Livorno einfach erstklassig
Die Partie zwischen Livorno und Inter Mailand als Montagsspiel zu bezeichnen, wäre eine glatte Beleidigung. Zum Glück. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand für Amaranto und seine Fans mal wieder ein Auftritt im Picchi unter Flutlicht und zu Wochenbeginn an – eine gute Möglichkeit, ein Spiel live zu verfolgen, wenn auch leider nicht direkt vor Ort. Das Zuschauen hat sich aber auch aus der Ferne gelohnt. Livorno erkämpfte sich ein Unentschieden und damit einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf. Zudem war das Stadion voll wie schon sehr lange nicht mehr. Es war also alles angerichtet für einen stimmungsvollen Fußballabend.
Wegen meiner eigenen fußballerischen Ambitionen habe ich leider dennoch den Anstoß und auch die gesamte erste Hälfte verpaßt. Der gute Stream wartete zur Begrüßung mit zweideutiger Rasiererwerbung auf. Geschenkt. Nach ein paar Minuten ging es für mich mit dem Wiederanpfiff los. Da lag Livorno leider schon 0:2 hinten. Wie ich dem Ticker entnehmen mußte, kam Amaranto in Hälfte eins zwar schon zu der ein oder anderen guten Möglichkeit, Inter aber noch viel mehr. Livornos Torhüter*in Bardi mußte sich einige Male nach dem Ball strecken. In der 37. Minute jedoch wurde auch er bezwungen. Ausgerechnet der*die mir wegen seiner*ihrer Trikotnummer (88) und seines*ihres mit dem gelben Karton geahndeten Fouls in der 19. Minute unsympathische Inter-Spieler*in Hernanes machte den Führungstreffer für die Nerazzurri. Danach muss Amaranto etwas verunsichert gewesen sein. Inter trumpfte auf. Und wie so oft kassierte Livorno noch vor Ende der Halbzeit ein weiteres Tor.
Auch die zweite Hälfte ging Inter sehr engagiert an. Livorno ließ sich überrumpeln und fast hätten die in Weiß spielenden Mailänder*innen den Sack zugemacht. In mir stieg die Angst vor einer gehörigen Packung auf. Aber Amaranto besann sich auf seine Stärken und auf die Forderung der Fans, die schon im Vorfeld der Partie eine kämpferische Spielweise und Leidenschaft verlangten. „Combatti Livorno“, schrieb Irene Tistarelli nicht umsonst am Samstag bei Alé Livorno. Und so dauerte es nicht lange und der Ball war wieder im Tor vor der Curva Nord. In der 52. Minute spielte Greco eine kurze Ecke auf Paulinho, der*die sich freilief und den Ball mit dem rechten Fuß unhaltbar unter die Latte nagelte. Ein Traumtor des*der capitan*, bei dem Inter-Torhüter*in und auf der Linie stehende*r Verteidiger*in ziemlich blöd aus der Wäsche schauten. Ein entsprechend genervter Gesichtsausdruck entwickelte sich denn auch bei Interisti-Trainer*in Walter Mazzarri, der*die Livorno übrigens in der Saison 2003/03 zurück in die Serie A führte. Nun schwante ihm*ihr wohl, dass es im fast ausverkauften Picchi ungemütlich wird. Und tatsächlich, die Curva Nord machte noch einmal richtig Lärm.
Livornos Trainer*in Mimmo Di Carlo reagierte ebenso und brachte zwei neue Spieler*innen, darunter Innocent Emeghara. Dann begann der offene Schlagabtausch mit Chancen beider Teams für weitere Tore. Die Schrecksekunde folgte bald – nicht durch einen Treffer für Inter, sondern im Zuge der Vereitlung einer Möglichkeit für die Nerazzurri. Mbaye verletzte sich und Di Carlo hatte schon dreimal gewechselt. Amaranto musste also mit einem*r Spieler*in weniger die verbleibende Viertelstunde rumkriegen. Und wie durch ein Wunder kommt doch noch die Chance zum Ausgleich: Interist* Guarin versucht sich am Rückpass Richtung Innenverteidiger*in, passt damit aber genau auf den*die nun Richtung Tor startende*n Emeghara. Ohne zögern schnappt jene*r sich den Ball, geht noch ein, zwei große Schritte und zieht ab. Das 2:2 war in dieser 80. Minute perfekt. Und Amaranto hat endlich eine*n Freund*in bei Inter: Guarin uno di noi! (Danke Mr. Altravita, du liegst wie so oft richtig.)
Jetzt kannte das Picchi, in das mindestens 16.000 Livornes* geströmt waren, kein Halten mehr. Ebenso wenig auf dem Berliner Sofa. Ein Punkt war in greifbarer Nähe. Amaranto behielt nun die Nerven – ganz im Gegensatz zu Inter – und spielte die restliche Zeit clever runter. Wäre doch nur diese erste Hälfte etwas besser gelaufen…
Sieben Spiele vor Schluss heißt es aber weiter zittern. Mit Juve, Fiorentina, Lazio und Milan stehen Amaranto noch schwere Spiele bevor. Aber mit einer so couragierten Leistung wie an diesem Montag ist der Klassenerhalt machbar. Zumal Chievo und Bologna in der Tabelle nur zwei bzw. einen Punkt vor Livorno liegen.
Hoffentlich versaut es nun diese*r nervige Spinelli nicht noch. Der Fleisch gewordene gelbe Anorak war gestern doch tatsächlich wieder im Stadion und entsprechend häufig von den Fernsehkameras eingefangen worden. Seit dem 21. Dezember hatte er*sie sich nicht mehr blicken lassen – und das war auch gut so! Das Team darf sich von seinem Leuchten auf der Ehrentribüne jetzt nicht wieder aus der Ruhe bringen lassen. Forza magico Livorno!
Schlagworte: AS Livorno, Inter Mailand, Serie A 2013 / 2014, Zu Hause