Odiamo il fascismo – Ama la Musica!
Am 5. Dezember soll in Königs Wusterhausen, am Rande von Berlin, der jährliche Aufmarsch zur Schaffung eines national befreiten Jugendzentrums stattfinden. Ein breites Bündnis antifaschistischer und zivilgesellschaftlicher Gruppen mobilisiert zum Protest gegen die Nazis. Ab 11 Uhr wird es eine Demonstration geben. Außerdem wird zur Blockade der Aufmarschroute aufgerufen. Der ereignisreiche Tag setzt sich am Abend weiter antifaschistisch fort. Im SO36 wird Cisco aus Modena seine Partisanenlieder spielen. KOP aus Barcelona beenden ihr Konzert, das am 1. Mai während des Barrio Antifascista brutal durch die Polizei aufgelöst wurde. Der Höhepunkt wird allerdings Banda Bassotti sein. Vor der abendlichen Kulturveranstaltung gilt es allerdings den Naziaufmarsch zu stören und wenn möglich ihn zu verhindern.
Das Bündnis gegen Rechts Königs Wusterhausen ruft zum einen zu einer antifaschistischen Gegendemo und zur Blockade der Aufmarschroute auf. Aus Berlin mobilisiert ebenfalls zum bürgerlichen Gesicht zeigen gegen Nazis das Bündnis für Toleranz und Demokratie Treptow-Köpenick und die Mobile Beratung gegen Rechts. Der antifaschistische Protest wird durch ein breites Bündnis Berliner und lokaler Gruppen getragen.
Spätestens seidem im letzten Jahr circa 600 Nazis durch Berlin marschierten, ist der Aufmarsch für ein Nationales Jugendzentrum keine Veranstaltung der regionalen Szene. Vielmehr muß davon ausgegangen werden, daß der Termin Anfang Dezember zur festen Größe im Kalender bundesdeutscher Nazis von der NPD bis zu den militanten freien Kräften werden soll.
Wie inforiot in ihrem Artikel zum Aufmarsch beschreibt muß dieser Versuch Forderung nach einer autochthonen, das heißt ethnisch homogenen, deutschnationalen Jugenkultur in Zusammenghang mit der Konstruktion und Schaffung sogenannter national befreiter Zonen betrachtet werden. Es geht dabei nicht nur um eine militante Verdrängung migrantischer und alternativer lebensentwürfe, sondern auch um die Schaffung einer nationalen, sozialen Infrastruktur.
In und um Königs Wusterhausen existiert etwas ähnliches bereits. Es gibt eine aktive organisierte und freie Naziszene. Mit Thor Steinar und seinen Strukturen gibt es sowohl Verdienstmöglichkeiten für nationale Aktivisten. Außerdem werden die Nazibürger in ihrem Umfeld geduldet, so daß sie sich auch in der Zivilgesellschaft frei und unbedrängt entfalten können.
Aber es sind nicht nur die Nazibiedermänner, die sich im Landkreis Königs Wusterhausen rumtreiben. Die militante Szene, die insbesondere in den 90iger Jahren durch Übergriffe, Anschläge auf alternative Treffpunkte und Morde an Antifaschist_innen auf sich aufmerksam machte, ist bis heute äußerst vital. Die Schläger vom 12. Juli diesen Jahres, die einen 22jährien Neuköllner beinah erschlugen, kamen aus einem Dorf in der Nähe von Königs Wusterhausen. Der Überfall auf Fans und Spieler des Fußballclubs Roter Stern Leipzig beweist ebenfalls, daß die militante Naziszene so selbstbewußt ist, wie schon lange nicht mehr. Um so wichtiger ist es, diesen Naziaufmarsch zum Fiasko werden zu lassen!
Am Abend darf dann aber gerne der Erfolg im SO36 gefeiert werden. Mit Banda Bassotti kommen altbekannte Antifaschist_innen und Livornofans aus Rom. Cisco, ein Sänger von der Modena City Ramblers, hat ebenfalls eine besondere Beziehung zum AS Livorno und insbesondere zu Cristiano Lucarelli. Er steuerte für den Soundtrack zur Dokumentation 99 Amaranto den Track Ala Sinistra, eine Ode an den Stürmer und die italienische (antagonistische) Linke bei. KOP aus Barcelona sind ebenfalls ein musikalischer Hammer. Diesmal dürfen sie ihr antifaschistisches Statement ohne staatliche Repression geben.
Also, am Vormittag nach Königs Wusterhausen und am Abend nach Kreuzberg!