Philosemitismus und antisemitische Folklore?
Der Verein Ajax Amsterdam hat ein jüdischen Hintergrund. Im Verein spielten sehr erfolgreich und akzeptiert jüdische Niederländer*innen. Ein jüdischer Verein, wie zum Beispiel Makkabi in Deutschland, ist Ajax allerdings nicht. Dennoch spielt jüdische Symbolik und imaginiertes Judentum im Haß auf Ajax eine ganz besonders große Rolle. Die Ajax Fans nennen sich selbst offenbar „Superjuden“ und die rivalisierenden Mannschaften „Bauern“. Der üble Antisemitismus der Fans der Verein Feyenoord Rotterdam, Ado Den Haag und dem FC Utrecht, der immer wieder eliminatorisch mit Vernichtungsphantasien verbal auf die Spitze getrieben wird, soll deshalb reine Fanfolklore sein, die dem Philosemitismus der Ajax Ultras entgegengesetzt wird.
Die antijüdischen Kurven sind lediglich Ausdruck einer Tradition und tiefen Rivalität. Die antijüdischen Gesänge meinen nicht „die Juden“ oder „echte“ jüdische Menschen, sondern lediglich die als „Juden“ bezeichneten Ajax Fans und den als „jüdisch“ imaginierten Verein Ajax. Deshalb werden seit Jahren „Joden an heet gas“ (Juden ins Gas) geschickt oder auf „Jodenjacht“ (Judenjagd) gegangen.
Zuletzt töteten nicht nur die Fans die Ajax-„Juden“, sondern auch Spieler*innen von Ado halfen bei der verbalen Vernichtung. Geert Wilders‘ Rassist*innen sind ganz aus dem Häusschen, ob solches menschenfeindlichen Antisemitismus. Plötzlich stehen sie gegen jene, die sonst auf ihrer Seite stehen.
Was stimmt, es gibt Philosemitismus, der Jüd*innen positiv aufwertet und dadurch die eigene Aufwertung betreibt. Das sich Vereine so zu Über- oder „Superjuden“ imaginieren, ist nicht nur befremdlich, sondern gruselig. Dennoch sind Gesänge von „Vergasungen“ und „Judenjagd“ keine zu duldende Fanfolkore oder nur übertriebene Auswüchse einer „gesunden“ Rivalität. Sie bleiben eliminatorischer Antisemitismus, der bekämpft werden muß! Geldzahlungen helfen da wenig. Es ist dabei völlig unerheblich, wer zuerst da war – die Zuschreibung als „böse“ Jüd*innen oder die (Selbst-) Inszenierung als „gute“ Jüd*innen.
15. Mai 2011 um 5:14 pm Uhr
[…] Ansatz ist auch falsch, weil er vorauseilenden Gehorsam erzwingen will. Man kann eine jüdische Symbolik in der Fankurve nicht einfach nur geißeln, weil man Angst vor den … Empathie kann aber jeder. Deshalb legitimiert Philosemitismus auch keinen Antisemitismus. Der […]