Der Wind, der Wind, das himmliche Kind

Es war wohl der Wind, der Nieselregen und die feuchte Kälte, die das Spiel nicht besonders attraktiv machten. Der SV Babelsberg bemühte sich redlich und dominierte das Spiel fast die gesamte Spielzeit. Schön und drückend überlegen waren sie allerdings nie. Die Gäste aus Ahlen hatten dem schnellen Spiel der Babelsberg*innen dennoch wenig entgegen zu setzen. Ideenlos waren sie beide. Und wenn nicht ein Ahlener wunderschön nach einer SVB Ecke zum 1:0 ins eigene Tor geköpft hätte, dann wäre es wahrscheinlich torlos geblieben.

Die Stimmung in der Nordkurve war, trotz Dreckswetter und wenig ansehnlichem Gekicke auf dem Karli-Acker, super. Bis auf kleine Ausnahmen gab es mal lauter  mal weniger laut Dauersupport. Die etwa ein Dutzend angereisten Ahlener Ultras begannen zwar motiviert, hielten aber nich lange durch. Was allerdings bei der desolaten Leistung ihrer Mannschaft wenig verwunderlich ist.

Das Spiel wurde nach einem anfänglichen Sturmlauf der Babelsberge*innen zunehmend ruppiger. Dennoch gehörte die erste Viertelstunde in jedem Fall den Gastgeber*innen. Sie kombinierten schnell, bleiben selten im Mittelfeld hängen, doch der letzte Paß fehlte. Außerdem fiel auf – das gilt übrigens für die gesamte Partie – daß die Blauen (in Heimweiß) sich nicht trauten einfach mal auf’s Tor abzuziehen. Das wirkte besonders hilflos, wenn im gegnerischen Strafraum sich zwei-drei Babelsberger den Ball zu schieben, aber keiner mal raufdrischt.

Die Gäste aus Ahlen hatten aber genauso wenig Ideen. Zwar hatten sie ihre fünf Minuten – so circa nach der ersten Viertel Stunde der ersten Halbzeit – aber auch sie wollten irgend wie kein Tor machen. Besonders absurd fand ich, daß bei Ecken und Einwürfen zum Teil gar kein Ahlener im Babelsberger Strafraum zu finden war. Die Gäste sortierten und orientierten sich eher nach hinten, wohl um nicht einen Konter zu fangen. Dieses merkwürdige „Offensiv“-Verhalten kam mehrfach vor.

Eine weitere Taktik Spielzüge des SVB zu verhindern war sich bei der kleinsten Berührung mit dem Gegner einfach fallen zu lassen. Das klappte in der ersten halben Stunde recht gut. Der SVB fing vom überforderten Schiedrichter und seinen Assistenten einige umstrittene Entscheidungen. Aber kurz vor’m Halbzeitpfiff kriegte sich der Unparteiische wieder ein udn besann sich auf seine Aufgabe.

Wie schon beschrieben machte das Tor für Babelsberg nicht eine Babelsberger, sondern mit einem sehr schönen Kopfball einer der Gäste aus Ahlen. Verdient war das Tor dennoch. Ich werde nur das dumpfe Gefühl nicht los, daß, wenn der Ahlener nicht ins eigene Tor geköpft hätte, ein Babelsberger es nicht gemacht hätte…

Die Stimmung muß ich wieder mal loben. Mir gefällt es mit jedem neuen Besuch im Karli zunehmend besser. Von der „Spaltung“ der Kurve war wenig zu spüren. Umso erschrockener war ich, darüber in der aktuellen Ultra Unfug zu lesen. Für mich funktioniert die Nordkurve super. Die Beziehung zwischen Spielern und Fans scheint ebenfalls „fanatisch“ zu sein.

Besonders beeindruckt hat mich, daß trotz des Scheiß-Wetters Dauersupport versucht und beinah durchgehend auch gehalten wurde. Manchmal war es zwar leiser, aber fast nie völlig ruhig. Die Kommunikation, die auch ihre (selbst-) ironischen Momente hatte, klappt bestens. Die erste Hälfte ohne Capo, aber mit „Soundsystem“ sorgte für hüpfende Impulse. Aber auch die zweite Hälfte war nicht schlecht. Der Hall beim neuen Kurvenschlager „Ob auswärts oder zu Hause“ war echt beeindruckend – Wahnsinn. Das hätte selbstverständlich auch lauter sein können, aber wozu meckern, wenn’s auch so Spaß gemacht hat. Und über den Capo muß ich auch nicht mehr meckern. Fiel er vor Monaten noch durch Gepöbel auf, fand ich ihn diesmal schön relaxt und echt gut. Die Kurve sang auch mal von allein – wenn sich der Capo als Fähnchen im Wind versuchte…

Also, danke Filmstadtinferno, ihr Nordkuvler_innen, Babelsberger_innen und tröttenden Ahlener_innen für den schönen Nachmittag im Karli. Das war ein zünftiger Auftakt, der die Ultà Diskurs Lesung im C-Club schön einleitete. Aber darüber später mehr…

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