Fußball, Fußball! Oder ich mach‘ nich‘ mehr mit!
Schönes Wetter, ’nen volles Stadion, nette Menschen in ’ner Kurve – selbstverständlich bis auf die Arbeitsfetischist*innen und Anti-Antifa-Fußballfans im Gästeblock – und ein abwechslungsreiches Fußballspiel, was will mensch mehr. Naja, mehr könnt’s schon geben. Zum Beispiel die Soziale Revolution wäre nich‘ schlecht. VoKü in’ner Nordkurve könnt‘ ich mir auch gut vorstellen. Oder gutes Bier für symbolische 10 Cent. Und als guter Start muß es selbstverständlich etwas mehr emanzipatorische und antifaschistische Sachsen und Sächs*innen geben. Aber ob’s damit so schnell klappt… Was soll’s. Gestern hieß es Sonne genießen, dem chorischen Gesang frönen und die Mann*schaft des SVB zum Punktgewinn motivieren. Im Großen und Ganzen hat das alles ganz gut geklappt.
Die Anreise nach Babelsberg lief relativ entspannt ab. Wir sind diesmal mit den 03nuller*innen gefahren, die sich nett um uns gekümmert haben. Drei hartgesottene Chemnitzer Arschlöcher, die erst ganz zielstrebig unseren Anreisemob gefolgt waren, irgendwas von einmarschiert von sich gaben und im direkten Gespräch wohl doch recht kleinlaut wurden, störten nicht weiter. Auf mehr Folklore hätten wir gerne verzichten können. Leider durften später im Stadion noch mehr sächsische Stammesrituale zu beobachten sein.
Am Fanladen angekommen hieß es erstma‘ Flüssigkeit zu sich nehmen, den aktuellen Ultra Unfug lesen und sich selig und amoralisch auf die Partie vorzubereiten. Ich war etwas erstaunt, daß schon ’ne Stunde vorher wenig vor dem Laden los war. Keine T-Shirts, keine großen Menschentrauben, nur entspanntes Rumhängen und Cola- oder Mate-Trinken, wegen dem Wachwerden, oder Bier, um dem menschlichen Ultrà-Körper mit dem notwendigen Vitamin B12 zu versorgen. Viel mehr war’n schon in der Kurve, offenbar um die Choreo vorzubereiten. Und ich finde es hat sich gelohnt.
Die Chemnitzer*innen hatten nix besonderes vorbereitet, glänzten lediglich durch die üblichen Gesänge von Arbeit und Nulldrei, lieferten aber vor allem eine ordentliche Einstiegsstimmung bei ihrer Fanhymne ab. Auf die Einlassung des Stadionsprechers, daß der Babelsberger Kader nicht denselben Familiennamen hätte, reagierten die humorlosen Gäste allerdings gar nich‘. Die angereisten Toleranzbolzen war’n wahrscheinlich schon vor der Partie dermaßen mit Fußball beschäftigt, daß sie ganz verpaßt haben sich zu entspannen…
Die Nordkurve war diesmal zum Einlauf der Mann*schaften ordentlich besetzt. Die Filmstädter*innen hatten unter den Menschen im Block einige Utensilien verteilt und blauweiße Bahnen verlegt. Als Gesamtkunstwerk ergab die Choreographie einen dezenten Hinweis an die elf Babelsberger*innen auf dem Rasen endlich mal wieder zu Hause zu punkten – nämlich den seit neun Spielen ungeschlagenen Chemnitzer*innen Punkte zu klauen. Sah ganz hübsch aus das Ganze. Lediglich die Verteilung der Winkelemente hätte idealer sein können. Aber, für Babelsberger Ver… Upps. lassen, wa‘ das 😉
Gespielt wurde gestern übrigens auch. Die ersten Minuten gingen ordentlich los. Nulldrei war gleich dreimal gefährlich vor’m Tor. Hebisch scheiterte aber aber immer wieder am konzentrierten Gästekeeper. Aber auch die Chemnitzer*innen ließen sich nicht lumpen und kamen zu Torchancen. Zählbares sprang leider nich‘ raus. Und nach circa fünf Minuten war’s auch schon vorbei mit dem Sturmlauf. Die Gäste mauerten sich hinten ein und die Babelsberger Offensivabteilung scheiterte eins um’s andere mal an sich selbst oder den Chemnitzer*innen. Die Gäste warteten sichtbar auf Kontermöglichkeiten, was ihnen einmal gelang. Die gefährlichste Situation der ersten Halbzeit war folgerichtig ein Lattentreffer der Chemnitzer*innen.
Waren die Nulldreier*innen in der ersten Hälfte noch spielbestimmend und ackerten enthusiastisch nach vorne, blieb davon in der zweiten Hälfte wenig. Unger wurde immer wieder zur hohen Spieleröffnung gezwungen, die ihm sichtbar nicht gefiel. Da das offensive Mittelfeld nach dem Seitenwechsel aber beinah völlig ausfiel, war der lange Ball nach vorne aber auch sehr nötig. Schade, daß der Babelberger Drang nach vorne in der zweiten Halbzeit völlig ausblieb. Dies war aber auch dem zunehmenden zaghaften Drang der Chemnitzer*innen nach vorne geschuldet. Außerdem standen sie nun nicht mehr so tief und attackierten sehr früh. Damit sind die Nulldrei*innen gar nich‘ klar gekommen. Torchancen gab es in der zweiten Halbzeit wieder nur wenige. Unger hielt ein paar mal gut und zeigte sich auch sonst sehr konzentriert. Die Babelsberger*innen blieben aber aufmerksam und ließen nichts im eigenen Strafraum zu. So retteten sie, wenn sie schon vorne nicht treffen konnten, einen Punkt.
Auf den Rängen sah’s lange ebenfalls ganz gut aus. Die Nordkurve war hochmotiviert und sang, leider manchmal zu leise, beinah durchgehend. Das besserte sich im Verlaufe der ersten Hälfte. Die zweite Halbzeit dümpelte allerdings supporttechnisch so vor sich hin. Der Blick zur Gästekurve schien hierbei besonders störend zu sein. Die Chemnitzer*innen (Kameniza Sons, Ost Pack ua.) und ihre Kumpels aus Cottbus (WK’13 Boys) benahmen sich aber auch wirklich nich‘ gerade nett. Sie kletterten zwar sportlich auf den Zäunen rum, fielen auch ma‘ runter, wie der kleinlaute Nazi-Chemnitzer, den wir schon vom Bahnhof kannten, und machten sich auch sonst mächtig lächerlich. Die Nordkurve reagierte erfreulich laut und entschlossen. Endlich war ma‘ Feuer im Support, das sich dann auch bis zum Ende hielt.
Die anderen Chemnitzer*innen begannen ordentlich und legten für die ersten circa 10-15 Minuten ’nen lauten und geschlossenen Auftritt hin. Lediglich der Nazi-Hool Block rund um das Banner „Fußballklub Sport frei“ hielt sich auffällig zurück. Die Herren Anti-Support-Fans hatten offenbar anderes vor. Was das war, zeigten sie im Laufe der zweiten Hälfte. Bei ihrem „Scheiß Antifa“-Gesang beteiligte sich bis zu einem Drittel der Gästekurve. Darunter auch einige von denen, die vorher noch so hübsch „Fußball, Fußball“ gefordert hatten. Das ohnehin viele nicht wegen dem Support der Mann*schaft da waren, bewies die weitestgehende Inaktivität selbst des Stimmungsblocks. In der ersten Hälfte war’s nach spätestens ’ner viertel Stunde mit den Chören vorbei. In der zweiten Hälfte wurde es lediglich für 10 Minuten beim Anti-Support „Scheiß Babelsberg“ richtig laut, der im schon erwähnten „Scheiß Antifa“ mündete. Die Pyro-Aktion und die Chöre gegen die Kriminalisierung von Pyrotechnik im Stadion verbesserten den Gesamteindruck des Supports der Gäste nur marginal. Da kam eindeutig zu wenig.
Blieb es vor und während der Partie lange für die aktionsorientierten Hools ruhig, änderte sich dies im Verlaufe der zweiten Hälfte und danach kurzzeitig. Nach Abpfiff mußte die Polizei dann doch nochma‘ ran. Wackere deutsche Recken versammelten sich zum Blocksturm, kletterten über die Zäune und flitzten ganz schnell zurück, als es brenzlig wurde. Herrlich, wie schnell die den Rückwärtsgang eingelegt haben… Ärgerlich war ein Böllerwurf, bei dem eine Person verletzt wurde. Völlig unnötig und dämlich so was! Aber jut, ich will mich nich‘ unnötig aufregen. (Zur humoristischen Entspannung hilft hierbei übrigens ein Blick in den aktuellen Blickfang Ultrà…)
Es war aber dennoch ma‘ wieder ein schöner Samstagnachmittag in Babelsberg. Wetter hat gepaßt, ein Punkt geholt, ’ne schöne Choreo geseh’n und mitgemacht sowie vor allem wieder nette Leute und Freunde getroffen. Wir seh’n uns hoffentlich alle in 14 Tagen zum Spiel gegen Jena. Bis dahin heißt es solidarisch sein – mit den Fußballklubs Hapoel Tel Aviv und Partizan Minsk, die beide um’s Überleben kämpfen, mit den russischen Antifaschist*innen in Nizhni Novgorod und mit den R.A.S.H., die mit Kriminalisierung zu kämpfen haben!
Schlagworte: Bilder, Dritte Liga 2011 / 12, Fi'99, Karli, Nordkurve
4. März 2012 um 11:32 pm Uhr
Das „Bomber Harris“ Transparent ist wohl nicht erwähnens wert?
Aber das Verhalten der ach so bösen Chemnitzer muss man natürlich öfters erwähnen.
„Das ohnehin viele nicht wegen dem Support der Mann*schaft da waren“ ich frag mich wer das zu einer politischen veranstaltung gemacht hat …
5. März 2012 um 12:47 pm Uhr
Politik? Kenn‘ ich nich‘! 🙂
Ich erinnere daran, daß die pöbelnden Nazis in erster Linie Chemnitzer*innen und ihre Nazi-Kumpels waren. Der erste Chor im Spiel, übrigens gleich nach der Fanhymne, war „Arbeit macht frei…“
Über dieses Thema wurde hier auch schonmal unter dem Titel „Toleranz und Emanzipation ist keine Politik!“ geschrieben.
Und folgendes paßt auch auf den CFC.
Eigentlich gings bei beiden Artikeln allerdings um den MSV.
14. März 2012 um 4:48 pm Uhr
[…] der BSG Chemie Leipzig verbreiteten ebenfalls den Aufruf zur Solidarität, Berliner Livornesi zeigten sich solidarisch, ebenso wie die Ultras von Arsenal Kiev und zuguterletzt wird man nun ebenfalls vom Partizan […]