kurve. und du labberst was von mauerfall und horizonten. im gegensatz zu dir reicht mein horizont soweit menschenverachtende scheiße abzulehnen und diese konsequent als solche zu benennen.

    du dagegen giggs und die anderen verharmlosenden un-politischen duisburger*innen im msvportal forum haben offensichtlich mehr probleme mit kritik an der eigenen inkonsequenz gegenüber nazis. is‘ schon interessant, daß die babelsberger*innen im eigenen stadion allein durch ihre anwesenheit zu nazi-chören provoziert haben sollen. auch der stadionname muß als rechtfertigung herhalten. nur komisch, daß statt die „politik“ (gegen diskriminierung und für emanzipation der menschen) zu kritisieren einfach nazi-scheiße gegröhlt wurde. und die antifa-antworten aus der nordkurve kamen erst nach den antiziganistischen chören…

    aber gut, bleibt weiter unpolitisch ihr süßen ruhrpott-un-politischen! und ich arbeite an meinem horizont, hoffentlich verheddert er sich nich‘ in eurem forum dünnschiß!

  8. Brigata Amaranto Venticinque Aprile sagt:

    1. Dieser Blog ist nicht ein reiner SVB Fanblog, sondern der Blog von tifos* des italienischen AS Livorno aus der toskanischen Stadt am Mittelmeer.

    2. Es existiert keine nicht-„extremistische“ Mitte. Konsorten wie Buschkowsky und Sarrazin in Berlin, Gauweiler und Lafontaine im Süden sowie andere Sozialchauvinist*innen, für die sozial benachteiligte lediglich Sozialschmarotzer und „Leistungs“.Empfänger*innen sind, ohne ökonomischen und nutzbaren Wert, sind menschenfeindliche Bütrger*innen, die durhc ihre Politik und Polarisierungen die Menschen egal welchen Hintergrunds gegeneinander aufwiegeln. Die Abgrenzung zwischen Nazi und Antideutsch ist lächerlich. Die Grenze verläuft eben nicht, wie ein alter Autonomen-Slogan richtig weiß, zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten. Und daran kann nur selbstverwaltetes Engagement und Kritik etwas ändern. Der positive Bezug auf dieses Verwertungs- und Ausbeutungssystem ist systemerhaltend!

    3. Wie kann mensch auf etwas stolz sein, was purer Zufall ist. Wie kann mensch stolz sein „deutsch“ zu sein und nicht zu reflektieren, daß eben Menschen aufgrund ihrer „Nicht-Deutschsein“ massiv benachteiligt werden. Mit welchem Recht und welchen (meinetwegen demokratisch-humanistischen) Idealen ist es vereinbar, daß einige Bürger*innen besser sind als andere, frei wählen dürfen, wo sie leben sollen, was sie arbeiten, wie sie lieben usw. Stolz in Bezug auf nationale Einbildungen (Deutschland existiert seit 1871 und wurde durch Blut und Eisen hergestellt und hat eine lange Geschichte der Vernichtung anderer Menschen) ist selten dämlich!

    4. Wir sind in ganz verschiedenen Orten, Ländern und kulturellen Zusammenhängen geboren worden, sind in verschiedenen historischen und politischen Spektren aufgewachsen und leben von verschiedenen Beruf(ung)en – unser Lebensmittelpunkt liegt in Deutschland – warum sollen wir, weil wir Kritik an Nationalismus, Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und anderen Diskriminierungen auch lautstark üben Scheiß-Deutschland verlassen? Dies ist eine alte Bürger*innen-Parole („Na dann geht doch nach drüben“) oder einen Nazi-Forderung. Wer sowas reflektiert und uns das Leben in Deutschland „verbietet“ nur weil wir die Errungenschaften des rassistischen und ungerechten Staatssystems nicht akzeptieren, ist lediglich ein Büttel des Staates, der Polizei und erst recht des Kapitals. Denn das brauch solche stolze Menschen, die andere nonokonformistische vertreibt – notfalls auch mit Gewalt.

    5. Es gibt sehr viele Möglichkeiten gegen Nazis in der eigenen Kurve vorzugehen. Schweigen ist hierbei keine – denn: wer schweigt, stimmt zu. Und dennoch, in dem Beitrag wurde nicht behauptet, daß alle Duisburger*innen Nazis sind (übrigens genausowenig wie alle Babelsberger*innen Antifas, eine unzulässige Verallgemeinerung einiger MSV Fans), sondern vielmehr, daß diejenigen, die im Karli waren, offensichtlich kein Problem mit den organisierten Nazis hatten. Das ist allerdings Fakt! Möglichkeiten gegen Nazis vorzugehen, zeigen verschiedene Initiativen mitr verschiedenen kreativen Konzepten in verschiedenen Ligen. Bündnisse, (Naziklamotten-) Verbote, Bündnisse, Banner oder auch eine Verhaltenskonsens sind Möglichkeiten. Siehe zum Beispiel:

    TSV 1860 Münschen, Löwenfans gegen Rechts
    Dynamo Dresden, Rassismus ist kein Fangesang (Fanprojekt SGD) oder Love Dynamo – Hate racism von 1953 international
    Union Berlin, Schöner Eisern ohne Nazis
    Werder Bremen, Anti-Diskriminierungs AG des <a href="http://www.fanprojektbremen.de/index.phpFanprojekts&quot; (Aktionen, Choreos usw gegen Homophobie, Rassismus, Sexismus usw.)

    … und es gibt sehr viel mehr!

    Aber, wenn ihr wirklich in Duisburg was machen wollt, meinetwegen mit einem Konsens gegen jeden "Extremismus" im Stadion, der jede diskriminierende Äußerung gegen Menschen ausschließt, seid ihr diejenigen, die aktiv (!) werden müßt. Ich will und werde euch nicht vorschreiben, was ihr zu machen und zu lassen habt. Aber dementsprechend müßt ihr euch eventuell anhören, daß ihr Nazi-Parolen in euren Reihen duldet. WIe eben im Babelsberg geschehen ist.

    … und hier nochmal unsere Vorstellungen als Brigate Amaranto 25 Aprile zum Thema:

    Wir sind Freunde. Wir sind Fans. Wir gehen zum Fußball. Wir feuern unsere Mannschaft lautstark und enthusiastisch an. Manchmal schwenken wir Fahnen, werfen Konfetti oder Klopapier. Wir streiten gerne. Wir trinken auch mal ein Bier. Manchmal sogar zwei! Wir haben natürlich immer Recht, jede_R einzelne, jedes Mal und noch öfter. Mit hierarchischen Fanstrukturen haben wir so unsere Probleme. Einen Vorsänger brauchen wir nicht. Wir können auch alleine singen. Manchmal denken wir sogar von allein! Dann sehen wir die kapitalistische Verwertung des Fußballs äußerst kritisch und empören uns. Die Reglementierung und Kommerzialisierung der Fankultur macht uns wütend! Genauso wie Nazis, Antisemit_Innen, Homophobiker_Innen und andere Exklusionsfetischist_Innen im Stadion!

  9. Jurij sagt:

    @schmattes: ich weiß zwar nich‘, was du vermißt. meiner ansicht nach haben wir völlig verschiedene ansichten, die nicht zu vereinbaren sind. hier einige kokrete beispiel:

    Antideutsche Parolen, Grafittis und Aktionen kann ich aus meiner Grundhaltung nun einmal nicht tolerieren und schon gar nicht akzeptieren.

    was heißt denn antideutsch? von deutschland ging einer der widerwärtigsten und möderischsten kriege aus. die vergangenheit wurde bis heute nicht aufgearbeitet. zum beispiel italienische und greichische zwangsarbeiter*innen warten immer noch auf eine entschuldigung und entschädigungen für die ermordung ihrer familien. seit der sogenannten wiedervereinigung (die formaljuristisch ein anschluß war) häufen sich nazi-überfälle. die brandanschläge von rostock lichtenhagen, mölln, die ermordung von adriano usw. sind einige beispiele für einen tödlichen rassismus. deutschland hat anfang der 90iger das „asylrecht“, das als lehre aus den flüchtlingsbewegungen nach dem II. weltkrieg als menschenrecht geschaffen wurde, faktisch abgeschafft…. wie kann ein vernünftiger mensch, ein „antifaschist“ und „linker“ auf dieses ’schland stolz sein! diesen staat – ich betone den staat und nicht seine menschen – kann mensch nur hassen!

    außerdem, wie kommt es, daß du lediglich „anti-deutsches“ nicht akzeptieren kannst, aber offensichtlich anziganistische und anti-antifaschistische parolen tolerierst. das passt weder zum keine-politik imperativ noch zu dem von dir behaupteten antifaschismus. und, wie kommt der autor der sektion dinslaken, zu der du ja dazugehörst, dazu diskrimierende widerwärtigen chöre als reine ost-west-folklore zu verharmlosen. das geht gar nich‘!

    Ich zwinge niemanden hier zu bleiben, aber ich gönne jedem eine lösungsorientierte Mitarbeit für eine gerechtere Strukturierung- der Rest darf gerne gehen- alles Andere wäre auch inkonsequent und woanders sein Seelenheil finden.

    hierzu hab ich schon geschrieben… aber dazu fällt mir nur noch der neoliberale scheiß-spruch ein: nur wer arbeitet, soll auch fressen. kritik ist nicht erlaubt. und ich suche mir gefälligst selbst aus, wo ich lebe und wo nich‘. und weil ich die politik, deutsche kultur und den ganzen nationalen dreck ablehne, wohne ich in einer gegend, die sowas von voll mit kulturen is‘!

    Ich MÖCHTE sogar Lohnarbeit leisten und unterstütze diese, denn damit unterstütze ich auch ein existierendes Sozialnetz, den Aufbau und Instandhaltung der Infrastruktur, oder gar kostenlose Bildung für jeden.

    schonmal was von vergesellschaftung gehört, von selbstorganisierten betrieben, räten… lohnarbeit ist der teil der kapitalistischen gesellschaft, die seit jeher von emanzipatorischen menschen – kommunist*innen, anarchist*innen, sozialdemokrat*innen, autonomen, ultras usw – überwunden werden sollte. ich muß auch arbeiten, aber ich MÖCHTE NICHT. ich habe eigentlich wichtigeres zu tun. aber in diesem drecks ausbeuter*innen-system muß ich leider lohnarbeit leisten, um leben zu können. leider! und nicht gott sei dank!

    Ist es nun so sinnig, wie von einigen Eurer Szene gefordert, die blanke Konfrontation zu suchen, oder sollte man die Situation vielleicht reflektieren und den Hebel da ansetzen, wo man den größtmöglichen langfristigen Effekt sieht?

    ersteres habe ich nie behauptet! zum zweiten ein klares JA. nur hab ich von duisburger*innen seite dazu beim spiel in babelsberg nix gehört und auch sonst wenig über engagement gegen rassismus gelesen. paßt ja auch nich‘ – is‘ ja schließlich politik. sich nicht mit den eigenen nazis auseinandersetzen und sie in der kurve unkritisch pöbeln lassen zu dürfen, ist eine widerliche enthaltung, die wie bekannt eine zustimmung bedeutet. deshalb sehe ich die duisburger fanszene nicht in gänze als nazi-kurvve, aber schon tendenziell als rechtsoffen.

    Eure Szene scheint so einseitig zu sein, dass man sich auch als 16-jähriger vor einem erlebnisorientierten Fascho stellen kann, hier ist es anders. Die Grundgegebenheiten ganz anders, die Identität des Ruhrgebiets eine völlig andere.

    ich finde die babelsberger*innen fanszene keineswegs als einseitig. da gibt es hausbesetzer*innen, punks, skins, ois, schüler*innen, kinder, anwälte, journalist*innen, der präsident ist kinobetreiber und steht seit jahren in der nordkurve… die einseitigkeit, die du beschreibst, gefällt mir aber. es ist immer schön, wenn ein mensch so selbstbewußt ist udn sich nazis entgegenstellt. nazi sind nämlich nicht zu tolerieren. mit ihnen wird nich‘ gekuschelt! faschismus ist eben keine meinung, sondern ein verbrechen!

    das letzteres im ruhrgebiet nicht auch so gesehen wird, kannst vergessen. es gibt sehr aktive antifaschist*innen. zum beispiel in dortmund. in duisburg gibt es dagegen komische antifaschist*innen. die sind antizionistisch und ihre aktionen bedienen sich bei antisemtischen diskursen. und trotzdem denke ich, daß die dusiburger fanzene keineswegs einseitig ist. aber sie hat ein probleme – sie toleriert (zuminest bei auswärtsfahrten) faschos in ihren reihen. bloß gut, daß das in babelsberg nicht unproblematisiert passieren kann.

    Mit dem Finger zeigen kann jeder, sich mit Konzepten oder anderen Ideen anbieten, nur das hätte Größe!

    upps, eine anti-deutsche kritik von dir. auweia… wobei dieses verhalten nix mit „deutsch“ zu tun hat, sondern mit charakterlosigkeit. und ich habe mehrfach geschrieben, was mensch machen kann – nämlich banner in der kurve aufhängen, eine fan-konsens gegen diskriminierung erarbeiten, thor steinar im stadion verbieten, eine stadionordnung schreiben in der rassistische, sexistische, homophobe und andere diskriminierend scheiße problematisiert wird usw.

    aber wofür sich der MSV und seine fans entscheiden, werden ich nicht vorschreiben. vielleicht fällt euch ruhrpottmultikulturalist*innen auch was anderes ein. ich finde es auch anmaßend euch vorzuschreiben, was ihr zu machen und lassen habt. allerdings müßt ihr damit rechnen, wenn ihr euch nicht positioniert, nazi-chöre und -pöbeleien als ost-west-folklore verharmlost oder sonst abwiegelt, daß ihr als fankurve wahrgenommen werdet, die nazis und nazischeiße toleriert und deshalb als rechtsoffene kurve bezeichent werdet!

    mehr zu diesem thema wirds von mit nicht geben. alles ist gesagt. einiges wiederholt. der MSV duisburg und der ruhpott interessiert mich einen scheiß. was nicht heißt, daß ich diskriminierende scheiß von dort nicht wahrnehme und kritisiere… bleibt nur noch!

    viva anarchia
    forza antagonist*
    livorno e babelsberg sempre!