Amaranto vs. Como 1:1

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Gestern gastierte der Tabellenletzte Calcio Como beim AS Livorno im heimischen Stadio Armando Picchi. Das Spiel war besonders wichtig und musste gewonnen werden, um den Anschluss im Abstiegskampf nicht zu verlieren. Es endete aber wieder nur unentschieden und Amaranto verpasste einen wichtigen Dreier. Nach dem Spiel kündigte ein frustrierter und entnervter Präsident seinen Rückzug an. Eine Ära geht nun (wahrscheinlich) zu Ende. Aldo Spinelli geht nach 17 Jahren ziemlich demoliert und von den meisten Fans verhasst sowie seinen letzten Fürsprecher*innen und selbst den Medien verlassen. Der Neuanfang kann (hoffentlich) gestartet werden – sowohl auf dem Platz, als auch auf den Traversen…

Auf den Rängen wurde die Partie vom Konflikt zwischen den Fans und den Livornes* auf der einen sowie dem Verein und der katastrophalen Leistung des Teams auf der anderen Seite dominiert. Das Banner „Questa Maglia si deve amare, in Campo andare solo per lottare“ (Die Farben sind zum Lieben und der Platz zum Kämpfen da) betonte noch einmal, was die Fans erwarten, nämlich dass das Team und den Verein alles gibt. Seit Wochen sieht es diesbezüglich schlecht aus. Vajushin weigert sich eingewechselt zu werden. Spinelli und Mutti verteidigen in einer beinah schon surrealistischen Rhetorik eine katastrophale sportliche Bilanz. Und trotz Personalsorgen aufgrund zahlreicher Verletzungen wird die Winterpause nicht genutzt, um sich zu verstärken.

Der Frust bei den Fans steckt tief. Wie schon beschrieben eskalierte er erstmals noch um Weihnachten, als mehrere Anti-Spinelli Banner in der Stadt auftauchten. Es folgten Abrechnungen aus der Fanszene und von beliebten Journalist*innen, aber auch Aufrufe das Team im Stadion zu unterstützen. So veröffentlichte das Ende Juni gegründete Coordinamento Club Livorno, in dem vor allem die ehrenamtlichen älteren Fans organisiert sind und das sich um die Organisation fannaher Veranstaltung kümmern möchte, am 22. Januar 2016 einen Aufruf in diesen schweren Zeiten, unabhängig von den Konflikten ins Stadion zu kommen und das Team zum Sieg zu peitschen. In der gemeinsamen Begeisterung, die schon einmal ein Wunder vollbracht hatte, sollte die Kluft zwischen der Stadt, den Fans und dem Verein gekittet werden.

Vor allem für die aktiven Fans in der Kurve sind diese Durchhalteparolen und Aufrufe zur Einigkeit aber zu wenig. So erklärte die Gruppe 17 Febbraio 1915 am 23. Januar 2016 vorerst den Support einzustellen und nicht mehr sichtbar in der Kurve aufzutreten. Hintergrund ist das zunehmende Desinteresse der Fans, die schlechten sportlichen Leistungen, die permanente Repression gegen Einzelpersonen und die Gruppe als Ganzes. Als einen der ausschlaggebender Punkte zur „Selbstsuspendierung“ wird aber genannt, dass in der Beziehung zwischen der Stadt, den Fans und dem Team etwas zerbrochen ist. Die Leidenschaft, die Hoffnung und die Träume wurden verraten. Und die Vereinsführung hat die aktiven Fans in den vergangenen Jahren auch immer wieder für ihr soziales und gesellschaftliches Engagement beleidigt. Die Gruppe wird deshalb in sich gehen und schauen, wie es weitergehen kann. Außerdem hoffen die Fans, dass endlich die Apathie in der Kurve durchbrochen wird.

Einen Tag vor dem Spiel äußerte sich mit der Curva Sud Livorno eine weitere Gruppe zum Konflikt. Sie kritisiert ebenfalls die aktuelle Situation und kündigt an, die ersten fünfzehn Minuten das Stadion nicht zu betreten, sondern lediglich ein Banner mit ihrer Kritik aufzuhängen. Sie reimten folgendes kleines Gedicht, das sich leider schlecht übersetzen lässt. Darin geht es um das geliebte Trikot, in dem zu wenig geschwitzt und es deshalb nicht gebührend respektiert wurde, was eine Riesensauerei ist. Auf italienisch klingt es besser. Hier der Text [Danke an CS’14 für das Übersenden]:

Una Maglia amata…
Esce sudata
Voi non l’avete rispetta
Siete scandalosi…
Curva Sud 14 in gradinata

Und als ob die aktuelle Situation nicht schon schwer genug ist, starben in der vergangenen Woche zwei Fans. Am 19. Januar starb Andrea, ein langjähriger Fan, ein wirklich netter Mensch, den wir vor ein paar Jahren kennenlernen durften und der sich ganz selbstverständlich und offenbar als Zeichen seiner Unterstützung für eine gute Sache mit dem italienischen Flyer von Fußballfans gegen Homophobie fotografieren ließ. Ciao Andrea! Offenbar nur wenige Stunden später, starb Antonio tragisch.

Es sind schwere Zeiten, die Amaranto nun bevorstehen. Sehr schwere Zeiten. Wir sind mit den Herzen bei unseren Freund*innen in Livorno. Wir hoffen, dass die Kurve wie so oft, wieder bunt, laut und politisch zum Leben erweckt werden kann. Und wir werden nie vergessen, dass am Ende die Roten Fahnen triumphieren werden! Forza Livorno!

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