Der Capitano ist zurück

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Ganz im Zeichen der Zahl 7 stand der aktuelle Spieltag für Livorno – und das nicht im negativen Sinne. Vielleicht wird der Erfolg gegen Crotone sogar zum Befreiungsschlag.

Zwei Kapitäne des AS Livorno müssen an diesem Wochenende besonders geehrt werden. Ein, wenn nicht der, historische – Cristiano Lucarelli – feiert seinen 39. Geburtstag. Der andere, aktuelle – Andrea Luci – spielt endlich wieder mit. Nach sieben Monaten Verletzungspause kehrte die Nummer 10 beim Heimspiel gegen die Kalabrasen vom FC Crotone zurück ins Team. Und wurde dafür ausgiebig bejubelt.

Für Luci war es aber noch aus einem anderen Grund ein ganz besonderer Auftritt. Auf seine Initiative hin hat das Amaranto-Trikot eine neue Aufschrift. Lucis sieben Jahre alter Sohn leidet an der Krankheit Fibrodisplasia Ossificante Progressiva (FOP). Dabei führt ein Gendefekt zu einer fortschreitenden Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes. Die Betroffenen erstarren also im Laufe ihres Lebens. FOP ist eine der seltensten Krankheiten auf der Welt, es gibt kein Heilmittel oder Therapie. Dafür ist Forschung notwendig. Und die ist teuer. Der AS Livorno will dem Phänomen deshalb nun zu mehr Aufmerksamkeit und Spenden verhelfen und läuft seit Freitagabend mit dem Schriftzug Fop Italia Onlus auf seinen Trikots auf. In der Fanszene und in den Medien bekam dieses Engagement viel Lob. Dem können wir uns nur anschließen. Auch wenn so Spinelli mal wieder Lorbeeren einheimsen kann, obwohl ihm eigentlich vorzuwerfen ist, daß er nicht in der Lage ist, einen Trikotsponsor zu finden.

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Spinelli war übrigens am Freitagabend auch im Picchi. Und hatte seine gelbe Jacke an, auf die er – aber nur er – ja viele Livorno-Siege zurückführt. Seine Legende darf er nach dem Abend weiter erzählen. Denn Amaranto gewann erneut, wenn auch knapp mit 1:0. Das völlig verdiente Tor des Abends erzielte Alessandro Bernardini in der 62. Minute. Denn in der zweiten Hälfte spielte nur noch ein Team, die undici leoni (11 Löwen) von Mister Gautieri. Nach Wiederanpfiff stürmte Amaranto mit teils spektakulären Aktionen aufs Tor. So landete ein Rückfallzieher von Vantaggiato nur kurz vor Bernardinis Treffer am Pfosten. Vantaggiato, Galabinov und Siligardi bildeten für manche*n Beobachter*in gar ein magisches Dreieck. Kurz vor Schluß geriet der Sieg noch einmal kurz in Gefahr, da Crotone noch einmal zu zwei guten Chancen kam. Aber zum Glück versiebten die Kalabresen. Der emotionale Höhepunkt lag an dem Abend aber nicht im Torjubel oder dem Feiern nach Abpfiff, sondern in der Einwechslung von Luci in der 85. Minute. Die 7.000 Zuschauer*innen, die der Verein angab, applaudierten für ihren capitano.

Für den Moment hat Trainer Gautieri seinen Posten gerettet. Er selbst meint, dass das Team einfach noch Zeit braucht, zu wachsen. „Dafür braucht es keinen Druck, sondern Glaube.“ Mal sehen, wann die Vereinsführung den Glauben an ihn verliert. Nächsten Sonntag steht schon das nächste Endspiel für Gautieri an. Ein Vorteil: Livorno darf zu Hause gegen Trapani ran.

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Mit nun 11 Punkten nach sieben Spieltagen ist Livorno zurück in der oberen Tabellenhälfte. Bisher war die Saison von Aufs und Abs, Siegen und Niederlagen im Wechsel, geprägt. Vor allem auswärts tut sich Livorno schwer. Da hat es wohl ausnahmsweise mal etwas mit Babelsberg gemein. Die englische Woche Ende September brachte 3 Punkte aus 3 Spielen. Das Heimspiel gegen Varese am 23. September gewann Livorno mit 1:0. Die Auswärtspartien in Bari am 20. September und gegen Avellino am 29. September gingen mit 2:0 sowie 2:1 leider verloren. Zu Hause hält somit die Serie – nach zwei Remis wurden die letzten Spiele gewonnen. Der Auftritt in der zweiten Hälfte gegen Crotone zeigt aber wieder eine Weiterentwicklung und gibt Hoffnung. In jedem Fall muß Amaranto stabiler werden.

Das liegt schon bei Nulldrei auf keinen Fall an mangelnder Unterstützung in den Stadien der sächsischen oder Berliner Provinz – obwohl nach dem letzten Spiel in Lichterfelde muß vielleicht auch diese Einschätzung relativiert werden… Diese Ausrede kann aber auch Livorno nicht mehr geltend machen. Seit ein paar Spielen läßt sich auswärts immer ein kleines Möbchen Supportwilliger blicken. In Bari gab es noch keine große Aufmerksamkeit für dieses Häuflein wackerer Livornes*. In Avellino sah das schon ganz anders aus. Nicht nur Alè Livorno sondern auch die Fernsehübertragung zeigte die wenigen Auswärtsfahrer*innen.

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Zum Crotone Spiel gab es übrigens eine neue Ausgabe des Fanzine der Gruppe =L= 17 Febbraio 1915. Darin geht es um die Verschärfung der Regelungen zum DASPO, daß nun auf bis zu 8 Jahre angehoben werden kann. Zuletzt war ein junger Livornes* davon betroffen, der nach dem Spiel gegen Latina festgenommen wurde. Näheres dazu haben wir im letzten Bericht aufgeschrieben. Außerdem geht es um jüngere Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen oder mit der Polizei in Italien. In diesem Zusammenhang muß auch der Tod von Kostas Katsoulis erwähnt werden. Der Fan von Ethnikos Piräus starb vor wenigen Tagen. Er wurde bei der Drittliga-Partie seines Vereins gegen Irodotus Iraklion auf Kreta bei einem Überfall von lokalen Fans ins Koma geprügelt. Nach seinem Tod wurde der Spielbetrieb eingestellt. Die Autor*innen im Fanzine hätten sich eine solche Reaktion der Fußballoffiziellen nach den Todesfällen von Gabriele Sandri oder Matteo Bagnaresi gewünscht. Schweigeminuten reichen da nicht. Ein sofortiger Spieltagsabbruch bzw. Spielabsagen wäre konsequent gewesen. Auf der anderen Seite, so bemängelt die Gruppe, gibt es kaum Berichte von ruhigen Auswärtsfahrten, wie zum Beispiel nach Avellino.

Und noch was. Der AS Livorno feiert in dieser Saison sein 100-jähriges Jubiläum und es gibt neue Shirts, die daran erinnern. Also, beim nächsten Besuch im Picchi Kleingeld mitnehmen. Denn es gibt wieder Kurvenmerch.

Ein Video vom Spiel gegen Crotone gibt es hier. Bilder sind bei Alè Livorno und bei Facebook zu finden.

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