Amaranto ohne Moro im freien Fall

Nach zehn Tagen der Trauer über den tragischen und plötzlichen Tod von Piermario Morosini im Spiel bei Pescara am 14. April ging es für Amaranto sportlich weiter. Vor Anpfiff der Partie im heimischen Picchi gegen Cittadella vor einer Woche wurde noch einmal Moro gedacht. Viele Stadionbesucher trugen die weißen T-Shirts mit der roten Nummer 25, die für einen guten Zweck verkauft wurden. Auch die gut gefüllte Kurve sammelte Geld für Defibrilatoren. Eine Schweigeminute wurde eingelegt und anschließend Luftballons mit einem Trikot mit der Nummer 25 in den Himmel entlassen. In der Kurve war ein großes Bild von Moro aufgestellt. Er spielte nicht mehr mit, schaute aber zu, sollte wohl die Botschaft lauten. Nach diesen emotionalen Momenten sollte die Konzentration wieder auf dem Fußballspiel liegen – ganz im Sinne von Moro, der vor seinem letzten Spiel zu Torwart Luca Mazzoni sagte: „Prendiamoci questo risultato“ – Holen wir uns diesen Sieg.

Leider gelang es Amaranto nicht, diese Konzentration an den Tag zu legen. Die Elf von Madonna spielte nervös, die erarbeiteten Torchancen wurden von Dionisi und Paulinho nicht genutzt. Stattdessen machte Cittadella kurz vor dem Pausenpfiff den Führungstreffer. In der zweiten Halbzeit spielte Amaranto besser und belohnte sich mit dem Ausgleich durch Dionisi. Es sah danach aus, als könnte die squadra das Spiel doch noch drehen. Aber nein, der Schiedsrichter entschied die Partie. Denn er pfiff nicht das eindeutige Stürmerfoul an Knezevic, woraus Cittadella das 1:2 erzielte. Nach einer hitzigen Schlussphase, in der Knezevic und ein Cittadella-Spiele* vom Platz flogen und Bernadini aus zwei Meter Torentfernung die letzte Großchance für Livorno vergab, verlor Amaranto mal wieder. Ausgerechnet mit demselben Ergebnis wie vor dem Tod Morosinis gegen Padova.

Ein gewichtiger Unterschied war jedoch, dass die Kurve wieder auflebte. Nicht nur, dass insgesamt mit 7000 Menschen wieder mal mehr im Stadion los war – in den letzten Monaten pegelte sich die Zuschauerzahl bei 5000 ein – die Curva Nord war auch aktiv: Spruchbänder zu den noch immer nicht ausgeräumten Ungereimtheiten bei Morosinis Tod, zur Kraft der Fans im Kampf gegen immer schärfere Auflagen  und Grüße ins Baskenland. Sogar Gesänge waren wieder zu hören und es gab eine Schalparade, wie Bilder bei Alé Livorno belegen.

Gegen Ascoli wollte es Amaranto besser machen. Im „Del Duca“ sollte ein Sieg her, um nicht doch noch in den Abstiegsstrudel zu geraten. Die in schwarz-weiß gestreiften Trikots auflaufenden Marchegian* lagen in der Tabelle hinter Livorno, ein klassisches 6-Punkte-Spiel also. Amaranto begann auch gut und hielt Ascoli in seiner Hälfte gedrückt. Doch die ließen sich nicht lange einschüchtern und schossen in der 36. Minute den Führungstreffer. Wieder musste Amaranto also einem Rückstand hinterherlaufen, worauf die squadra offenbar keine große Lust hatte, wie sich in der zweiten Hälfte zeigte. Stattdessen legte Ascoli mit dem 2:0 nach. Das Spiel sollte aber noch einmal spannend werden, als nämlich Alessandro Sbaffo nach zwei gelben Karten in der 66. Minute den Rasen verlassen musste. Doch Livorno stellte sich jetzt so richtig dämlich an. Die Überzahl wurde nicht genutzt. Zu guter letzt vergab Dionisi dann auch noch einen Handelfmeter.

Damit hat Amaranto in zwei so wichtigen Spielen versagt und ist vor der Partie heute Abend gegen den Tabellenführer der Serie B, den FC Torino, nur noch drei Punkte von den Play-out-Plätzen entfernt. Während in Berlin 25 Jahre Revolutionärer 1. Mai begangen wird (wenn mensch es genau nimmt, ists ja schon der 26. Revolutionäre Erste Mai), muss Amaranto heute alles geben und „mit dem Messer zwischen den Zähnen“, wie es Irene Tristarelli bei Alé Livorno formuliert, im Picchi auflaufen. Auch Trainer Madonna hat verstanden, worum es jetzt geht. Er will ein Livorno, das kämpft, sagte er gestern bei der Pressekonferenz vor dem Spiel. Hoffentlich hat er das auch der squadra verklickern können. Vielleicht hat er ihnen ja anlässlich des zehnten Jahrestages des wohl wichtigsten Tores in der Geschichte des AS Livorno mal das Video vom Tor von Igor Protti gezeigt, das am 28. April 2002 nach 30 Jahren den Wiederaufstieg in die Serie A besiegelte. Franco Marino weist jedoch in einem beeindruckenden Artikel bei Senza Soste auch darauf hin, welche Wendung der Beginn des sportlichen Erfolgs von Livorno für die Fanszene, insbesondere für die BAL, brachte.

Wie zuletzt bei unserem Sportverein liegen jetzt auch vor Livorno nur noch Endspiele. Wenn wir am Monatsende zum letzten Spiel anreisen, wollen wir nicht den Abstieg bedauern müssen. Also, forza ragazz*! Forza magico Livorno – auch für Piermario!

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