Wat’n Theater XXII – Welcome United!

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Am Sonntag, am 23. August 2015 um 13 Uhr, startet Welcome United Nulldrei mit dem ersten Spiel in die Kreisklasse-Saison gegen die Reserve des Eisenbahner-Sportverein Lokomotive Potsdam. Damit wird es nun endgültig ernst für die Dritte des SVB. Und zwar nicht nur sportlich, sondern auch auf der grundsätzlichen Ebene. Gab es bislang eher freundliche und positive Berichte, wird die Kritik am Team im besonderen und dem Konzept im Allgemeinen allmählich lauter. Und so ist das Theater um Teilhabe, Integration und wie jede*r gefälligst Flüchtlinge im Verein und auch sonst wo zu behandeln hat, eröffnet.

Mich nervt dieses Thema und erst recht die fremdenfeindlichen Untertöne in der Diskussion so ziemlich. Die Herabwürdigung und Verfügung über geflüchtete Menschen ist hierbei besonders unerträglich. Und der Fetisch der Bürgersleute alle und alles weg-integrieren zu wollen, kotzt mich an. Moserte zunächst ein gewisser Bernd Schröder, der für den Unternehmensverbund ProPotsdam ein Interview mit Elona Müller-Preinesberger, der Leiterin der Abteilung „Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz“ in der Potsdamer Stadtverwaltung, geführt hat, über das Team „United Nulldrei“ (siehe youtube, ab 37:40 Minute) echauffieren sich zunmehmend auch andere. Während Schröder behauptet, dass der SVB seine Dritte „als heroische Leistung“ verkauft, und phantasiert, dass Nulldrei „wahrscheinlich […] nen Nobelpreis […] hab’n“ will, behaupten andere Vereine neuerdings, dass Welcome United 03 ihre tolle Integrationsarbeit klein macht, die sie schon seit Jahren leisten würden. Und so meckern die vermeintlich Marginalisierten, die sich doch schon soooo lange für Flüchtlinge und Migrant*innen einsetzen, dass offenbar wiedermal Babelsberg und das Engagement der Nulldrei Fans im blendend vorbildlichen Licht erscheinen und die armen anderen Vereine im Schatten bleiben.

Das Mantra der Kritiker*innen ist übrigens immer dasselbe. Es geht ihnen um Integration und die Eingliederung. Was immer betont wird, ist, dass Flüchtlinge und Migrant*innen in den Vereinen mitspielen (dürfen). Das mag auch grundsätzlich ganz toll und wünschenswert sein und für die glücklichen Flüchtlinge eine Möglichkeit der Teilhabe bringen, aber sie bleiben so unsichtbar und verschwinden im Vereinskollektiv. Und das bringt mich dazu, was mich seit ein paar Wochen beschäftigt – nämlich zum Paradoxon um den Kampf für Flüchtlinge. So einfach ist es nämlich leider nicht.

Während die im Selbstmitleid versinkenden Vereine die allein seligmachende Integration in der Arbeit mit ihren Mitgliedern zur Hauptantriebsfeder erkoren haben – egal ob sie nun männlich, weiblich, migrantisch oder sonst was sind – hat sich der SVB mit Welcome United Nulldrei für das Sichtbarmachen geflüchteter Menschen, ihrer Probleme und ihrer Erfolge entschieden. Dazu gehört explizit auch das Engagement in Flüchtlingsinitiativen. Das heißt, die Spieler* sind aktive Mitglieder und integraler Bestandteil des Vereins und repräsentieren ihn auch nach Außen, bleiben aber als geflüchtete und endlich in Babelsberg angekommene Menschen in ihrem besonderen Status sichtbar. Im Grunde geht Nulldrei im Gegensatz zu den anderen Vereinen ein Stück weiter und mischt sich, wie schon so oft, zivilgesellschaftlich in einen politischen Diskurs ein. Also: Der SVB integriert nicht nur Flüchtlinge, sondern gibt ihnen im geschützten Rahmen auch eine Möglichkeit sich offen zu entfalten. Außerdem nutzt der Verein seine Position als gesellschatlicher Akteur und setzt sich für geflüchtete Menschen ein.

Auf der anderen Seite bleibt aber auch ein bitterer Beigeschmack. Aus Gesprächen mit Spieler*n von Welcome United wie zum Beispiel Abdi weiß ich, dass sie sich nichts mehr wünschen, als einfach als Menschen wahrgenommen zu werden und eben den Status des „Flüchtling“ endlich überwinden zu können. Sie wollen einfach Babelsberger*innen sein. Wie jede*r andere auch. Deshalb ist der Name der neuen SVB Dritten eben nicht „Refugee-Team“, wie sie bei der Gründung hieß, sondern Welcome United. Der Fokus und das Sichtbarmachen der Spieler* als Flüchtlinge hilft und unterstützt sie zwar politisch und ist wichtig, aber er stört eventuell dabei den Sport zu sehen. Andererseits bleiben sie nun aber auch besondere Menschen und haben mit ganz anderen Problemen als ihre Vereinsgenoss*innen mit deutschem Pass zu kämpfen. Sowohl persönlich als auch sportlich….

Vielleicht lässt sich dieses politische Dilemma ja ganz einfach lösen. Nämlich wenn Nulldrei auf’m Rasen kickt, ist es völlig egal, ob die Aktiven männlich oder weiblich, weiß oder schwarz, groß oder klein oder sonst was sind, das Team wird unterstützt oder vielleicht auch mal gegen den Schiri oder das andere Team gepöbelt. Das ist vielleicht das Beste, was wir als Fans machen können… Irgendwie ist das nicht befriedigend. Aber vielleicht ist auch eine Entscheidung zu diesem Paradoxon gar nicht möglich und eventuell auch nicht nötig. Deshalb: Kommt zum Treffpunkt am Sonntag um 12 Uhr am Rathaus Babelsberg. Geht zum Spiel von Welcome United! Oder auch zu den Frauen. Zum Beispiel am 6. September um 15.00 Uhr zur 1. Pokalrunde. Wir sehen uns! Und lassen uns von den ewig nörgelnden, neidischen Nulldrei-Hasser*innen nicht aufhalten. Allez les bleus!

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