Wat’n Theater XXIII – Kartoffelkiepe zu verkaufen
Das Internet ist eine interessante Erfindung. Die ersten Vorläufernetze entstanden bereits Anfang der 60er. Aber der echte Schub kam Mitte der 80er. Und in den 90ern durfte jede*r, der einen Computer und ein piepsendes Etwas namens Modem hatte, ins Internet und sich fröhlich blinkende Seiten mit ganz, ganz viel Schrift anschauen. War’n das noch Zeiten, als die persönlichen Seiten aufploppten, die sich drehenden Icons auf jeder Homepage zu finden waren und süße Kätzchen begannen das World Wide Web zu bevölkern.
Und da sind wir schon mitten drin im Cyberspace. Dieser virtuelle Raum bestand lange größtenteils aus uninteressantem Scheiß und Pornoseiten. Das Netz selbst gab aber schon früh viel mehr her. Wer brauchte schon die kleinen und großen Platten mit Mucke drauf, wenn es Programme wie eDonkey oder eMule gab, die das sogenannte peer-to-peer (p2p) file sharing ermöglichten. Außerdem ermöglichte zum Beispiel mIRC die schnelle Kommunikation nicht nur mit einer Person, sondern gleich mit mehreren gleichzeitig. Hammer wa! Und das ging alles ohne Smart Phones, Tablets, WhatsApp, Threema und Co.
Heute wird all das als Web 1.0 verniedlicht. Dabei bot es eigentlich schon alles, was unter Web 2.0 subsumiert wird. Nämlich User*innen-Content, globale Vernetzung und Kommunikation, blinkende Features, Animationen und Videos uws. Und mit den Chats und den Foren gab’s eigentlich auch schon Social Media. Nur dies Like und Share Geklicke gab’s nich. Und das soll ja eigentlich auch Web 2.0 sein.
Und selbstverständlich Kommentieren, Diskutieren, Bilder verlinken, Videos hochladen und wat noch nich alles. Das sich hierbei nicht immer die hellsten Leuchten gegenseitig belappten oder das Maul, weil alles ja so hübsch anonym is, mächtig aufrissen, erscheint fast schon selbstverständlich. Ultras, Hools und ihre erlebnisorientierten Freund*innen haben in diesem Ozean für geistigen Dünnschiss auch ihre kleine Insel. Viele von euch dürften sie zumindest vom Name her kennen. Die letzte Bastion der deutschen Interpretation von Mentalità nennt sich ultras.ws. Und diese riesengroße virtuelle Kartoffelkiepe soll nu verkauft werden.
Vor circa anderthalb Wochen, am 18. August 2015, postete der Admin des Forums einen Betrag, in dem er der Kartoffelgemeinde offenbarte, dass sie*er ultras.ws abgeben will. Bis 10. September is noch Zeit die Übernahme der Plattform mit „Etwa 6-8 Millionen Views pro Monat bei rund 24.000 aktiven Usern“ zu besprechen. Der Preis sind offenbar 15 Tausend Euro. Ich finden, dass das ’nen ganz schöner Batzen is. Andererseits soll ja Facebook und Co ganz schön viel mehr Wert sein. Wobei auch da keine*r so richtig versteht, wie dieser „Wert“ zu Stande kommt. Naja…. Übrigens scheint die verkaufswillige Kartoffel nich nur ultras.ws zu führen, sondern auch so schillernde Plattformen wie das Kasino- und das Ostforum (seit einiger Zeit Offline) sowie die Seite Ostfussball.com. Außerdem scheint er* beim Fanmagazin Heimspiel drinzuhängen. Aber lassen wir das… Auf jeden Fall is die Chance zum Greifen Nahe endlich mal die ganze Kartoffelkiepe zu bekommen und nen leckeren Kartoffelsalat anzurichten. Das wär doch was!
Zuerst veröffentlicht im Ultra Unfug #217
Schlagworte: Cyberspace, ultra.ws, Wat'n Theater