Wir sind Karls Ultra Bande!
Das Wochenende beginnt, wie allgemein bekannt ist, Freitag Abend nach Ende der lästigen Lohnarbeit. Und es endet Sonntag Nachmittag, wenn die Beschäftigung zum Lebenserhalt existenziell penetrant ruft. Dazwischen gibt’s Freude, Freunde und Bier, Bier, Bier…
Am vergangenen Freitag sah’s nich‘ anders aus. Es hieß, wie immer, raus aus’m Büro, rein in die Bahn, was essen und ab in die Kneipe. Zum abendlichen Verzehr des kalten Gerstensaftes bevorzugen wir übrigens die Astra Stube. Und dort trafen wir am letzten Freitag sehr sehr nette und symphatische Menschen… Nach intensiven Gesprächen und einigen gar nich‘ so schöne Anekdoten muß ich sag’n, den Jungs und Mädels gebührt ein großes Lob und noch größerer Respekt. Unglaublich, was sie in den vergangenen Jahren geschafft haben aber andererseits auch echt heftig, wie sie dafür angefeindet werden.
Samstag Vormittag hieß es, ebenfalls wie immer, früh aufsteh’n und ab in Richtung Babelsberg. Die Anreise verlief problemlos. Die von mir so gerne und liebevoll gescholtene Scheiß-Bahn fuhr pünktlich – für manche zu pünktlich – und brachte ’nen großen Mob 03nuller*innen, Scortesi, blauweiße Fans, lilaweiße „Ultras“ sowie andere Fußballinteressierte in den schönsten Kiez von Berlin. Dort angekommen ging’s mit ’nem kurzen Zwischenstopp im Fanladen inklusive Begrüßung der Gäste aus’m schönsten hanseatischen Kiez direkt in’ne Kurve. Dort angekommen hieß es erstma‘ schnack’n, aufbau’n… und warten. Und zwar auf die Gäste, die erst langsam eintrudelten. Vor allem die Aachen Ultras ließen sich Zeit. Doch sie war’n beim sich organisieren echt zackig. Die notorisch unpünktliche Nordkurve war zu diesem Zeitpunkt längst gut gefüllt. Vielleicht aber auch mit Beimfußballkuckenstummbleiberundbiertrinker*innen…
Die Aachener Karlsbande präsentierte sich übrigens, wie nicht anders zu erwarten war, in den Gesängen richtig widerlich aber auch sonst völlig desolat. Statt ihrer Lappen hingen, wie schon bei den Heimspielen im Tivoli Banner mit der Aufschrift „unerwünscht“. Gegen Rassismus und Extremismus will die Karlsbande neuerdings sein. Mit Sexismus und Homophobie haben sie aber weniger Probleme. Is‘ ja schließlich auch für Normalo-Fans und Fan*innen, die erstaunlicherweise gar nich‘ mal so wenig im Umfeld des KBU Blocks zu finden waren, Ausdruck und integraler Bestandteil einer vermeintlich lebendigen Fankultur. Zwischendurch rutschte einigen selbsternannten Neu-Antirassist*innen dann aber doch raus, was die Karlsbande tief im Inneren vor der Öffentlichkeit durch eine spektakuläre unendlich heuchlerische Selbstinszenierung vor allem in ihrem Schmierblatt „Banderole“ verbergen wollen. Da war er doch, der Rassismus, in Form antiziganistischer Gesänge in Richtung Babelsberger Block.
Die durch den Verein auferlegte Denkpause hat, wie schon an den „unerwünscht“ Bannern und Shirts zu erkennen ist, zu keiner Weiterentwicklung und Distanzierung zu rechtsoffenen Strukturen innerhalb der Karlsbande und ihrem Umfeld geführt. Ein „Umdenken“ findet nicht statt. Genauso wenig scheint die KBU an einer „Resozialisierung“ interessiert. Ganz im Gegenteil, die antiziganistischen Gesänge und die Ereignisse nach Abpfiff beweisen eindrucksvoll, daß die Karlsbande so dämlich bleiben möchte, wie sie schon bei der Gründung war. Zunächst enterten Macker*innen den Zaun oder rüttelten verwirrt an ihm. Draußen vor dem Gästeblock sollen sie auf die Aachen Ultras gewartet haben. Was ihnen geblüht hätte, kann sich mensch angesichts der Vorkommnisse in den vergangenen Monaten vorstellen. Außerdem gab es wohl kleinere Rangeleien mit Schutzmenschen…
Ansonsten brachte der zu Beginn etwa 50-60 Menschen große Stimmungsblock um die Karlsbande nich‘ viel zu Stande. Nach gefühlten und sicher passenden 18 Minuten „Supportboykott“ aufgrund des Betätigungsverbots ging’s zwar ordentlich laut los, aber das legte sich sehr schnell. Nach den üblichen sexistischen und homophoben Pöbeleien in Richtung Nordkurve, die von einem großen Teil des Gästeblocks mitgetragen wurden, brach der Block in sich zusammen. Schon am Ende der ersten Hälfte war nix mehr zu seh’n oder zu hör’n. Dieses desaströse Bild sollte sich in der zweiten Hälfte nich‘ mehr ändern. Lediglich zum Einklatschen kurz vor’m Abpfiff, als die Niederlage längst abzuseh’n war, stand die KBU wieder… Wirklich lächerlich, diese Ultras!
Die Aachen Ultras dagegen, die aufgrund der heftigen Gewalt gegen sie, den häßlichen Beschimpfungen und zahlreichen Übergriffen im Pufferblock standen, zeigten einen sehr viel besseren Auftritt. Ihr Tifo legte richtig fett los und hielt, bis auf kurze Pause, durchgehend bis zum Ende des Spiels. Beim Auftritt der Mensch*schaften formierte sich der kompakt stehende Supportblock mit Schals, Fahnen und lauten Gesängen. Die erste Hälfte hielten die Aachener*innen gut durch und war’n das ein oder andere mal auch in der Nordkurve zu hören. Die zweite Hälfte blieben die Fahnen zumeist unten und es wurde gesungen. Sehr schön fand ich, daß sich so circa 10-15 sichtbar nich‘ zu ACU gehörenden Menschen im Pufferblock einfanden. Offenbar gibt es doch immer mehr, die kein Bock hab’n auf die diskriminierende Scheiße der Karlsbande.
Die Nordkurve, diesmal ohne Vorsänger*innen dafür aber mit ’nem Neu-Ultra, bot ’ne recht durchwachsene Performance ab. Mit der Hymne 14482 legten die Babelsberger*innen zwar gut los, sangen sogar die letzte Strophe samt Refrain des Liedes trotz skandalösem Ausblenden durch den Stadion-DJ gemeinsam zu Ende. Danach dümpelte der Support aber leider lahm dahin. Aus der Kurve kam zwar ab und zu auch ma‘ ’nen ordentlich lauter Chor, aber insgesamt einfach zu wenig. Und auf dem Platz sah’s nich‘ viel besser aus. Phasenweise dachte ich, da würde irgend ’nen Oberligist spielen. Was für’n Rumgestolpere. Was für schlechte Pässe in den spieler*innenleeren Raum. Kaum kreative oder zwingende Aktionen nach vorne. Das einzig positive war, daß der Kasten hinten sauber gehalten wurde, was aber vor allem der noch größere Unfähigkeit der Aachener Alemann*innen zu verdanken war. Das Tor war dementsprechend ein erfolgreiches Rumgestocher im Gästefünferraum.
Die zweite Hälfte war etwas umkämpfter. Die Babelsberger*innen dominierten da Mittelfeld ohne kreativ nach vorne zu arbeiten. Die Alemann*innen igelten sich ein und stellten bis circa ’ne viertel Stunde vor Spielende die Angriffsarbeit ein. Die Abschlußoffensive wurde für beide Mensch*schaften gefährlich. Die blauweißen Gastgeber*innen strauchelten, fielen aber nich‘. Die gelbschwarzen Gäste handelten sich Konter ein. Am spektakulärsten war der Alleingang Lennart Hartmann gegen den am Mittelkreis stehenden Keeper, der versuchte schleunigst in seinen Kasten zurück zu kommen. Ich glaub, ich hab noch nie so oft Schieß gegröhlt… Am Ende hat’s gereicht. Babelsberg hat drei Punkte eingefahr’n. Die Alemann*innen – bis auf ACU – haben sich sowohl im Gästeblock als auch auf dem Rasen nich‘ gerade mit Ruhm bekleckert. Da fällt mir nur ein: wie die ein großer Teil der aktiven Fans, so widerlich aggressiv und gewaltvoll auch die Spieler*innen. Nach Abpfiff stürmte die Karlsbande erst den Zaun, um dann draußen Körperkontakt zu suchen. Getroffen sind die Nazis dort auf Schutzmenschen. Auf’m Rasen gerierte sich der Alemannen Kapitän Albert Streit als wahrer Hooligan und kassierte die gelbrote Karte. Vom Pöbeln und Gegner*innen suchen hat ihn das aber wenig abgehalten. Ihm zur Seite sprang übrigens (wahrscheinlich) die*er Torwarttrainer*in, die sich ebenfalls sichtbar schlägern wollte… Für Alemannia war der Platzverweis für Streit übrigens die zweite Rote nach Hellers glatter Roter wegen Nachtretens…
Nach dem Spiel hieß es bei Gegrilltem und Bier im Freiland ausspannen. Mit netten Menschen, bei sehr informativen und erhellenden Gesprächen macht Ultrà Unterhaltung richtig Laune – und von all dem angesprochenen gab’s in Hülle und Fülle. Den Tag ließen wir im Nowawes ausklingen. Bei Matrialklauversuchenverhindern, mit leckerem Flens und ’nem Gespräch über die Oktoberrevolution fiel’s schwer sich zu verabschieden. Aber das Bett rief… Und so endete wieder mal ’nen schönes Wochenende!
Schlagworte: ACU, Bilder, Dritte Liga 2012 / 13, Nordkurve, Sexist*innen, smash homophobia, Solidarität