Straight outta Malcha I

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Erinnert ihr euch noch an Hapoel Katamon Jerusalem. Nicht!? Dann wird es aber Zeit, dass ihr euch erinnert. Denn der kleine, sympathische Verein aus Israel ist am vergangenen Freitagnachmittag in die Liga Leumit, die 2. israelische Profi-Liga, gestartet. Leider mit einer Niederlage vor heimischen Publikum gegen Maccabi Herzliya. Katamon verlor mit 0:3. Schade. Aber es gibt durchaus interessante Neuigkeiten.

Vier Monate ist es jetzt her, dass wir in Babelsberg einen netten Menschen von Katamon zu Gast hatten. Im HausZwei erzählte er vor ein paar Dutzend Zuhörer*innen in einer Veranstaltung über Fußball in Israel ein wenig über seinen Verein, über die Katamon Fans, ihr Engagement gegen rassistische, sexistische und homophobe Diskriminierung sowie über die Fankultur in Israel. Seitdem ist eine Menge passiert. Katamon ist souverän aufgestiegen und die Ultras von der Brigade Malcha durften das erste mal feiern. Dann gewannen die Hapoel Jerusalem Baskets auch noch die Meisterschaft und schrieben Geschichte. Und wieder gab es eine fette Sause.

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Nach der großen Feierei, ging die Arbeit aber wieder los. Katamon musste sich sowohl sportlich als auch organisatorisch für die erste israelische Profi-Liga rüsten. Letzteres gewährleisten die Mitglieder, die sich im Verein engagieren und deren Zahl in den letzten Monaten auf aktuell sensationelle 700 [Stand 23. August 2015] anstieg. Mit dieser Basis und der gestiegenen Aufmerksamkeit in den Medien konnte das Budget erhöht und stabilisiert werden. Sportlich sieht es auch gut aus. Zwei junge, vielversprechende Spieler* kamen zurück, die bereits in der ersten Zweitliga-Saison 2013 / 2014 bei Katamon gespielt haben. Und die Fans sind selbstverständlich auch schon ganz aufgeregt. Nach der traumatischen ersten Erfahrung in der 2. Liga vor zwei Jahren haben sie aber auch etwas Angst, wie mir aus Israel berichtet wird. Sie hoffen vor allem auf eine ordentliche Saison, in der Katamon nicht ständig gegen den Abstieg kämpfen muss.

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Übrigens ist der Verein eigentlich schon Anfang August in die Saison gestartet. Nach dem Freundschaftsspielknaller bei AEK Athen gewann Katamon im Pokal zu Hause gegen Hapoel Bnei Lod, verlor aber am letzten Freitag auswärts gegen Beitar Tel Aviv. Die Besonderheit im Toto Cup der Liga Leumit ist übrigens, dass zunächst eine Gruppenphase ausgespielt wird, bevor es in die Ko-Runde geht. Katamon ist hier in der Gruppe C pikanterweise mit Hapoel Jerusalem, dem Ursprungsverein von Katamon, der nach Ansicht der Fans seit Jahren von einem* obskuren Eigentümer* in “Geiselhaft” gehalten wird. Am 4. September treffen beide Teams aufeinander – zum „Derby“ sozusagen.

Ein Derby ist dieses Spiel aber eigentlich nicht. Obwohl einige, vor allem die jüngeren Katamon Fans, die Hapoel Jerusalem nicht als ihren ursprünglichen Verein kennen, sondern mit Katamon als ihrem Verein aufgewachsen sind, es durchaus als solches ohne jede Einschränkungen bezeichnen. Für sie ist Hapoel Jerusalem lediglich ein Stadtrivale wie jeder andere. Aber vor allem für die Älteren ist es kein Derby, sondern ein Spiel, dass sie lieber umgehen möchten. Auch wegen dem alten Ärger und den Konflikten, die schließlich zur Gründung von Katamon geführt haben. Und eventuell wird das Spiel tatsächlich nicht stattfinden. Denn vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass die Verantwortlichen für die Überprüfung der Budgetierungen der Vereine in der Liga Leumit auf Hapoel Jerusalem aufmerksam geworden sind. Sie haben den Eigentümer* offenbar aufgefordert, in nur wenigen Tagen eine Kaution in Höhe von 1 Mio. Shekel (circa 230 Tausend Euro) zu hinterlegen oder in die 3. Liga zurück gestuft zu werden. Mal sehen, ob die Zahlung passiert. Wenn nicht, tja, wenn der Eigentümer nicht zahlt, fliegt Hapoel Jerusalem aus der Liga und das “Derby” findet nicht statt…

Ach übrigens. Wer im April nicht bei der Veranstaltung war, kann die wichtigsten Teile nun nachhören. Bei Soundcloud findet ihr die entsprechenden Informationen zur Geschichte und den Fans von Hapoel Katamon Jerusalem, zur Nachbarschaftsliga des Vereins sowie dem Engagement der Fans gegen Diskriminierung. Ihr könnt euch aber auch über die Fankultur in Israel und über Vereine informieren, die von Fans geführt werden. Also: Hört einfach mal rein, fahrt nach Israel und lernt die Leute von Katamon kennen. Yalla Hapoel Jerushalajim!

Aktualisierte Version des Artikels aus dem Ultra Unfug #216

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