Tresieren und kapieren

„Schreib mal was über den Derby Tresen für den nächsten UU.“ hieß es. Aber was soll ich denn bitteschön über einen Tresen schreiben? „Bier war lecker.“? Aber ich will es mal versuchen. Und am Ende kommt auch noch n Spielbericht.

Wer sich jetzt fragt, was dieser Derby Tresen überhaupt sein soll: Immer am vierten Freitag im Monat schmeißen die Prussian Fat Cats im Kuze die Theke. Es gibt leckere Getränke, eine breite Auswahl an musikalischer Unterhaltung und bei Bedarf ordentlich Derbyschnack.

Zwei Tage vor dem Spiel gegen die Zweitvertretung von Erna war es mal wieder so weit. Kurz noch beim Dönerladen des Vertrauens gespeist, n Sterni auf die Hand und ab auf die falsche Seite der Havel. Vor Ort erstmal die neueste Neuerung in Augeschein genommen – den „Stammtisch“ für Supporter*innen. Ausgestattet mit Sofa und kurzem Weg zur Bar. Wie geschaffen also zum Rumlungern und Pläne schmieden. Und das taten wir dann auch. Wenn wir nur die Hälfte von unseren Ideen umsetzen…freu mich jetzt schon drauf. Irgendwann zog es die Anwesenden aber doch wieder zum Tresen, um von den angebotenen Köstlichkeiten zu naschen. Das Bier war übrigens wirklich lecker. Und der Power Jam erst.

Der nächste Morgen kam anschließend viel zu schnell und mit ordentlich Schlafdefizit und leicht fußkrank ging es in die Vorstadt – Berlin rollt Vol. II stand an. Die berliner Teams der Berlin Rollergirls und Bear City Roller Derby luden zum Doubleheader. Das Ganze wie immer im Poststadion auf der überdachten Rollfläche, mit Spende als Eintritt, fairen Preisen für die Versorgung und schöner Musik aus den Boxen. Dem Vorabend geschuldet, kam ich etwas zu spät am Ort des Geschehens an. Immerhin schien die Sonne und die Lieblingsband des Musikmenschen scheint NOFX zu sein. Nochmal zwei Pluspunkte. Dazu noch einige bekannte Gesichter, die bereit waren, einem die Feinheiten des Spiel zu erklären. #läuft oder so.

Zuerst waren die äußert sympathischen Rollergirls (unterstützt von einer bonzigen Katze aus Potsdam) mit ihrem Scrimmage gegen die Roller Grrrl Gang aus Frankfurt/M. dran. Leider noch etwas verbraten konnte ich dem Geschehen auf dem Track noch nicht ganz folgen. Auf jeden Fall hatten sich die Rollergirls schon einen kleinen Vorsprung erarbeitet. Es blieb dennoch spannend, da RGG immer wieder aufholte. Im Gegenzug konnten Berlin einige Jams für sich entscheiden. Am Ende stand noch immer der ungefähre Vorsprung von meinem Anfang. Ich habe zwar bereits ein paar Spiele der Rollergirls gesehen, aber damit konnte ich zum ersten Mal ein gewonnenes von ihnen verfolgen. Herzlichsten Glückwunsch an dieser Stelle.

Nach einer kurzen Pause stand ein Challenge Bout von Bear City an…was ist das jetzt schon wieder? Das heißt nichts anderes, als dass Bear City das A Team (quasi die Bestbesetzung) auf den Track stellt und sich andere Spieler*innen anmelden können, die diese Herausforderung annehmen. Und sie wurde angenommen. Teilweise von europäischen Topspieler*innen. Derbyherz, wat willste mehr?! Für Berlin war es außerdem ein willkommener Test, um sich auf die D2 Playoffs & Championships der WFTDA (Women’s Flat Track Derby Association – größter und wichtigster Roller Derby Verband vonne ganzen Welt) vom 18.-20.8. in Pittsburgh (jaja…US and A) vorzubereiten. Dort können sich Teams übrigens für die WFTDA Championships im September in Malmö qualifizieren. Das ist dann sowas wie die Endrunde der Weltmeisterschaft. Es konnte also davon ausgegangen werden, dass auf dem Track einiges geboten wird. Und ich wurde nicht enttäuscht. Glücklicherweise hatte ich die eingangs erwähnten Auskenner*innen neben mir, sonst hätte ich so manches schlicht übersehen. Das ging aber teilweise auch alles viel zu schnell…aber mit den Erklärungen gab es dann doch ein paar Ahaaa-Momente. Ganz langsam fange ich an, diesen Sport tatsächlich zu verstehen.

Trotz der guten Besetzung der Challenger zeigte sich doch von Anfang an, dass Berlin ein eingespieltes Top-Team hat und zog sofort bei den Punkten davon. Dennoch wurde es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Im Gegenteil. Immer wieder boten sich Möglichkeiten Taktiken zum Start eines Jams, die Arbeit der Blocker*innen in der Offensive und Defensive zu beobachten, etc. Als der Vorsprung de facto nicht mehr aufholbar war, fing Bear City auch noch an, mit der Aufstellung und der Taktik ein wenig herumzuprobieren. Das brachte auch noch ein paar interessante Momente hervor. Am Ende stand ein deutlicher Sieg für Berlin.

Dennoch gehört den Challengern meine Lieblingsszene an diesem Tag: Das Pack nähert sich auf dem Track der Penalty Box. Die Jammerin von Bear City hat den letzten Turn vollendet, befindet sich bereits in der Engagement Zone und späht die gegnerische Wall nach Lücken aus. Was sie nicht bemerkt, ist, dass die 221b der Challenger ihre 30 Sekunden abgesessen hat…221b macht ihren Reentry genau hinter dem Pack und rumst die Jammerin völlig regelkonform um. Dürfte weh getan haben. Ganz großer Sport! …eben nüscht verstanden und klingt trotzdem irgendwie spannend? Dann mal ab zum nächsten Bout! Am 26.8. findet im Poststadion der nächste Doubleheader statt. Die Berlin Rollergirls starten an diesem Tag in ihre Saison in der dritten Bundesliga gegen die Riot Rocketz Leipzig. Außerdem wird Bear City ein Scrimmage gegen Prag fahren.

Das alles verkürzt dann auch die Wartezeit auf das nächste Spiel der grandiosen Prussian Fat Cats am 16.9. in Potsdäm. Verfolgt einfach die üblichen Kanäle für weitere Informationen!

Dieser Text wurde uns vom Autor* zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Das Bild ist von Michael Wittig. Der Text (ohne Bild) ist im letzten Ultra Unfug #248 zum Spiel gegen Fürstenwalde erschienen.

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