Kein Vergeben! Kein Vergessen!

In der aktuellen Ausgabe des Ultra Unfug (#190) wurde ein Text von uns zum Mord von Pavlos Fyssas veröffentlicht. Außerdem gab es mehrere Tapeten, die an ihn erinnerten und Solidarität mit den Antifaschist*innen in Griechenland zum Ausdruck brachten. Hier der Text:

Eigentlich wollte ich ja was über die erfolgreichen Spiele befreundeter oder symphatischer Vereine am vergangenen Wochenende schreiben. Aber die Freude is‘ mir heute, am Mittwoch, im Hals stecken geblieben. In Piräus, wo ich vor gar nicht so langer Zeit für’n paar Minuten Abkühlung im Mittelmeer gefunden habe, wurde der 34-jährige Antifaschist, Antarsya Aktivist und Musiker Pavlos Fyssas aka Killah P ermordet. Pavlos war mit seiner Freundin und einem anderen Paar unterwegs als er auf eine Gruppe von circa 20 Nazis traf. Sie jagten die vier durch Stadt. Dann stellten sich zehn weitere Nazis der faschistischen Partei Chrysi Avgi (Goldene Mörgenröte) ihnen in den Weg und umzingelten die Flüchtenden. Ein faschistischer Funktionär stach zweimal auf Pavlos ein.

Die Jagd und der Mord wurde von den berüchtigten Cops auf Motorrädern beobachtet, die dafür bekannt sind Migrant*innen, Jugendliche und andere Menschen ständig und überall zu schikanieren. Hier mischten sie sich nicht ein, sondern glotzten nur. Erst sehr spät kümmerten sie sich um den niedergestochenen Pavlos und verhafteten den 45-jährigen Täter, der immer noch mit dem Messer in der Hand da stand. Der herbeigerufene Krankenwagen kam erst nach 35 Minuten. Pavlos war zu diesem Zeitpunkt bereits tot.

In den griechischen Medien wird der Mord an dem bekannten Antifa, autonomen Antarsya Aktivist und HipHopper als Auseinandersetzung unter Fußballfans verharmlost. Richtig ist auch, daß die Fans von Olympiacos Piräus ähnlich wie die Laziali in Italien als bekennende Nazis bekannt sind. Jedoch werden so die Augenzeugenberichte, die eine Jagd gesehen haben, und die Angriffe auf acht Kommunist*innen der stalinistischen KKE, unter ihnen der Chef der Metall-Gewerkschaft, vor wenigen Tagen in der Nähe des Tatortes völlig vernachlässigt. Dreißig Avgi-Aktivist*innen hatten die KKE Funktionäre am Freitag überfallen und schwer verletzt.

Die etablierten Politiker*innen von der Nea Dimokratia (ND) und der Pasok haben schon einmal mit xenophoben Parolen und der Kriminalisierung von Migrant*innen den Nazis den Weg geebnet. Damit haben sie für die Normalisierung faschistischer Positionen in der Gesellschaft und den Einzug der Schläger*innen der Chrysi Avgi ins Parlament gesorgt und, noch wichtiger, den Wahlsieg von Syriza verhindert. Die Verschärfung der Lage für Migrant*innen – permanente Razzien, rassistische Kontrollen, Ingewahrsamnahmen, Deportation Camps, monatelange Inhaftierungen, der versuchte Ausschluß aus den Schulen usw. – gab den Nazis vermeintlich recht, die sich mit Gewalt revanchierten. Jetzt fordern zwar alle Parteien, bis auf die ND, das Verbot der Avgi. Die Menschen aber gehen gegen den Nazi-Terror auf der Straße. In Thessaloniki sind es am Mittwoch Tausende. In Athen wurde aus Trauer Wut, die in Riots mündete. In Patras, auf dem Festland, und in Chania, auf Kreta, wurden Büros von Avgi angegriffen…

Und es hätte so eine schöne Woche werden können. In Griechenland jubelten die lilaschwarzen, sympathischen Autonomen des Vereins Proodeutiki Toumpas aus Thessaloniki, bei denen ich im Sommer zu Gast sein durfte und die in einem legendären Match mit den Athener Autonomen von Asteras Exarcheion für Partizan Minsk Geld gesammelt haben. Das erste mal seit der Übernahme durch die Aktivist*innen zog der Verein in die zweite Runde des Pokals ein. Grandios Genoss*innen! In Israel gab es ebenfalls was zu feiern – Hapoel Katamon Jerushalajm siegte im zweiten Spiel nach dem Aufstieg in die Zweite Liga gegen Hapoel Nazareth Illit. Zweihundert war’n auswärts am Start und sah’n ein verrücktes Spiel. Katamon gewann mit 1:0. Es gab zwei rote Karten, freundlich zwischen den Teams geteilt, wobei auch der Torschütze vom Platz mußte. In Italien gewann Livorno im dritten Spiel zu Hause gegen Catania mit 2:0. Nur gegen Roma hat Amaranto verlor’n. Und gerüchteweise war Lucarelli im Stadion… Sankt Pauli holte ebenfalls drei Punkte am Millerntor gegen den FSV Frankfurt. Schicke Choreo übrigens! Minsk hat nicht gespielt, aber ackert seit ein paar Wochen am neuen Sportplatz. Nur Babelsberg fällt etwas aus der Reihe. Trotz ordentlichem Support der Nordkurve im Gästesektor des Scheiß-Nationalist*innen-Jahn-Sportpark und ansprechender Leistung der Nulldreier*innen in der zweiten Hälfte sprang nur ein Punkt heraus.

doch was interessiert das, wenn Antifaschist*innen ermordet werden!

Pavlos Fyssas! Kein Vergeben! Kein Vergessen!

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