Grelles Flutlicht, scheiße kalte Finger…

So, jetz‘ sind alle persönlichen und existenziellen Verpflichtungen erledigt und ich kann mich endlich um die Rekapitulation des eisigen Freitagabend kümmern. Ich fand’s, so im nach hinein betrachtet, eigentlich gar nich‘ so richtig frostig. Cola, Bier und andere Kaltgetränke sah’n das offenbar anders und hatten sich zunehmend ganz der eigentlichen Bestimmung verweigert. Steif und fest verharrten sie innerhalb ihres völlig inakzeptablen Standpunkt. So was geht gar nich‘! Und wenn sich schon die Spaßmacher*innen verweigern, leidet eben auch die Stimmung. Nur die Deviants aus Münster hielten durch.

Seit Tagen hatte ich um das Spiel gezittert. Es wurde eisiger und eisiger. Am Donnerstag abend kamen dann diese komischen weißen Schnipsel vom Himmel dazu, die sich einfach nich‘ erhitzen ließen und gemütlich herabrieselten. Hieß es in der Woche noch schneidig, es wird auf jeden Fall gespielt, war das Freitag doch nich‘ ganz so sicher. Und, ehrlich gesagt, trotz Reisevorbereitungen, die an Expeditionsvorbereitungen ins ewige Eis erinnerten, wär‘ ich über eine Spielabsage nich‘ enttäuscht gewesen. Aber jut, der Schiri wollte sich scheinbar sportlich betätigen und zwang ein paar Sportler*innen es ihm gleich zu tun.

Leider hielt’n die Babelsberger*innen bezahlten Athlet*innen, ähnlich wie die Kaltgetränke, wohl nich‘ viel vom Enthusiasmus der offiziell Unparteiischen und taten lediglich so, als ob sie Sport treiben würden. Eigentlich versuchten sie lediglich den Körper warm zu halten und übersahen so mindestens zwei Mal die grünen Mensch*chen mit’nem Ball am Fuß. Dementsprechend zappelte das Netz am Holzrahmen vor der Gästekurve und heizte den nordrhein-westfälischen Gästen ordentlich ein. Die ließen sich von der ersten Sekunde des Spiels nicht lange bitten und lieferten beeindruckende 90 Minuten ab. Da war alle’t am supporten – Fahnen, Arme, Kettenwellen, ordentlich Gesang… Nich‘ schlecht Deviants! Respekt!

Die Gastgeber*innen hielten sich betont zurück. Der Ostblock war sowieso sauer, weil es für ein paar Übermotivierte aus den eigenen Reihen völlig überzogen vom Verein Stadionverbote gehagelt hatte. Dem Unbehagen eine Verein zu unterstützen, der sie von ihrer Leidenschaft ausschließen will, wurde wahrhaft ultrà-like durch das umgedrehte Blockbanner Ausdruck verliehen. Dementsprechend hielt sich der auch der Support in Grenzen. Nur in‘ Halbzeit zwei zeigte sich der Stimmungsblock etwas enthusiastischer und entzündete kleine Feuerchen. Sah schick aus.

Das paßte auch zum Aufbäumen der Blauweißen auf’m Rasen, die Didi Demuth in der Pause wohl ordentlich zusammengeschissen und Feuer unter’m Hintern gemacht haben muß. Denn plötzlich ging’s auch mal für die Gastgeber*innen zielstrebiger nach vorn. Hatte sich zum Ende der ersten Halbzeit die Abwehr von Nulldrei schon etwas zusammengerissen, legte nun auch der „Sturm“ nach. Aber so richtig wollte es dann doch nich‘ klappen. Selbst allein vor’m Tor verkackten die Babelsberger*innen. Und wenn sie dann doch mal trafen, sah der völlig Blinde Seitenaußläufer irgendwelche Absatzpositionen… Aber ich will ma‘ nich‘ auf die Offiziellen schimpfen. Leider hat sich Nulldrei einfach nur desaströs und apathisch präsentiert. Ein Tor wollten die Blauweißen offenbar gar nich‘ schießen. Dementsprechend gab’s ’ne Klatsche!

Geklatscht wurde übrigens in der Nordkurve viel zu wenig. Gesungen, zwar viel zu leise, aber schon. Und so schlimm, wie es die infernalischen Filmstädter*innen wahrgenommen haben, fand‘ ich’s nich‘. Gute Ansätze gab es zu Beginn der ersten Hälfte. Vielleicht hätt‘ noch ein wenig mehr Streeptease der Animateur*innen auf’m Zaun auch mehr Emotionen freigesetzt. Aber hätt‘ der Hund nich‘ jeschiss… Lass’n wa‘ das! So schlimm war’s wirklich nich‘! Ich fand die Babelsberger Version des kämpferischen Partisanen- und Rotarmist*innenliedes Katjuscha so schlecht nich‘. Und ein paar Minuten lang klang es echt jut. So gut sogar, daß ich die Melodie und den Text seitdem ständig wahlweise summe oder singe!

Also, weiter geht’s! Es ist nich‘ alles stumm, was friert! Und morgen in die Astrastube zum Mexikanasaufen für den Fanladen. Und nostalgisch St. Pauli beim Bayernbesiegen zuschau’n. Und niemals vergessen:

Grelles Flutlicht, leuchtende Bengalos
Uns’re Mann*schaft spielt sich heut‘ zum Sieg
Ihr zur Seite die feiernde Kurve,
die im KarLi immer alles gibt!

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1 Kommentar zu „Grelles Flutlicht, scheiße kalte Finger…“

  1. Brigata Amaranto Venticinque Aprile sagt:

    🙂 sehr witzig!!! oh mensch….