95 Jahre Oktoberrevolution und ein neues Heft

Heute vor 95 Jahren haben Arbeiter*innen, Angestellte, Soldat*innen, Bauern und Bäuer*innen in Russland die Herrschaft der reformerischen Sozialrevolutionär*innen beendet und die Macht an ihre Räte übergeben. Im Februar wurde bereits der absolutistisch regierende Adel davon gejagt. Im Oktober waren die bürgerlichen Nachfolger*innen um die provisorische Regierung an der Reihe. Der Schuß der Aurora, das ohrenbetäubende letzte Signal zum Ende des alten Regimes, öffnete die Tür zu einem neuen Zeitalter. Wir haben uns entschieden, daß die zweite Ausgabe von Diario di Dario in Erinnerung an die Revolte der Räte am 25. Oktober erscheinen soll. Wir möchten damit die revolutionären Menschen in Petrograd und Russland ehren.

Für uns gehören der 25. April 1945, der Tag der Befreiung Italiens vom Faschismus, und der 25. Oktober 1917 zusammen. Denn die Idee von einer emanzipatorischen Gesellschaft ist bis heute untrennbar mit dem antifaschistischen Kampf verknüpft. Das neue Heft verbindet unseren politischen Anspruch, für eine gerechte Gesellschaft zu kämpfen, in dem wir an die Oktoberrevolution erinnern, mit unserem Selbstverständnis als antifaschistische Fußballfans. 

Bevor es um den unterhaltsamen Alltag reisender Fußballfans geht, beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mit Livorno. Zunächst stellen wir die Orte vor, die uns besonders wichtig sind. Danach geht es um das Teatrofficina Refugio – ein selbstorganisiertes Kulturprojekt mitten im schönsten Stadtteil von Livorno. Wir stellen das Konzept des verantwortlichen Kolletivs vor, beschäftigen uns mit dem Musikfestival IndiRefugio und anderen Aktivitäten des Projekts. In diesem Zusammenhang möchten wir uns vor allem bei Alessandra Falca für die Unterstützung bedanken. Sehr wichtig, aber leider nur wenig bekannt, ist die Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Stadt. Dem helfen wir etwas ab und thematisieren die Geschichte des jüdischen Livorno in einem extra Text. Den Abschluß des Schwerpunktes bildet unser Bericht vom letzten Serie B Spiel in der vergangenen Saison.

In den folgenden Texten geht es um reisende Fußballfans sowie um Ultras und ihre Lektüre. Besonders erfreut sind wir, zwei Texte aus Domenico Mungos Sensomutanti veröffentlichen zu dürfen. Vielen Dank, Mr. Altravita, für die Übersetzung und das Zurverfügungstellen! Im ersten Text, übrigens, geht es um den Schwarzen Block. Und in „Ich bin so, wie du mich haben willst“ explodiert Mungo poetisch und rotzt der bürgerlichen Gesellschaft Haß und Verachtung ins Gesicht. Grandios!

Danach geht es eher analytisch weiter. Zunächst beschäftigt sich Flo mit Ultra und Gewalt, was im folgenden Text erschreckend konkretisiert wird. Wir beschäftigen uns nämlich sehr ausführlich mit der Aachener Fanszene und der fatalen, beinah schon tradionellen Verbindung zu den lokalen Nazistrukturen. Es ist kein Zufall, daß NPD-Kader*innen, wie Sascha Wagner, militante Aktivist*innen der vor wenigen Monaten verbotenen Kameradschaft Aachener Land (KAL) und Nazi-Hools am Tivoli akzeptiert sowie als Teil der Fanszene betrachtet werden. Die Angriffe auf die antirassistischen Aachen Ultras durch die rechtsoffene Karlsbande sind die gewaltvolle Konsequenz der Ignoranz gegenüber der Nazi-Hegemonie im Stadion und der Stadt. Der offensive Kampf für ein bunte Kurve ohne Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie braucht Solidarität. Deshalb: Kopf hoch Aachen Ultras! Wir stehen an eurer Seite!

Übrigens, Partizan Minsk benötigt ebenfalls weiterhin jede Unterstützung. Wir sprachen mit Verantwortlichen des Vereins und lassen die erste Saison nach der Übernahme durch die Fans Revue passieren. Und Apropos Freund*innen. Tataaa… Wir präsentieren eine Prämiere – die Zujezogenen ’03 haben uns ein sehr ausführliches Interview gegeben. Auf ganzen zwölf Seiten – übrigens der längste Text im Heft – erzählen sie, woher sie kommen, sprechen über Nulldrei, Ultrà und Fankultur, aber auch zur Stadtpolitik äußern sie sich. Vielen Dank dafür!

Wir bedanken uns aber auch bei allen unseren Autor*innen und Fotograf*innen, bei unseren Freund*innen aus der Nordkurve in Babelsberg und selbstverständlich bei den grandiosen Livornes*. Wer Interesse am neuen Heft hat, kommt einfach auf uns zu, wendet sich vertrauensvoll an unsere Freund*innen vom Filmstadtinferno ’99 oder schreibt uns.

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