Zu zehnt das Remis erkämpft

livorno-latina-15-09-2014

Zunächst mal möchten wir uns entschuldigen. Wir hatten versprochen, mehr zu schreiben. Und zwar eigentlich zu jedem Spiel. Letzte Woche hat es nicht geklappt. Aber wir bemühen uns in Zukunft zu jedem Spiel etwas zu schreiben. Wirklich! Aber es wird wahrscheinlich doch nicht immer reichen. Aber was soll’s. Erstmal soll es um die letzten Spiele gehen. Und übrigens sieht die Punkteausbeute gar nicht schlecht aus. Fünf Punkte aus drei Spielen. Klingt erstmal gar nicht so schlecht. Oder…

Nach dem gestrigen Spiel meinte Ivano Pozzi Serge bei Alé Livorno, daß Amaranto noch „in costruzione“, also im Aufbau ist. Gegenüber dem ersten Spiel zu Hause gegen Carpi sah das, was das Team in Brescia zeigte, sehr viel besser aus. Livorno konnte sich einige Chancen erarbeiten. Vor allem Luca Siligardi, der schon letzte Saison da war, wurde gelobt. Das Tor machte dann aber doch Djokovic und wurde dafür gefeiert. Die drei Punkte auswärts machten Mut, daß es gegen Latina zu Hause nochmal nachgelegt werden könnte. Leider wurde daraus nix.

Djokovic, der in Brescia noch die Erlösung brachte, erledigte jede Hoffnung auf einen Heimsieg. Durch zwei blöde Fouls flog er vom Platz. Die Gelbrote bekam er kurz nach Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte. Nur Sekunden danach traf Latina und Livorno rannte dem Ausgleich hinterher. Zu zehnt wurde dies allerdings schwierig. Vor allem auch weil die Gäste ziemlich ruppig zur Sache gingen. Ramos Borges Emerson, seit 2012 bei Amaranto, betonte nach dem Spiel, daß die richtige Einstellung den Ausgleich gesichert hat. Und das ist richtig. Alle haben geackert, sind den Bällen hinterher und haben sich durchgekämpft. Bis zum erlösenden Elfmeter in der 89. Minute. Den hämmerte Aniello Cutolo rein. Er bedankte sich artig nach dem Spiel, daß er in Livorno so nett empfangen wurde und er mit diesem Tor das Vertrauen zurückzahlen wollte.

Übrigens waren 7.000 Fans beim Montagabend Spiel. Die Curva Nord war voll und sang die ganze Zeit. Das war eine ordentliche Leistung. Aber da geht noch viel mehr, wie die gemeinen Ultrá-Postillen Autor*innen die Supportleistung wohl einschätzen würden. Richtig. Und da kommt bestimmt noch mehr… Die Kurve sang aber nicht nur hübsch, sondern zeigte auch wieder Zivilcourage und zeigte ein Banner mit der Aufschrift „05-09-14 Un altro colpo accidentale in questo stato criminale“ (05-09-14 Wieder ein verunglückter Schuß in diesem kriminellen Staat). Dies bezieht sich auf die Ermordung von Davide Bifolco, der von Carabinieri in Napoli erschossen wurde. Er war mit Freund*innen auf Scootern unterwegs. Polizei wollte sie anhalten, sie sind aber abgehauen. Davide wurde gestellt. Ein Schuß löste sich dennoch und tötete ihn. Die Polizei sprach im Nachhinein von einem verunglücktem Schuß, der zum Tod des Jungen führte. Davide wurde bereits vor einigen Tagen unter großer Anteilnahme beerdigt. Bei der Trauerfeier war auch die Mutter von Ciro Esposito anwesend, dem Fan der von dem faschistischen AS Rom Fan Daniele De Santis erschossen wurde.

Apropos Faschist*innen. Die Unione Sportiva Latina kommt aus einer Stadt, die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts südlich von Rom als faschistische Planstadt gebaut wurde. Das der Verein durchaus bis heute die Fascho-Tradition ernst nimmt, darauf deuten die Gesänge im Gästeblock hin. Außerdem kam es in einer Bar in Ardenza, wenige Kilometer vom Stadion entfernt, zu einer Auseinandersetzung zwischen Latina Fans und Livornes*. Sie sollen Duce-Shirts angehabt haben. Vier Personen waren es. Drei flohen, einer wurde erwischt. Ihm wurde das Shirt und der Schal abgenommen. Außerdem soll er kleinere Verletzungen davon getragen haben, die, wie die Polizei in einer Pressekonferenz beschrieb, innerhalt von 10 Tagen heilen sollen. In der Bar gab es wohl geringen Sachschaden. Ein Tisch und ein paar Gläser gingen zu Bruch.

In der heutigen Pressekonferenz bedankte sich übrigens der Marcello Cardona, der Polizeichef von Livorno, für die Zusammenarbeit der Fanbetreuer*innen von Latina. Außerdem erklärte er stolz, daß er sich höchstpersönlich um diese Angelegenheit kümmern wollte. Und so ließ er sich nicht nehmen die fünf während des Spiels über die Stadionkameras identifizierten Livornes* höchstpersönlich zu befragen. Seiner Ansicht nach war die Auseinandersetzung mit den Faschos von Latina „un assalto squadrista“, also ein politischer Angriff faschistischer Schwarzhemden. Er betonte außerdem, daß die Behörden die Täter*innen mit möglichst scharf bestrafen wollten. Im Ergebnis heißt dies, das der vermeintliche „Capo“ der Gruppe, der erst im Frühjahr sein DASPO losgeworden war, wieder ein 8-jähriges DASPO bekommt und wegen wegen Raubes, Sachbeschädigung und Körperverletzung festgenommen wurde. Die vier Anderen bekommen ebenfalls ein Verfahren wegen Raubes, Sachbeschädigung und Körperverletzung sowie 5 Jahre DASPO. Zum kotzen!

Foto Maurizio Gennai

 

Schlagworte: , ,

Kommentieren ist momentan nicht möglich.