Livorno mit Auftakt „zum Einrahmen“
Drittes Pflichtspiel, dritter Sieg – die neue Saison fängt gut an für Amaranto. Zum Warmwerden wurden erst mal die unterklassigen Gegner Benevento und Perugia aus dem Coppa Italia gekegelt. Am Samstagabend wurde es dann richtig ernst. Unter Flutlicht traten die Livornes* bei Juve Stabia zur ersten Partie der Serie B Spielzeit 2012/13 an. Und lieferten ein nicht ganz fehlerfreies, aber engagiertes Spiel ab. Das verdiente 3:1 brachte sogar die vorläufige Tabellenführung. Alles in allem ein Traumstart, wie wir ihn uns auch für die Nulldreier_innen gewünscht hätten.
Fast zu schön sah die Tabelle der Serie B – mit Magico Livorno an der Spitze – nach dem ersten Fußballwochenende aus. Im Montagabendspiel zog zwar Sassuolo noch mit einem 3:0 Auswärtssieg bei Cesena vorbei, trotzdem: Lang ist es her, dass Livorno in der Tabelle so weit oben zu sehen war. Die Tabelle sieht aber gleichzeitig etwas komisch aus, da einige Vereine ein Minus vor ihrer Punktzahl aufweisen. Folgen des jüngsten Wettskandals, bei dem Dutzende Spieler und fast genauso viele Vereine der Profiligen bestraft wurden. In der Serie B musste schließlich nur Lecce zwangsabsteigen. Dafür rückte das äußerst unsympathische Vicenza nach. Grosseto durfte doch bleiben, wird wohl aber erst mal ein paar Wochen brauchen, um aus dem aufgebrummten Minus von sechs Punkten wieder rauszukommen. Bari hatte fünf Minuspunkte, nach dem Sieg gegen Cittadella hat deren Menschschaft aber schon wieder drei davon wett gemacht. Novara erhielt vier Minuspunkte, krepelt nach dem Unentschieden daher wohl auch noch ein paar Wochen im Tabellenkeller vor sich hin. Varese ist dagegen schon wieder im positiven Bereich angekommen. Es hatte aber auch nur einen Strafpunkt bekommen, wie auch Ascoli und Empoli. Zudem verhängte der italienische Fußballverband im Voraus den Abzug von zwei Zählern bei Padova und Modena.
Die letztere Squadra eröffnete den ersten Spieltag und war so auch die erste, die sich vor Anpfiff an die Fans wandte. Während solch eine Erklärung, verlesen vom Menschschaftskapitän, just am gleichen Wochenende in den deutschen Stadien dazu diente, das Verbot von Pyrotechnik zu bekräftigen, entschuldigten sich die Vereine in Italien bei den Tifos* für ihre Betrügereien. „Mit der Hand auf dem Herzen und klarem Geist schwören wir, die Regeln des Fußballs genauestens zu befolgen. Vor euch bemühen wir uns, immer für den Sieg auf den Platz zu gehen“, sagte Armando Perna. Und meinte es hoffentlich auch so.
Nun aber zum sportlichen Geschehen auf dem Grün in Castellammare di Stabia im Golf von Neapel. Livorno hatte mit Stabia gleich einen unangenehmen Gegner im ersten Spiel zu bezwingen. Die Gastgeber versuchten das Spiel zu machen und erarbeiteten sich einige Chancen, aber Amaranto hielt dagegen. Dennoch kassierte unsere Elf in der 34. Minute zunächst ein Gegentor. Livorno ackerte dann weiter und kam verdient noch vor der Pause durch Salviato zum Ausgleich. Die Vorlage gab Paulinho mit einem sensationellen Rückpass mit dem Hacken. In der zweiten Hälfte ging es spannend weiter. Stabia kam zu einem Lattentreffer, den Mazzoni nie und nimmer hätte halten können. Aber danaben ist nun mal daneben. Die Wende im Spiel brachte in der 54. Minute die gelb-rote Karte für den Stabia-Mittelfeldspieler Zito, der sich einen Elfmeter im Livorneser Strafraum erheischen wollte. Danach übernahm Amaranto entgültig das Spiel und machte innerhalb von zehn Minuten alles klar, erst mit einem wunderschönem Weitschuss von Siligardi aus 20 Metern und dann noch mit dem Treffer von Dionisi, wieder nach Vorlage von Paulinho. Alle Tore können in einem angenehm geschwätzlosen Video wie immer auf der Vereinsseite bestaunt werden.
Dabei werden den Zuschauer_innen auch nicht die stimmungsvollen Bilder aus der Curva Sud der Stabies* verborgen bleiben. Es gibt also doch noch Fankultur in der Serie B, wie das rote Aufleuchten zwischen den blau-gelben Fahnen beweist. Oder auch die Tapeten in Gedenken an den vor etwas mehr als einem Jahr bei einem Verkehrsunfall gestorbenen Stabia-Fan Nino.
Die allgemein ausgelassene Stimmung rührte auch noch vom Sieg gegen Sampdoria im Pokal vor einer Woche her. Die Euphorie der Curva Sud hält aber schon länger an. Bereits zum zweiten Mal wurde bei Stabia die Trikotnummer 12 nicht vergeben – sie ist der Tifoseria als „zwölftem Mann“ vorbehalten. Dafür musste der Verin eine Ausnahmegenehmigung beim Verband erbitten.
Ivano Pozzi von Alé Livorno gab für den Auftritt der Livornes* und das gezeigte Engagement gute Noten. Paulinho erhielt sogar eine 7.5. Ich erinnere mich gar nicht, diese Zahl schon einmal in der „Pagella“ gesehen zu haben. Einen guten Eindruck hinterließ auch der letzte Neuzugang Ramos Borges Emerson von Reggina. Der brasilianische Abwehrspieler kam bei Stabia gleich zu seinem ersten Einsatz und spielte die komplette zweite Halbzeit. Bei Mondo Calcio wurde besonders die Arbeit des erst seit eineinhalb Monaten in Livorno tätigen Trainers gelobt. Für Davide Nicola sei es ein Start „zum Einrahmen“, wie mensch die Redewendung wörtlich übersetzen würde. Also ein echter Auftakt nach Maß.
Nicola selbst zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Sieg, bei dem die Spieler_innen insbesondere Willenskraft und Überzeugung gezeigt haben. Er sieht aber auch noch eine Menge Arbeit vor sich. Führungsspieler_innen wie Stürmer Federico Dionisi sehen das ähnlich und bleiben auf dem Teppich. „Wir müssen weiter spielen und trainieren, mit dem größten Einsatz. Es ist ein Sieg, der uns und unsere Fans ohne Zweifel zufrieden macht, aber die Saison hat gerade erst begonnen“, wird Dionisi bei Museo Amaranto zitiert.
Weiter geht’s für Livorno am nächsten Montag. Der Gegner im ersten Heimspiel ist Padova. Es ist wieder ein Flutlichtspiel, leider auch wieder ohne uns… Umso lauter rufen wir: Forza magico Livorno!
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