Wat heiszt’n…

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In der Inszenierung IN UNSEREM NAMEN am Maxim Gorki Theater in Berlin fordert die Figur Hasan das Publikum auf, die Sprache der Obst- und Gemüsehändler sowie der Imbiss-Wirte zu lernen. An dieser Stelle wollen wir dem Aufruf nachkommen. Wir wollen Worte, Sätze und Floskeln in verschiedenen Sprachen vorstellen, die in Babelsberg, in der Kurve und in den verschiedenen Teams des SV Babelsberg gesprochen werden. Heute erzählt Abdi, Kapitän der Dritten des SV Babelsberg 03, was ihm wichtig ist.

Ich spreche für diese Reihe verschiedene Menschen an. Denn schließlich ist das Ziel dieser Reihe die unterschiedlichen Sprachen, die vielfältigen Sichtweisen und Persönlichkeiten zu Wort kommen zu lassen. Deshalb habe ich Abdi angesprochen. Aber er hat anders reagiert, als erwartet. Und er hat mir, ohne das er es wollte, einfach nur mit seiner hoffnungsvollen und enthusiastischen Ehrlichkeit meine eigenen und ehrlich gesagt für mich selbst erschreckend instrumentalisierenden Klischees vor Augen geführt. Dies zur Erläuterung zuvor…

Abdi spricht einige Sprachen. Nämlich Somali, Englisch, Deutsch und ein bißchen Arabisch. Zurzeit unterhält er sich meistens auf Deutsch oder englisch, wobei ersteres die Sprache seines Herzens ist. Ich kann mir das zwar echt nur schwer vorstellen. Aber, wenn ich ehrlich bin, hab ich mir darüber tatsächlich noch keine Gedanken darüber gemacht oder besser machen müssen, welche Sprache die Sprache meines Herzens ist, also die Sprache in der ich denke, in der ich fühle und in der ich mich am besten ausdrücken kann. Abdi, auf jeden Fall, mag deutsch sehr. Die fast zu einem einzigen Wort gewordene Phrase „Ganz toll“ mag er besonders gern. Und der Spruch „Aller Anfang ist schwer“ bedeutet ihm viel.

Diese Redewendung, so meint er, beschreibt seine Situation am Besten. Er ist neu in Deutschland. Er steht am Anfang und es ist schwer. Aber er ist sicher, dass es irgendwann einfacher wird. Er wird Deutsch lernen und sich integrieren. Noch ist alles ziemlich schwer für Abdi. Aber das Leben ist am Anfang immer nicht besonders leicht. Wenn du anfängst, irgendwas zu lernen, du deinen ersten Tag auf Arbeit hast, du anfängst eine ganz neue Sprache zu sprechen, die völlig anders und kompliziert als die eigene ist, wie zum Beispiel deutsch für Abdi. Aber irgendwann, nach einiger Zeit wird es besser und das Leben ändert sich. Wenn du fest daran glaubst, an diesen Spruch, dann schaffst du es. Und deshalb gibt Abdi nicht auf. Denn aller Anfang is immer schwer. Für alle.

Eine für ihn wichtige Redewendung in Somali hat er mir dann aber doch noch gegeben. Die ist aber weniger hoffnungsvoll. Darin heißt es, dass wir über den Tod immer nur aus der Ferne zu kennen glauben. Es sind nur Kamel-Treiber*innen und Menschen, die ihm nahe zu sein scheinen. Mit uns und uns Nahestehenden soll er nie zu tun haben. Auf Somali wird diese Weisheit wie folgt gesprochen: Geeriyi nin aanad garanayn iyo geeljire ayay ku roon tahay.

Erschienen im Ultra Unfug #228

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