Scheiß Spiel – grandiose Kurve!
Da hatten wir endlich mal wieder Zeit ’nen Spiel von Amaranto zu sehen und dann so was.
Die ausverkaufte Kurve war zwar grandios und laut. Das Curva Nord Fest am Samstag, bei dem der gesamte Kader anwesend war sowie an dem sich die Livorno Helden Igor Proti und Cristiano Lucarelli beteiligten, hatte mehr versprochen. Endlich ist wieder ein Interesse des Vereins an der Stadt und dann den Livornes* zu spüren. Doch bei den Spieler*innen scheint davon wenig angekommen zu sein. Die versagten, ganz im Gegenteil zur Kurve und den Livornes*, auf der ganzen Linie.
Eins zu Fünf hat sich Amaranto im eigenen Wohnzimmer abschießen lassen. Der Platzverweis nach einer vermeintlichen Notbremse durch den Livorneser Goalie Mazzoni und die frühe Unterzahl kann nicht als Rechtfertigung für diese Katastrophe herhalten. Auch der Rückstand nach dem Elfer war nicht der Grund für diese haushohe Niederlage. La Spezia wirkte einfach frischer, spielte sehr viel konzentrierter und war den Livornes* immer einen Schritt voraus. In der ersten Hälfte sah’s zwar noch besser für Amaranto aus, was allerdings nicht bedeutet, daß es tatsächlich ernsthafte Chancen für die Gastgeber*innen gab. Leider muß ich sagen.
Die zweite Hälfte sollte mensch schnell vergessen. Das Desaster begann schon mit dem erneuten Anpfiff. Livorno hatte den Ball und gab ihn fatal ab. Ergebnis war das 0:2 in der ersten Minute. Es folgte eine katastrophale Leistung nach vorn wie nach hinten. Die Gäste standen waren schneller, standen immer vor dem Ball, stellten den Raum gut zu und zogen den Gastgeber*innen mehrfach davon. Die Livornes* dagegen konnten zwar im Mittelfeld mithalten, nach vorne waren sie aber viel zu harmlos. Den Strafraum betraten sie nur selten. Im Fünfer waren sie gar nicht zu finden. Grauenhaft. Für den „Ehren“-Treffer mußte es deshalb schon ein Strafstoß sein. Von alleine hätten die Livornes* den Ball nicht in’n Kasten befördern können. Dazu bedurfte es schon einer kleinen Unachtsamkeit der Gäste im eigenen Strafraum. Und hinten sah es nicht viel anders aus. Amaranto kassierte dementsprechend weitere Tore.
Was auf dem Rasen nicht klappte, die Leidenschaft und das Herz, die den Spieler*innen fehlten, bot die Curva Nord. Sie waren tatsächlich wieder da – die engagierten und enthusiastischen Livornes*. Die Kurve war ausverkauft. Im Stimmungblock sangen einige hundert ältere und vor allem jüngere Tifos* durchgängig. Sie waren zwar nicht immer ohrenbetäubend laut, dafür aber trotz des katastrophalen Spielverlaufs, immer zu hören. Vor allem am Ende des Spiels wurde es dann doch noch richtig laut. Und zwar bei meinem Lieblingschor „Quello che io sento“ (Was ich fühle…). Nach Abpfiff kam die Mensch*schaft sogar in die Kurve und bedankte sich. Die Trikots wollten die Livornes* dann aber (vorerst) doch nicht haben.
Also, die Kurve lebt. Sie hat sich gefunden und funktioniert selbst bei Grottenleistungen der Livornes*auf dem Rasen. Besonders wichtig finde ich, daß die Jüngeren wieder kommen. Und sie lassen sich nicht einschüchtern – nicht von Scheiß Spielen, nicht von einem ignoranten Präsidenten und erst recht nicht von Scheißrepression. Die Curva Nord brennt wieder!
Bilder von Amex gibt es bei Alè Livorno
Schlagworte: AS Livorno, Curva Nord Livorno, Picchi, Serie B 2012 / 13
10. Oktober 2012 um 7:41 pm Uhr
Geht der grossteil der BAL noch ins Stadion? Bzw. kann man was neues in der Form „erwarten“?
11. Oktober 2012 um 3:38 am Uhr
ciao josef,
meinem kenntnisstand nach, lehnen es auch jetzt noch ein großteil der alten bal ab, ins stadion zu gehen…sei es wegen noch aktiver daspo, oder der weigerung sich den dort vorhanden repressionsgestzen zu unterwerfen.
wenn ich im livorno forum nichts falsch vestanden hab, sollte mensch von der neuen gruppe, so sie es denn gibt, nichts in der alten form erwarten…ist ja auch nur noch schwer möglich, wenn mensch ein transpi wochen vorher genehmigen lassen muß und kratives material für die kurve größtenteils verboten ist. auch soll die politik wohl nicht mehr so einen großen raum einnehmen, wie sie es zu zeiten der bal ja hatte.
aber ich lass mich gern eines besseren belehren, die compagn* von der bava, haben da sicherlich den direkteren draht zu…ich übergebe… ; )
11. Oktober 2012 um 1:54 pm Uhr
Die alten B.A.L. Mitgleider*innen gehen nicht gemeinsam oder als größere Gruppe ins Stadion. Es geht schon welche, die auch sichtbar sind. Aber meistens sind es tatsächlich Einzelpersonen, die auch als Unorganisierte das Spiel verfolgen. Also, von da ist wenig zu erwarten.
Die neue Euphorie und der Enthusiasmus der Kurve wird vor allem von jungen Menschen getragen. Unter ihnen übrigens sehr viele Frauen. Aber genaueres wissen wir selbst noch nicht. In unserer neuen Ausgabe von Diario di Dario (die am 25. Oktober erscheint) wird es dazu einiges mehr geben.
Aber soviel schonmal zuvor: Auch die neue Gruppe ist politisch, nach deutschen oder italienischen Ansprüchen, oder apolitisch, für livorneser Verhältnisse. Es bleibt ein klares antifaschistisches Bekenntnis. Rassismus wird nicht geduldet. Und die kommunistische Folklore ist ebenfalls nicht verschwunden. Es soll aber sehr viel weniger „stalinistisch“ vorgehen 😉
11. Oktober 2012 um 8:51 pm Uhr
danke für die antworten!
freu mich schon auf das heft!