Die Kühnheit und das Feuer ist zurück

Das einzig wahre Derby war es nicht. Es ging am Samstagnachmittag auf dem Platz schließlich nicht gegen Pisamerda.

Aber eine Partie gegen das zur Provinz Florenz zählende Empoli kann mensch schon in die Kategorie des Regionalderbys heben. Am vierten Spieltag sollte also der erste Härtetest in Sachen Kampfeswille für Mensch*schaft und Fans kommen. Allerdings war Empoli immer ein guter Gast im Picchi. Noch nie konnten die Weißblauen hier gewinnen. Und so sollte es auch an diesem Wochenende bleiben: Amaranto siegte klar mit 4:2.

Von Beginn an war Livorno das bessere Team. Schon nach acht Minuten ging Amaranto verdient in Führung. Luca Siligardi machte sein fünftes Saisontor. Anschließend verflachte die Partie etwas, Livorno verpasste es bei mehreren Gelegenheiten, das 2:0 zu machen. Das besorgte der Verteidiger Ramos Borges Emerson erst in der 63. Minute – mit einem Hammerschuss aus 25 Metern. Wenig später konnte Empoli verkürzen. Doch Amaranto ließ sich davon nicht beirren.

Die Einwechselung von Mirko Bigazzi (für Siligardi) sollte sich als äußert klug erweisen. Erst gab er die Vorlage für Paulinhos 3:1, bevor er selbst das vierte Tor für Livorno erzielte – und damit schon der siebte Torschütze für Livorno in dieser Serie B ist. Daß Empoli dann in der Nachspielzeit auch noch einmal traf, können wir getrost unter den Tisch fallen lassen. Ohne den verletzten Francesco „Ciccio“ Tavano, der Livorno vor vier Jahren zusammen mit Ale Diamanti in die Serie A schoß, spielen die Toscanes* derzeit gegen den Abstieg.

Der vierte Sieg im vierten Liga-Spiel – bisher spielt Livorno eine makellose Saison. Und lässt alte Erinnerungen wach werden. Nicht nur einfach an die Jahre in der Serie A, sondern vor allem an die Leidenschaft auf dem Platz und den Rängen, an gemeinsame Feste der angestellten Livornes* und der Einwohner*innen dieser wunderschönen Hafenstadt.

Wir hatten uns ja zuletzt im Mai schon darüber gefreut, daß ein paar der alten Fahnen rausgekramt wurden. Nun ist die Kurve nicht nur wieder besser gefüllt und endlich wieder zu hören, sondern es werden auch neue Stoffbahnen geschwenkt: Große rote Flächen sind mit gelben und schwarzen Streifen durchzogen – wahlweise horizontal und vertikal. Echt hübsch! Sogar ein wenig Rauch war bei Anpfiff aus den dichten Reihen in der Mitte der Curva Nord zu sehen. Die Hymne Baldi e fieri wird wieder in der Banda Bassotti Version zackiger gesungen. Und es gab auch wieder Tapeten zu bewundern, die über den Fußball hinausgehende Botschaften aus der Kurve übermittelten. So solidarisierten sich die Livornes* etwa mit den streikenden Arbeitern des Aluminiumherstellers ALCOA, wie bei Senza Soste zu sehen ist.

Es ist einfach erstaunlich und schön zu sehen, wie schnell sich die Stimmung wieder ins Positive zu kehren scheint. Obwohl die Mensch*schaft zu großen Teilen aus den selben Spieler*innen wie im letzten Jahr besteht, tritt sie nun ganz anders auf. Daß der Enthusiasmus zurück ist, muß also zu einem Großteil am Trainer liegen, der endlich das Potenzial dieser tollen Fußballer*innen aus ihnen herausholen kann, sodaß sie endlich in den Genuß einer leidenschaftlichen, emotionalen Tifoseria kommen. Zumal fast die Hälfte des Kaders aus Livorno und Umgebung stammt. „Sie konnten es besser machen als im letzten Jahr und tatsächlich ist es nun so“, sagte Trainer Davide Nicola nach dem Derbysieg. Nicht aber ohne die Aufstiegsträumereien zu bremsen: „Es gibt noch viel zu tun“. Dieser Satz scheint sein Mantra zu sein – und das der Mensch*schaft.

Kurve und Mensch*schaft vereint – das ist das Bild des Tages bei Alé Livorno. Francesco wünscht sich nun, daß die Fans diesen „magischen“ Augenblick genießen und nur daran denken, diese Mensch*schaft so gut wie möglich zu supporten. Auch wir finden, dass sie die Unterstützung der ganzen Stadt und aller Livornes* überhaupt derzeit einfach verdient!

Mehr Bilder bei Alè Livorno und beim Dreckstirreno

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