„Wir stehen heute hinter dir!“

Gestern Abend, das war also so’n berühmtes Sechspunktespiel, auch wenn es, wie Christian Streich vom SC Freiburg am vergangenen Wochenende nochmal so kompetent erläuterte, selbstverständlich wie immer nur um drei Punkte ging. Aber die wär’n verdammt wichtig gewesen – im Abstiegskampf, der nun vollends entbrannt is‘, für die Moral der Nulldreier*innen und vor allem für die Kurve. Und wenn’s schon nich‘ zu drei Punkten reichen sollte, dann wäre wenigstens ein Tor im heimischen KarLi sehr wichtig gewesen. Aber, wie heißt es doch: Hätt‘ d’Hund nich‘ jeschissen, hätt’ern…

Dabei hatte es so gut begonnen. Weil’s mitten in der Woche war, fuhr die Scheißbahn pünktlich und ohne Unterbrechung bis Babelsberg. Die Schutzmensch*innen – auch so’n schönes Wort, hab ich bei der Chronik-Lesung in’ner Astra Stube gelernt – war’n entspannt. Unsymphatische Hess*innen war’n nich‘ zu erwarten. Dafür lungerten müde Lohnarbeiter*innen, wißbegierige Student*innen und Yuppiefans in’ner Bahn rum.. Kurzum, die Anfahrt lief entspannt ab und steigerte die Aufregung enorm.

Im KarLi angekommen ging’s nach der Begrüßungsrunde erstma‘ zum Wurststand. Schließlich macht’s mit gut gefüllten Magen doppelt Spaß. Son’n Knurren in’ner Bauchgegend nervt mächtig. Also, futtern und ab in’ne Kurve. Dort angekommen sah’s zunächst recht überschaubar aus. Sollte wohl eher ’nen familiärer Support werden. Glücklicherweise änderte sich das schnell. Wurde 14482 noch recht verhalten gesungen, ging’s dann spätestens mit’nem Anpfiff richtig los. Die Nordkurve und die Gegengrade war’n gut gefüllt. Der Dialog zwischen Vorsänger*in und dem Ultra- und Tifosimob funktionierte super. Hat richtig geschallt – der Hammer! Und danach ging’s gleich auch ordentlich weiter.

Auf’m Rasen bemühten sich die Blauweißen ebenfalls schnell zum Torerfolg zu kommen. Aggressiv und zackig ging’s nach vorne. Kein Ball wurde verloren gegeben. Ein paar mal gab’s einstudierte Spielzüge zu seh’n. Ausgangspunkt zum Beispiel war bei einem Unger selbst, ohne hohen Ball einfach in die Beine der Viererkette und ab nach vorn. Schick! Sah echt nich‘ schlecht aus. So muß’et geh’n. Aus der sicheren Deckung von hinten nach vorne stürmen, langen Ball setzen und Tor… Letzteres wollte aber einfach nich‘ fallen. Selbst nach ’ner Großchance in’ner ersten Hälfte ging die Pille nich‘ rein.

Es fehlte einfach der letzte Kick, der tödliche Paß in den Fünfer, der unhaltbare Schuß… Ansonsten war alle’t da – Aggressivität, Kampfgeist, Drang nach vorne usw. Was gefehlt hat war vielleicht ein Quentchen Selbstbewußtsein. Davon umso mehr hatte aber die Nordkurve und die gesamte Gegengrade. Spätestens in’ner zweiten Hälfte war die Mitmachquote enorm. Eins ums andere mal schallten die Chöre durch’s KarLi. Bei der Mensch*schaft is‘ das genau richtig angekommen. Es wurde zielstrebig nach vorn gespielt und durch die Spieler*innen, vor allem Müller und Surma die Kurve angestachelt noch lauter zu sein. Die ließ sich nich‘ bitten und legte richtig los. Das ging dann soweit, daß eigentlich ohne Vorsänger*innen immer wieder nonstop Gesänge angestimmt wurden, durch die Kurve zogen und gemeinsam gesungen wurden bis irgendeine*r wat Neues anstimmte.

Der chorische Support ebbte selbst beim unglücklichen Gegentor für die Gäste nur marginal ab. Die Babelberger*innen auf’n Rängen und die Blauweißen auf’m Rasen wollten endlich ma‘ wieder ein Tor im heimischen Stadion bejubeln. Selbst wenn es nur für’n Remis (was, wie jede*r weiß, kein mensch brauch‘) reichen sollte. Ein Tor mußte unbedingt her. Und so gab die geballte emotional bis zum zerreißen angespannte, die lautstarke und kämpferische Einheit der Fans und der Mensch*schaft auf ihre Art alles…

Für mich war’s irgendwann zuviel. Ich brauchte ’nen bißchen Abstand vom Mob. Das war kurz eindeutig viel zu viel Anspannung und Aufregung für mich – auch ohne Koffein. Ich hing ’nen paar Minuten am Tor rum… Geholfen hat’s auch nich‘. Leider! Ein Schuß war einfach zu harmlos, der Gästekeeper aber dennoch überfordert. Und der beste Torschuß kurz vor’m Schlußpfiff, ma‘ so richtig schön abgezogen, ging leider nur ans Außennetz. So’n Dreck…

Beeindruckend fand ich persönlich, daß aus der Kurve selbst die Mensch*schaft nochma‘ herangerufen wurde, sie kam und ein selten so passendes „Walk on“ entgegengeschmettert bekam. Genauso Respekt für Ungers Ansage an die Fans. Auch wenn er nix neues sagen konnte, selbst ebenfalls frustriert und ratlos war, er genauso wenig ’ne Erklärung dafür hatte, warum’s einfach nich‘ mi’nem Tor und drei Punkten klappt, fand ich seinen Aufruf an die Einheit zwischen Fans und Mensch*schaft sehr, sehr wichtig und vor allem ehrlich. Genauso wichtig war, wie sich die Babelsberger*innen gestern präsentiert haben. So aggressiv und kämpferisch auf dem Rasen und so laut und emotional auf den Rängen, ist der Klassenerhalt zu schaffen. Deshalb…

Los jetz‘ hier!

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