Bier is‘ alle – scheiß auf Halle!
Es ist jedesmal irgendwie komisch nach ’ner Auswärtstour samt Abendprogramm in den Alltag zurück zu finden. Egal, ob’s für Stunden im Zug absitzen hieß oder ob nur wenige Kilometer Busfahrt zurück zu legen waren. Der nächste Tag is‘ immer fad und langweilig. Der neue Tag bringt eine andere Sicht, er offenbart einen merkwürdigen Bruch und die Umgebung wirkt entrückt banal. Und an jedem Tag danach sehn‘ ich mich nach dem nächsten Wochenende. Aber erstmal heißt es sich erinnern…
Los ging’s am früher Samstagmorgen im bis auf den letzten Platz ausverkauften Berliner Bus. Die Ankunft in der sachsen-anhaltinischen Provinz war reichlich früh, so daß genügend Zeit blieb das Material in den Gästeblock zu schaffen, die Banner zu platzieren und für die Nordkuven Attitüde ungewohnt pünktlich die Fahnen zu verteilen. Denn wenn schonma‘ so viele Nulldreier*innen und Gäste auswärts mit dabei sind, dann darf ruhig auch ma’ordentlich gewedelt werden.
Der Block im neuen Erdgas Sportpark irgendwelcher Chemiker*innen – hab‘ ich nich‘ kapiert, hieß Halle früher so – war schön groß und der Mob stand kompakt. Bei diesen Witterungsbedingungen brauch‘ es eben doch ’nen wärmende*n Partner*in an der Seite. Damit es auch „im Winter, wenn es schneit“ trotzdem Spaß macht. Und das machte es wirklich. Der Support legte ordentlich los. Die Einstiegschoreo mit Blockfahne und blauweißen Fahnen sah schick aus. Die Gesänge war’n laut. Bis zur dreißgsten Minute war der Auftritt des Gästemobs beeindruckend. Aber dann…
Nach ’ner halben Stunde enthusiastischer und engagierter blauweiße Performance auf dem Rasne und im Gästeblock zerstörte der Führungstreffer der Gastgeber*innen, die bis dahin weitestgehend harmlos agiert hatten, jede Hoffnung auf einen Auswärtssieg. Eine kurze Konzentrationsschwäche und Nulldrei lag nach gutem Spiel und hochkarätigen Chancen doch zurück. Und Halle jubelte… Scheiße! Der Gästeblock bemühte sich nach diesem Rückschlag weiter die Nulldreier*innen nach vorne und zum Ausgleich zu peitschen. Es wurde wieder lauter. Nur bei den Spieler*innen kam wenig von der Euphorie und der Leidenschaft der Fans an. Und bei solch einer Konstellation ist die berühmt berüchtigte Frustration nich‘ weit.
Auf dem Platz und auch sonst artikuliert sich die fatalistische Unfähigkeit sich zu konzentrieren und sinnvoll zu engagieren durch sinnentleerte Gewalt. Spieler*innen sensen Gegenspieler*innen spektakulär um – Fans und andere mackern in ritualisierten Posen rum. Beides is‘ im besten Fall unnötig, in erster Linie aber ärgerlich.
In ’ner zweiten Hälfte bot Nulldrei ’ne Grottenleistung ab. Die Abwehr funktionierte zwar, was aber nich‘ an den Spieler*innen lag, sondern eher der Dämlichkeit der Hallenser*innen zugeschrieben werden muß. Beide Teams wurschtelten sich völlig planlos durch die zweiten 45-Minuten. Unterirdisch – diese Leistung. In ’ner Gästekurve sah’s nich‘ viel besser aus. Nachdem die Schutzmenschen den Bierhahn schließen ließen – gerüchteweise soll die Gewaltbereischaft der Nulldreier*innen den Ausschlag für das temporäre Ausschankverbot gegeben haben – speiste sich die Verweigerung der Unterstützung offenbar nich‘ nur aus dem unbefriedigendem Spielverlauf sondern auch aus der Verweigerung von Frustbewältigungsgebräu. Schade, hatte ja eigentlich ganz gut begonnen….
Nach ’nem weiteren Schritt in Richtung Regionalliga ging’s zurück nach Berlin und der wilde Abend konnte beginnen. Nach leckerem Essen, für die einen weniger für andere mächtig scharf, setzte sich ein größerer Nulldreier*innen-Mob gesetzteren Alters mit Bandiera Rossa auf den Lippen in Richtung SO36 in Bewegung. Dort spielten Boikot und Banda Bassotti auf. Vor allem die älteren Mensch*schaften aus Rom beeindruckten durch ’ne Hammer-Kondition… und übrigens, viele Rostocker*innen – nich‘ alle, aber viele – sind scheiße!
Schlagworte: Auswärts, Dritte Liga 2012 / 13, Nordkurve, SVB, Ultrà
12. Februar 2013 um 10:22 am Uhr
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