Non vogliamo questa curva!
Das Stadio Olympico in Turin und insbesondere die Drughi in der Curva Sud werden immer mehr zum Sammelbecken xenophober Nationalisten und Fanatikern der Rassenhygiene. Die Juve Ultrás scheinen ihre rassistische Kampagne gegen Mario Balotelli nun zu forcieren und eine Berufung des dunkelhäutigen Italieners in den Kader der italienischen Nationalmannschaft mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Juventus Turin und die Federazione Italiana Giuoco Calcio (F.I.G.C.) reagieren auf die rassistischen Gesänge und Übergriffe äußerst zurückhaltend. Der xenophobe Nationalismus und offene Rassismus wird in den Veröffentlichungen nur marginal erwähnt. Die Strafen der F.I.G.C. tandiert beides nicht.
Erst am 6. Dezember kam es zu massiven Übergriffen auf Balotelli während des Heimspiels von Juve gegen Inter Mailand. Er wurde mit Bananen, Feuerwerkskörpern und anderen Wurfgeschossen attackiert. Außerdem wurde er beinah von dem gesamten Heimpublikum – also nicht nur der Curva Sud und seinen Nazis – als Hurensohn beschimpft. Des Weiteren skandierten Tausende mehrmals „Non’ ci sono negri italiani“ (Es gibt keine schwarzen Italiener).
Die Schmähchöre auf Inter im Besonderen und Mario Balotelli im Besonderen haben die üblichen, allerdings nicht weniger widerlichen Gesänge, in italienischen Stadien weit überschritten. Weitestgehend unkritisch und ohne größere Proteste hat sich der Sizilianer Balotelli, das hochgelobte, aber auch umstrittene Fußballtalent zum Hassobjekt faschistischer und rassistischer
Fangruppen entwickelt.
Die öffentliche Reaktion auf die erneuten verbalen und diesmal auch körperlichen Übergriffe auf Barotelli blieben aus. Weder in der italienischen und erst recht nicht in der deutschen Presse wurden die Vorkommnisse thematisiert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß der italienische Fußballverband Juventus Turin lediglich einer Zahlung von 10.000 Euro wegen Beleidigugnen und dem Werfen von Feuerwerk verurteilte. Von Bestrafungen oder ernsthaften Konsequenzen kann bei einer derartigen geringen Strafe wohl kaum die rede sein. Der Verband und der Verein haben damit bewiesen, daß Rassismus im Stadion kein besonders erwähnenswertes Phänomen ist. So war es nur eine Frage der Zeit, wann die Turiner Rassisten wieder ihre chauvinistisch nationalistische Scheiße absondern würden.
Am vergangenen Sonntag war es dann wieder soweit. Gegen Catania, also in Abwesenheit des Hassobjekts, gröhlte der Drughi Mob und mit ihm große Teile des Heimpublikums „Non’ ci sono negri italiani“ und andere beleidigendende Chöre. Es reicht nun offenbar die imaginierte, quasi transsubstanzielle Anwesenheit von Balotelli, um das gesamte ekelhafte rassistische Kaleidoskop zu entrollen.
Die aktuellen Vorkommnisse und die Kampagne gegen Balotelli steht symbolisch für eine zunehmend nationalistische und zum Teil offen faschistische Fankultur in der Serie A, im italienischen Fußball und der Öffentlichkeit. In einer Atmosphäre, in der gegen Migrant_innen polemisiert wird, die Flüchtlinge kriminalisiert und in der gegen vermeintlich migrantische sowie linke Kriminalität Bürgerwehren gebildet werden, gedeiht jede Art aggressiver Exklusion. In einem Kommentar im Corriere della Sera weist der ehemalige Fußballspieler Massimo Mauro darauf hin, daß es nicht nur um Rassismus geht, sondern auch andere Diskriminierungsdiskurse, wie zum Beispiel Homophobie, im Fußball zunehmend dominant werden. Deshalb ist es Zeit wieder stärker antifaschistisch und antirassistisch tätig zu werden!
23. Dezember 2009 um 10:24 am Uhr
Mittlerweile gibt es noch einen anderen Aspekt, natuerlich ohne irgendetwas entschuldigen zu koennen: Die Juve-Curva geht seit einiger Zeit auf Konfrontationskurs zu ihrer Vereinsfuehrung. Dabei werden, wie in anderen Stadion auch, Strafzahlungen gegen den Verein als Druckmittel eingesetzt. Man singt also die zitierten "cori", um eine Strafe gegen den eigenen Verein zu erzielen und so die Fuehrung zu erpressen. Das macht es zwar noch widerlicher, ist aber eben auch ein wichtiger Aspekt zum Verstaednis der Geschehnisse. Ansonsten gibt es genau eine sinnvolle symbolische Antwort auf den Scheiss. Balotelli in die Nationalmannschaft!
23. Dezember 2009 um 3:02 pm Uhr
das ist wohl richtig! dieser widerliche rassismus sollte kein druckmittel sein. und wenn er so ein super spieler ist – und seine tore sprechen dafuer – dann muss er in die nationalmannschaft.
13. Februar 2010 um 4:18 pm Uhr
Ich bin ein schwarzer, der in italien wohnt und leute, es ist falsch wenn ihr sagt, dass italiener nicht rassistischer sind als deutsche, im vergleich gibts in DE überhaupt kein rassismus, ich wurde zweimal von jugendliche angegriffen und das erste, dass ich gehoert habe, als ich ein italiener gegrusst habe ist, dass „italien nur zu den italiener gehoert“. Ich habe nix gegen italiener, aber wenn sie in anderen laendern sind, wollen sie doch auch azeptiert werden
30. April 2010 um 12:49 am Uhr
Ich bin Italienerin. In Italien sind zu viele Fussballfans aggressiv, beschraenkt. Was soll man sich schon von Menschen erwarten, die jemanden mit „Hurensohn“ beschimpfen. Ich verstehe nicht warum unsere ital. Fernsehsendungen nichts darueber erwaehnen und Balotelli staendig als unreifen teenager bezeichnen, der unauffaeliger sein sollte. Die schieben ihm praktisch die schuld zu, statt diese faschis ausfindig zu machen. In Itaien gibt es keine Gesetzgebung (mehr).