Wat’n Theater IV

Dit letzte mal hab ich meine Ausführungen über Requisiten relativ abrupt abjebrochn. Da is mir so schnell einfach nix ordentliches einjefalln. Und irgendwelche Bücher wollt ich eijentlich och nich wälzn. Mitn Requisiten isset nämlich so ne Sache. Die kennt jede*r. Die sind wichtig. Aba ma theoretisch oder wenigstens irjendwie essayistisch oder in nem Blogbeitrag mit denen auseinanderjesetzt, hat bisher keener jewagt. Obwohl, im wörldwaidweb hab ick wat jefundn. Irgendwelche Jongleure ham wat über ihre Requisiten jeschriebn. Dit fand ich aba nich besonders amüsant… 

Meine Requisiten der letzten Woche warn übrijenz Zelluloserotztücher und Pillen. Mein Kostüm bestand aus kariertn Hosen, legerem Sweater und modischer Fleecejacke. Aus allen Kleidungstücken hingen diese volljerotztn Rotzfahnen. Und mich hat immer wieder son lauter Hustenanfall jeschüttelt. Echt nich schön sowat. Aber ich habs überstanden. Yeah!

So. Und jetz kann ich mich endlich mit Requisiten beschäftigen. Die sind nämlich wirklich wichtig. Dazu jehörn verschiedene Utensilien. Der Jekreuzijte wird zwar an seinen Löchern in Händn und Füßn erkannt. Vor seiner Himmelsfahrt wurda aba, wie seine Brüder* und Schwestern* vor ihm, durch seinen Stock bekannt. Der Daibl hat Hörner uffm Kopp und nen Schwanz am Arsch. Ich würd dit einfach mal Requisiten nennen. Dracula versteckte iner Fresse so komische Eckzähne und war oft mit Blut in Mundwinkeln zu sehn. Vor den Typen mit Kruzifix, Knoblauch und Holzpflock nahma Reißaus. Mary Poppins hatte nen Regenschirm. Auch der Singin in the Rain Typ is mit nem Regenschirm durch die Straßn jetanzt. Alex aus Clockwork Orange hat den dann durch etwas aggressivere Requisiten ersetzt.

Besonders beliebt is aber och Rauchzeug. Zur*m größten Detektiv*in aller Zeiten jehört ne Pfeife. Und zwar keene die Lärm macht, sondern ne rauchende. Een*e andere*r großer*e Kriminalist*in rocht ebenfalls. Und zwar Zigarre. Na und wer is dit wohl. Jenau: Colombo. Und die Kotzbalken sind nich nur unter Commisarios beliebt. Och so manche*r Revoluzzer*in ließen sich mit ihnen ablichten und wurden damit zu Ikonen. Ich meine selbstverständlich Che und Fidel – die wohl bekanntesten Raucher*innen.

Ina Politik sind Requisiten sowieso ziemlich beliebt. Die relijiösen Chefs ham seit Abel nen Hirtenstock in er Hand. Der römische Obereunuch hat seinen Stab verjoldet. Der gloobt wahrscheinlich, daß er so mehr Fame ausstrahlt. Aber denkste… Im Mittelalter warn Zepter und Reichsapfel voll in. Ersteres is son Macker-Hirtenstab. Wats mit dem Appel uff sich hat, wees ich nich. Schwerter, Lanzen, Schilde, Pfeil’n’Bogen usw warn och janz jut verbreitet. Im Zeitalter der Uffklärung wurden diese Utensilien durchs Buch ersetzt. Oder vielleicht doch durch ne Knarre?! Dit 20. Jahrhundert dürfte mita AK47 und der grandiosen Katjuscha zwei mörderische Requisiten zur Lejende jemacht habn. Und wat wird uns dit jerade jestartete Jahrhundert schenken. Vielleicht die Kanzler*innen-Raute? Oder doch abhörsichere Handys…

Und wie haltns Fußballfans mit Requisiten? Dit is wirklich ne unendliche Jeschichte. Und die hat wahrscheinlich schon janz am Anfang begonnen. Ich rufe in Erinnerung, daß die Diskussion um die Behandlung des Spielballs zur Spaltung innerhalb des jungen Sports führte. Die Fahnen dürften och schon früh wichtig jewesn sein. Wenn ich an Fan-Requisiten denke, falln mir uff jedn Fall och Schals und Kutten ein. Und diese Kuttn. Ja, diese Kuttn. Wat soll ich dazu noch sagn… Für Ultras ham die Requisiten fast schon ne sakrale Bedeutung. Sie nennen ihre Banner, Fahnen, Doppelhalten usw Material. Und sie machen sich richtig Mühe diese Support-Requisiten erst zu entwerfen, sie dann gemeinsam zu begutachten und zu bewerten, um sie schließlich in mühevoller Kleinarbeit zu maln. Wenn dit Material dann fertig is, dann wird et auch schön überall hin mitjenommen. Und andere Ultras mögen die Requisiten der andern och jerne. Vielleicht weil se selba nur Scheißzeug haben. Wer wees!? Uff jedn Fall muß Material deshalb verteidigt werdn…

Aber wohl dit wichtigste Requisit für aktive Fans is wahrscheinlich dit Megafon. Iner Hand ham darf dit och nich jeda. Da dürfn nur bestimmte Menschen ran – nich janz so progressive Leute nennen die dann Capos. In Babelsberg wird die Person mit Flüstertüte im Jesicht Vorsänger*in jenannt. Dit jefällt mir viel besser! Weil: Chefs brauch keen Mensch. Und Hierarchien och nich. Aba Requisiten brauchn wir alle. Ooch wenns nur Rotztücher sind.

Zuerst erschienen im Ultra Unfug #196, Bild vom FI’99

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