Wir sind im Spiel, ihr seht’s nur noch nich‘

Wat für’n Nachmittag. Die Sonne strahlte. Auf’m Platz ging’s heiß her. Der SVB hat einen Punkt gerettet, wobei er zwei in der ersten Hälfte verschenkt hat. Die Nordkurve war voll und spätestens die letzte viertel Stunde richtig gut drauf. Der Ostblock im Schatten war leider nich‘ richtig voll, aber dafür motiviert und laut. Die erste Halbzeit sah support- und emotionstechnisch etwas durchwachsen aus. Auch sportlich kam wenig. Am besten abhacken und vergessen. Die zweite Hälfte war sehr viel besser – sowohl auf dem Rasen, als auch auf den Rängen. Spätestens nachdem Kofi Schulz in der 61. Minuten eingewechselt wurde, hat’s richtig Spaß gemacht. Übrigens wußte der Mann* mit dem neuen Megafon und den abhanden gekommenen Rastas schon früher, daß die Mann*schaft kommen würde. Und er sollte recht behalten!

Der heutige Samstag hatte schon ganz gut begonnen. Wir sind zwar viel zu früh aufgestanden, hab’n aber dafür die U-Bahn pünktlich geschafft. Die S-Bahn machte uns ebenfalls keinen Strich durch die Rechnung, so daß vor dem Spiel noch locker Zeit für ’ne Cola im Fanladen und ’ner Bratwurst im Stadion war. Das wir so entspannt war’n, könnte aber auch mit den zugestiegene Heidenheimer BoBos zu tun haben. Schließlich bewiesen die Ostwürttemberger*innen, daß sie offenbar ihre Minderwertigkeitskomplexe durch komplizierte historische Zahlenspielereien kompensieren müssen. So soll der 1. FC Heidenheim schon 1847 gegründet worden sein. Das es da noch gar keinen (organisierten) Vereinsfußball geben konnte, scheint den Heiden egal zu sein. Richtiger wäre nämlich das Jahr 1911 – schließlich wurde die Fußballabteilung des VfB Heidenheim am 8. Juli 1911 gegründet. Aber gut, wir woll’n ma‘ nicht so sein und den Heiden ihre identitäre Konstrultion lassen. Schließlich is‘ sie ja auch amüsant und sorgt bestimmt imemr wieder für den ein oder anderen Lacher.

Komm’n wa‘ zum Spiel. Die erste Hälfte kann getrost vergessen werden. Der SVB legte vor – leider aber im eigenen Tor. Nach vorne ging wenig. Nach ’nem echt guten Freistoß trafen die Gäste dann alleine. In die Pause ging’s also mit einem Scheiß 0:2, woran der Schiri – obwohl er sich durch paradoxe (Fehl-) Entscheidungen redlich um eine einseitige Partie bemühte – allerdings wenig Anteil hatte. Die zweite Hälfte sah ganz anders aus. Der SVB kam konzentriert und offenbar hochmotiviert aus der Kabine. Die Heidenheimer*innen hatten keine einzige Chance. Erst in den letzten fünf Minuten machten die Gäste es nochmal spannend. Vorher spielte allerdings ausschließlich der SVB. Trotz zahlreicher (falscher) Gelben Karten, die mich eher an Calciopoly erinnert haben als an eine „unparteiische“ Spielführung und ungegebenen Freistößen für die Babelsberger*innen drehte Nulldrei ordentlich auf. Schon die Einwechslung von Malick Bolivard und erst recht von Kofi Schulz setze Akzente frei. Vor allem Schulz wurde in der Nordkurve gefeiert. Er setzte nach, kämpfte um jeden Ball und, wenn er ihn hatte, stürmte behende nach vorne. In der 75. Minute traf Bolivard deshalb folgerichtig zum 1:2. Einige hochkarätige Chancen später, Heidenheimer Geholze, nach einem Pfostenschuß durch Schulz Hollwitz und Handspiels im Strafraum fiel dann doch der ersehnte Ausgleich.

Der Jubel in der Kurve war ohrenbetäubend. Schon nach dem Anschlußtreffer waren die letzten erwacht. Es ging auf jeden Fall noch was. Nulldrei wollte drei Punkte und spielte konzentriert nach vorne. Unger hielt den Kasten hinten sauber, was allerdings bei den mangelhaften Heidenheimer Bemühungen nicht besonders schwierig war – bis auf (wie schon erwähnt) in den letzten fünf Minuten. Der Mensch ohne Rastas, nur um es nochmal zu betonen, hat schon viel früher gespürt, daß die Mann*schaft gewinnen will. Er überraschte die Nordkurve mit der Ansage: Die Mannschaft is‘ im Spiel, ihr seht es nur noch nich‘ (oder so ähnlich). Ich hab auch gemerkt, daß der SVB besser geworden war, aber daß er noch ’n paar Tore machen will, hätt‘ ich nich‘ gedacht. So war’n die letzten Minuten einfach nur geil. Die Nordkurve tobte – überall sang es. War schon der Wechselgesang mächtig laut, wurde es nach dem Ausgleich richtig euphorisch. Die Hände klatschten, alles gröhlte – mal mehr mal weniger durcheinander – der Schiri wurde beschimpft und zum Schluß die Mann*schaft gefeiert. Bloß gut, daß es die letzten zwanzig Minuten gab!

Also, es war ein schöner Nachmittag im Karli. Auf den Rängen gab’s nach mäßiger erster Hälfte doch noch ordentlich Stimmung. Trotz grottenschlechter Schirileistung konnte ein Punkt gerettet werden, wobei drei bei mehr Konzentration und konsequentem Spiel durchaus drin gewesen wär’n. Aber jut! Wir woll’n ma‘ nich‘ so sein und endlich feiern geh’n!

Bilder gibt’s auf der Seite des FI’99

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4 Kommentare zu „Wir sind im Spiel, ihr seht’s nur noch nich‘“

  1. sixer sagt:

    leider haben sich in dem bericht einige fehler eingeschlichen: es wird oft heidenheim mit hoffenheim verwechselt. der pfostenschuss wird schulz zugerechnet, allerdings hat hollwitz den ball an den pfosten geköpft…
    naja will nicht weiter meckern…ist schon ok der text.

  2. Jurij sagt:

    sorry, im überschwang der emotionen muß ick die *heims durcheinandergebracht haben. und, wer nun genau den treffer an den pfosten gesetzt hat, konnte ich nich‘ genau seh’n. dachte es wäre schulz gewesen. aber kann selbstverständlich auch jemensch anderer gewesen sein, selbstverständlich bis auf unger

  3. mensch ohne rastas sagt:

    von mir gibt’s mal wieder nen dickes lob für den bericht. immer wieder schön texte von nulldrei hier zu lesen. so langsam entwickelt ihr anscheinend eine kleine affinität für spiele in babelsberg… mich freut’s, ihr seid immer gern gesehen.

    p.s. es waren einmal dreads!

  4. Brigata Amaranto Venticinque Aprile sagt:

    ’ne kleine affinität? ganz bestimmt nich‘. ’ne etwas größere würd ick‘ sag’n 😉